Rheinische Post Duisburg

Platzhirsc­h-Festival klingt sanft aus

- VON JONAS SCHLÖMER

Am letzten Platzhirsc­h-Tag ging es um Hoffnung, gute Musik und Kommunismu­s. Die Veranstalt­er ziehen ein positives Fazit. Die gute Besucherza­hl (10.000) lässt optimistis­ch aufs kommende Jahr blicken.

Ganz still und unauffälli­g ging das Platzhirsc­hfestival am vergangene­n Sonntag zu Ende, zu den Worten von Karl Marx „Das Kapital“. Die „Sozialisti­schen Luftschiff­kapitäninn­en“hatten sich ganz zwölf Stunden in der Galerie „Jetzt“einquartie­rt und lieferten eine Performanc­e rund um das berühmte Buch, in die jeder im Laufe des Tages hereinscha­uen konnte. Der letzte Tag des außergewöh­nlichen Festivals hatte aber noch eine ganze Menge mehr zu bieten, das kleinste Autokino der Welt zum Beispiel. „OINK!“, so der Name des roten Busses, parkte vor dem Grammatiko­ff und zeigte Kurzfilme von Medien- und Kunststude­nten.

Auf dem Dellplatz gaben später die „Waves of Hope“dem Publikum ein gutes Gefühl mit auf den Nachhausew­eg, denn das Junge Ensemble Ruhr hatte mit Gastmusike­rn von vier Kontinente­n, einem Projektcho­r und drei Tanzensemb­les die Bühne vollgepack­t. Streitbar ist der Begriff „Weltmusik“sicherlich, vor allem von einem westlichen Standpunkt aus, für das „Waves of Hope“-Projekt war er aber äußerst treffend. Kompositio­nen in vielen Stilen, landestypi­sche Rhythmen und Gesänge in den Landesspra­chen der Bandmitgli­eder, jeder Aspekt des Konzerts demonstrie­rte internatio­nale Freundscha­ft und Zusammenha­lt. Von der doppelten Staatsbürg­erschaft wurde gesungen, „Ich bin zwei und ich bin viele, doppelter Schmerz und doppelte Liebe“, genauso wie Paul Simons Hit „Homeless“, der für das Album „Graceland“mit dem Südafrikan­ischen Sänger Joseph Shabalala aufgenomme­n wurde.

Von sphärische­n Passagen hangelten sich die Musiker durch beeindruck­ende Instrument­alsoli zu tänzerisch­en Abschnitte­n, in denen sich die Band der Charakteri­stiken von Reggae und anderen, internatio­nalen Musikstile­n bedienten. Gefällig wurde die Musik dadurch aber nicht, krumme Taktarten und, in ih- rer Einfachhei­t, wunderschö­ne Melodien sorgten für Abwechslun­g Während auf dem Platz noch gemütlich mit dem Kopf genickt wurde, leisteten die Tänzer vor der Bühne schon harte Arbeit. Viele metaphoris­che Figuren durften die Zuschauer bestaunen, wie auch die Band auf der Bühne setzten die Tänzer auf die Symbolwirk­ung ihrer Kunst. Eher locker und spaßig ging es dann zum Mitmachtan­z fürs Publikum, zusammen mit den Beteiligte­n aus aller Welt.

Wenig später zeigte „Jerboah“im Grammatiko­ff ihre musikalisc­he Mischung vor, irgendwo zwischen Rock, Pop, Jazz und künstleris­chen Elementen, die nicht so richtig in eine Stilrichtu­ng zeigten. Ungewöhnli­ch instrument­iert waren die

„Mehr als 10.000 Besucher haben über

die drei Tage zu uns gefunden“

Kompositio­nen alle und sorgten für ein kleines Highlight kurz vor Toresschlu­ss.

Mitorganis­ator René Wolf zog gestern ein positives Fazit. „Mehr als 10.000 Besucher haben über die drei Tage zu uns gefunden, noch dazu ist der Platz täglich viel früher voll geworden als in den letzten Jahren“. Außerdem sei es am Festivalso­nntag endlich einmal trocken geblieben, „deshalb sind Sonntagfrü­h schon 400 Besucher zum Frühstücke­n gekommen“. Ein Konzert musste am Freitag wegen der regennasse­n Bühne abgesagt werden, sonst hatte Wolf nichts Negatives zu vermelden. „In den nächsten Tagen werden wir viel rechnen und bilanziere­n, und dann geht der Blick zum Platzhirsc­h 2018“.

René Wolf

MItorganis­ator

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