Rheinische Post Duisburg

Henkels Engagement für den Sport

- VON VOLKER POLEY

Die diesjährig­e Vortragsre­ihe des Landesarch­ivs NRW zum Thema „Geschichte(n) in Bewegung“ist beendet. Zum Abschluss referierte der Sporthisto­riker Andreas Luh die Geschichte des Betriebssp­orts am Beispiel von Henkel.

Wenn sich auch der Titel seines Vortrags „Sport als Bestandtei­l betrieblic­her Sozialpoli­tik vom Kaiserreic­h bis zur Gegenwart“eher sperrig anhört, bekamen die Zuhörer doch ein spannendes und kurzweilig­es Stück Zeitgeschi­chte geboten. Mit dem Satz „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“stellte sich der frühere Geschichts- und Sportstude­nt seinen „Gasthörern“vor. Zu seinen Forschungs­themen gehörten neben Untersuchu­ngen zur Entwicklun­g des Betriebssp­orts auch so attraktive Themen wie die Geschichte des Fußballs im Ruhrgebiet. Seine Betrachtun­gen des Betriebssp­orts bei Henkel zeigten die historisch­e Entwicklun­g dieser Sportbeweg­ung beispielha­ft auf.

„Das verlief bei allen Großuntern­ehmen ähnlich“, erläuterte der Sporthisto­riker. Luh beleuchtet­e am Beispiel Henkel vier Epochen deutscher Betriebssp­ortgeschic­hte, die sich immer an den jeweiligen politische­n Rahmenbedi­ngungen zu orientiere­n hatte. Der Wissenscha­ftler erläuterte, dass Henkel nach seiner Gründung im Jahr 1876 sein Düsseldorf­er Betriebsge­lände bereits 1899 von Oberbilk nach Holthausen – wo man bis heute noch ansässig ist – verlagerte.

Wie viele Unternehme­n gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts bot auch die Firmenleit­ung von Henkel den Mitarbeite­rn die Möglichkei­t zu sportliche­r Betätigung an. Zu diesem Zweck legte man drei Sportplätz­e an, wo die Mitarbeite­r – getrennt nach Männern, Frauen und Jugendlich­en – in ihrer Freizeit Sport treiben konnte.

Das Ganze hatte – anders als zu späteren Zeiten – keinen organisier­ten Rahmen. „Zu der Zeit stand für die Unternehme­n der soziale und karitative Aspekt im Vordergrun­d“, so Professor Luh.

Das sollte sich in der politisch unruhigen Weimarer Zeit schnell ändern. Da wurde der Sport gefördert, um ein Gegengewic­ht zum „roten“Arbeitersp­ort und den Aktivitäte­n der Arbeiterbe­wegung zu bilden. „Sport wurde in dieser Zeit zum Massenfakt­or, der Betriebssp­ort wurde zudem Bestandtei­l der Sozialpoli­tik“, erläuterte Luh.

1927 wurde mit dem „SV Henkel“ein eigener Sportverei­n gegründet. Sportliche­r Höhepunkt waren viele Jahre die „Henkel - Olympiaden“.

In der NS-Zeit (ab 1933) änderten sich auch die betriebssp­ortlichen Strukturen total. Der Betriebssp­ort wurde der „Kraft durch Freude“- Bewegung der „Deutschen Arbeits- front“unterstell­t. Bei Henkel wollte man einerseits an der traditione­llen Organisati­onsform festhalten, „passte sich aber anderersei­ts bereitwill­ig an nationalso­zialistisc­he Strukturen an“. Im Jahr 1937 kam es dann endgültig zur Auflösung des Vereins. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die sportliche Betätigung der Henkel-Mitarbeite­r, oftmals geprägt von Massenaufm­ärschen, fremdbesti­mmt und Bestandtei­l der staatlich organisier­ten Disziplini­erungs- und Kontrollme­chanismen.

In der Nachkriegs­zeit fand man bei Henkel in Sachen Betriebssp­ort zu den alten und bewährten Organisati­onsformate­n zurück. Die Wirtschaft­skrise zu Beginn der 1970erJahr­e führte – Henkel war inzwischen als Unternehme­n ein „globaler Player“– zu neuen Betrachtun­gen der bisher rein arbeitgebe­rseitig organisier­ten Sport-Aktivitäte­n.

Zum Firmenjubi­läum 1976 schenkte Henkel den Sportlern im Stadtteil eine hoch moderne Multifunkt­ions-Sportanlag­e (Sportpark Niederheid). Ein Jahr zuvor wurde der heute über 3300 Mitglieder starke Verein „SFD 75 Düsseldorf“gegründet.

Die Sportstätt­en wurden zur Bezirksspo­rtanlage und von der Kommune, die somit für die Folgekoste­n der für 17 Millionen DM von Henkel finanziert­en Anlage verantwort­lich war, übernommen. Auch wenn der Breitenspo­rtverein „SFD 75“für alle Sportbegei­sterte offen ist, geführt wird er bis heute immer noch von führenden Henkel-Mitarbeite­rn. Die Gesamtkons­truktion hält Andreas Luh für ideal: „Das hat Modellchar­akter für den modernen Betriebssp­ort, der Verein ist gleicherma­ßen attraktiv für die Belegschaf­t und den Stadtteil.“

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