St. Martin mit Laternen aus Müll
Mit Laternen aus Müll und Ideen aus der Theaterwerkstatt laden Schüler der Sekundarschule am Freitag zum Zug der Solidarität. Das Motto lautet: Wer teilt, gewinnt.
RHEINHAUSEN Das Meer ist für alle da. Auch wenn es noch nicht ganz fertig gemalt ist, symbolisiert das Wasser auf der „Weltlaterne“schon jetzt den Zusammenhalt. Der Ozean, den die Schüler der Klasse 6f der Sekundarschule gestern mit dunkelblauer Farbe auf einen weißen Lampion pinselten, verbindet nicht nur Kontinente, sondern auch Menschen. Das weiß Amos, der 2014 über das große Wasser aus dem Kongo nach Rheinhausen kam, sehr genau. Der Elfjährige spricht ein hervorragendes Deutsch. „Ich helfe ihm dabei“, sagt Diyar, der Klassenkamerad mit türkischen Wurzeln.
Füreinander da sein, teilen, gemeinsam die Welt ein Stück besser machen – Werte wie diese stehen aktuell ganz besonders intensiv auf dem Stundenplan der Sekundarschule. Unter dem Motto „Weck auf Mann! Wer teilt, gewinnt“bereiten sich die Mädchen und Jungen auf ein außergewöhnliches St. MartinsFest am kommenden Freitag, 17. November, vor. Nach der gelungenen Premiere 2016 gibt es auch in diesem Jahr in Rheinhausen wieder einen Martinszug, der mehr bieten will als bunte Lichter und Tüten voller Süßigkeiten.
Sekundarschule, Kinder- und Jugendbühne Bahtalo, Sportjugend und Alevitische Gemeinde laden die Rheinhauser mit Unterstützung des Förderprogramms „Interkultur Ruhr“ein, gemeinsam ein Fest der Solidarität zu feiern. „Hier geht es nicht um einen reinen Kinderzug, sondern um ein Zeichen für kulturelle Vielfalt und Miteinander“, betont Projektleiterin Annegret KellerStegmann. Sie hofft, dass möglichst viele die Einladung annehmen. „Der Zug soll ein Ort der Begegnung werden.“
Die jungen Teilnehmer sind bestens gerüstet für den Martinszug. In Theaterwerkstätten, im Kindercafé und im Unterricht haben sie sich gemeinsam mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften mit dem Thema Teilen auseinandergesetzt. „Abgeben ist wichtig, wir möchten doch auch mit denen feiern, die aus armen Ländern kommen und kein Geld haben“, sagt Sude, elf Jahre alt. Sie hat nicht nur ihren eigenen Laternenstab bezahlt, sondern spendet einen weiteren für ein Kind, dessen Eltern die 1,50 Euro nicht so einfach entbehren können. „Nimm2“heißt diese Ation.
Für Amos ist so etwas völlig selbstverständlich. Aus dem Kongo kennt er das gar nicht anders. „Wer etwas hat, gibt anderen etwas davon“, sagt der Junge. So wie Carmen, die zuhause sieben Geschwister hat und es auch ganz normal findet, dass man da nicht alles für sich alleine haben kann.
Oder Enes (12) und sein Klassenkamerad Diyar, die beide schon mal ihr eigenes Essen Obdachlosen gegeben haben.
Dass nicht alle Menschen so denken und handeln, haben einige Schüler im Rahmen des Martinsprojektes auf der Bühne des Kom’ma Theaters erlebt. Sude war dabei und hat im Spiel der Jugend- bühne Bahtalo erlebt, wie es sich anfühlen kann, wenn man mit seiner Not alleine gelassen wird.
Umso wichtiger findet sie es, dass am Freitag möglichst viele Menschen verstehen, wie modern die Geschichte vom heiligen Martin und dem Bettler ist. Passend dazu werden nachhaltige Laternen leuchten. „Man muss doch nicht immer alles neu kaufen!“Das haben die Sechstklässler bei der Vorbereitung auf den Martinszug verinnerlicht.
Aus alten Joghurtbechern, Milchtüten und Konservendosen lassen sich ganz zauberhafte Laternen bas-
Annegret Keller-Stegmann teln. Davon haben die Schüler so viele gebastelt, dass sie anderen, die keine haben, welche abgeben können – wer teilt, gewinnt!
„Hier geht es um ein
Zeichen für kulturelle Vielfalt und Miteinander“
Projektleiterin