Marxloh: Der Bundespräsident kommt
Am Dienstag werden Bundespräsident Hans-Walter Steinmeier und seine Ehefrau unserer Stadt einen Besuch abstatten. Ihr Ziel ist Marxloh – ein Stadtteil, den die Politprominenz in der Vergangenheit immer wieder aufgesucht hat.
Die meisten von uns werden sich noch gut an den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer vor zwei Jahren erinnern. Ihr Interesse an dem Problemstadtteil sahen viele mit gemischten Gefühlen. Gut, dass die Bundespolitik mal einen hautnahen Eindruck von dem bekommt, was zu Deutschlands eher schäbigen Zuständen gehört – meinten die einen. Schlecht für das Stadtimage, wenn schon
Ein wirklich schönes
Duisburg-Bild wird er in keinem Fall mit nach Berlin nehmen können.
wieder überall in der Republik hässliche Bilder und Nachrichten aus Duisburg verbreitet werden – meinten die anderen.
Die Stimmungslage ist eine ähnliche, wenn am Dienstag der Bundespräsident mit seinem Tross anreist. Zusammen mit Ministerpräsident Laschet schaut er sich zwei Tage lang in NRW um. Er will in Marxloh zum Beispiel die Hagedornstraße entlanglaufen und sich so genannte Problemimmobilien anschauen. Ein Bild von der düsteren Wirklichkeit wird er dabei wohl höchstens im Ansatz bekommen. Die schlimmsten der Schrotthäuser sind längst verrammelt. Und der Weg eines Staatsoberhauptes sollte vielleicht auch besser nicht an Rattenkot, vollen Windeln, Müllbergen und an lebensgefährlichen Elektroverkabelungen vorbeiführen. Doch ein wirklich schönes Duisburg-Bild wird er trotzdem nicht nach Berlin mitnehmen können. Positiv einstimmen werden ihn allenfalls die Grundschulkinder an der Schule Henriettenstraße, wo Steinmeier am Morgen vorbeischaut. Welchen Nährwert nach Schulbesuch und Schrottimmobilien-Besichtigung der Abstecher auf die Brautmodenmeile hat, weiß wohl nur das Organisationsteam aus Berlin und Düsseldorf, das den Reiseplan zusammenstellt. Denn die Stadt hat auf die Inhalte keinen Einfluss. Und sie kann auch nicht verhindern, dass der Bundespräsident sich hässliche Ecken ausgrechnet in Duisburg und nicht in einer anderen NRW-Stadt anschaut, wo es mit Sicherheit ver-