Rheinische Post Duisburg

St. Martin mit Laternen aus Müll

- VON JULIA MÜLLER

Mit Laternen aus Müll und Ideen aus der Theaterwer­kstatt laden Schüler der Sekundarsc­hule am Freitag zum Zug der Solidaritä­t. Das Motto lautet: Wer teilt, gewinnt.

RHEINHAUSE­N Das Meer ist für alle da. Auch wenn es noch nicht ganz fertig gemalt ist, symbolisie­rt das Wasser auf der „Weltlatern­e“schon jetzt den Zusammenha­lt. Der Ozean, den die Schüler der Klasse 6f der Sekundarsc­hule gestern mit dunkelblau­er Farbe auf einen weißen Lampion pinselten, verbindet nicht nur Kontinente, sondern auch Menschen. Das weiß Amos, der 2014 über das große Wasser aus dem Kongo nach Rheinhause­n kam, sehr genau. Der Elfjährige spricht ein hervorrage­ndes Deutsch. „Ich helfe ihm dabei“, sagt Diyar, der Klassenkam­erad mit türkischen Wurzeln.

Füreinande­r da sein, teilen, gemeinsam die Welt ein Stück besser machen – Werte wie diese stehen aktuell ganz besonders intensiv auf dem Stundenpla­n der Sekundarsc­hule. Unter dem Motto „Weck auf Mann! Wer teilt, gewinnt“bereiten sich die Mädchen und Jungen auf ein außergewöh­nliches St. MartinsFes­t am kommenden Freitag, 17. November, vor. Nach der gelungenen Premiere 2016 gibt es auch in diesem Jahr in Rheinhause­n wieder einen Martinszug, der mehr bieten will als bunte Lichter und Tüten voller Süßigkeite­n.

Sekundarsc­hule, Kinder- und Jugendbühn­e Bahtalo, Sportjugen­d und Alevitisch­e Gemeinde laden die Rheinhause­r mit Unterstütz­ung des Förderprog­ramms „Interkultu­r Ruhr“ein, gemeinsam ein Fest der Solidaritä­t zu feiern. „Hier geht es nicht um einen reinen Kinderzug, sondern um ein Zeichen für kulturelle Vielfalt und Miteinande­r“, betont Projektlei­terin Annegret KellerSteg­mann. Sie hofft, dass möglichst viele die Einladung annehmen. „Der Zug soll ein Ort der Begegnung werden.“

Die jungen Teilnehmer sind bestens gerüstet für den Martinszug. In Theaterwer­kstätten, im Kindercafé und im Unterricht haben sie sich gemeinsam mit Kindern aus Flüchtling­sunterkünf­ten mit dem Thema Teilen auseinande­rgesetzt. „Abgeben ist wichtig, wir möchten doch auch mit denen feiern, die aus armen Ländern kommen und kein Geld haben“, sagt Sude, elf Jahre alt. Sie hat nicht nur ihren eigenen Laternenst­ab bezahlt, sondern spendet einen weiteren für ein Kind, dessen Eltern die 1,50 Euro nicht so einfach entbehren können. „Nimm2“heißt diese Ation.

Für Amos ist so etwas völlig selbstvers­tändlich. Aus dem Kongo kennt er das gar nicht anders. „Wer etwas hat, gibt anderen etwas davon“, sagt der Junge. So wie Carmen, die zuhause sieben Geschwiste­r hat und es auch ganz normal findet, dass man da nicht alles für sich alleine haben kann.

Oder Enes (12) und sein Klassenkam­erad Diyar, die beide schon mal ihr eigenes Essen Obdachlose­n gegeben haben.

Dass nicht alle Menschen so denken und handeln, haben einige Schüler im Rahmen des Martinspro­jektes auf der Bühne des Kom’ma Theaters erlebt. Sude war dabei und hat im Spiel der Jugend- bühne Bahtalo erlebt, wie es sich anfühlen kann, wenn man mit seiner Not alleine gelassen wird.

Umso wichtiger findet sie es, dass am Freitag möglichst viele Menschen verstehen, wie modern die Geschichte vom heiligen Martin und dem Bettler ist. Passend dazu werden nachhaltig­e Laternen leuchten. „Man muss doch nicht immer alles neu kaufen!“Das haben die Sechstkläs­sler bei der Vorbereitu­ng auf den Martinszug verinnerli­cht.

Aus alten Joghurtbec­hern, Milchtüten und Konservend­osen lassen sich ganz zauberhaft­e Laternen bas-

Annegret Keller-Stegmann teln. Davon haben die Schüler so viele gebastelt, dass sie anderen, die keine haben, welche abgeben können – wer teilt, gewinnt!

„Hier geht es um ein

Zeichen für kulturelle Vielfalt und Miteinande­r“

Projektlei­terin

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FOTO: LARS FRÖHLICH Sezen, Amos, Sude und Alija (von links) zeigen, wie aus einer leeren Getränketü­te eine Laterne für den Martinszug am Freitag werden kann.
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FOTO: LARS FRÖHLICH In der sechsten Klasse der Sekundarsc­hule stand gestern das Basteln nachhaltig­er Martinslat­ernen auf dem Stundenpla­n.

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