Winterkonzert mit Musik und Poesie zur Weihnacht
Herbergssuche, Gastfreundschaft, Hoffnung und Frieden sind die Themen des Winterkonzertes in St. Peter.
RHEINHAUSEN Auch sie haben sich auf den Weg aus ihrer ursprünglichen Heimat gemacht. Auch sie suchten nach einer Herberge – und fanden sie manchmal in Tragluftoder Turnhallen, manchmal in Gruppenunterkünften oder direkt in einer Wohnung. Und auch sie hofften an ihrem Zufluchtsort auf Gastfreundschaft und ein Leben in
Annegret Keller-Steegmann Frieden, ganz ähnlich wie Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte.
Sie flohen aus Balkanländern, aus Syrien, Irak, Afghanistan, aus Bangladesch, Pakistan oder dem Kongo – und ihr Weg brachte sie alle nach Duisburg und in die nähere Umgebung. „Und ihr kulturelles Interesse brachte sie irgendwann zu uns“, sagt Annegret Keller-Steegmann. Am Sonntag, 10. Dezember, um 16 Uhr sind sie nun gemeinsam mit und im Jungen Ensemble Ruhr, dem Allerwelt-Ensemble Duisburg, dem Internationalen Projektchor Duis- burg (bestehend aus Bürgern der Stadt und Geflüchteten), dem Ensemble Romanes Rheinhausen, den kurdisch-syrischen Musikern der Grûpa Pêl, der afrikanischen Gospel-Gruppe Radical Praise und dem Chilenen Rodrigo Tobar und seiner Band beim vierten „Winterkonzert“zu erleben. Dieses Mal in der St. Peter-Kirche, Paulstraße 25, in Rheinhausen.
„Thematisch stehen seit dem ersten Konzert 2014 im Forum der Lise-Meitner-Gesamtschule mit damals rund 500 Besuchern die Moti- ve der Weihnachtsgeschichte mit Herbergsuche und Gastfreundschaft bei den Winterkonzerten traditionell im Raum“, sagt die ehemalige Musik- und Geschichtslehrerin Annegret Keller-Steegmann. „Denn sie finden sich in allen Kulturen wieder, ebenso die Hoffnung, die sich mit der Geburt eines Kindes verbindet und der Wunsch nach Frieden.“Als die in Rheinhausen lebenden Roma vor einigen Jahren ins Zentrum des Interesses und der Anfeindungen gerieten, schuf die damalige Lehrerin der Lise-Meitner-Gesamt- schule und Leiterin des Jungen Ensemble Ruhr, das aus einem Kulturhauptstadt-Projekt entstand und in dem rund zwölf junge Musiker aus der Region spielen, nach einem Ort der musikalischen Begegnung der Kulturen – vor allem für die Kinder. „Wir lernten uns gegenseitig kennen, tauschten uns aus und konnten auch Berührungsängste auf allen Seiten abbauen“, sagt sie rückblickend.
„2015 und 2016 standen beim Winterkonzert in St. Joseph am Dellplatz und im Lehmbruck Museum in der Innenstadt dann die Geflüchteten aus aller Welt im Mittelpunkt“, so die heute als freie Musikerin tätige Annegret Keller-Steegmann. Und das gemeinsame Musikmachen überwand dabei oft die vorhandenen Sprachbarrieren. Das Allerwelt-Ensemble entstand 2016 daraus, in dem Musik und Texte aus den unterschiedlichen Ländern und Stilen der Beteiligten – egal ob aus dem Kongo, Syrien oder Pakistan – ihren Platz finden.
Doch das diesjährige Winterkonzert, das wieder in Rheinhausen veranstaltet wird, „schließt insbesondere die Familien im Stadtteil ein, die von hier nach Afghanistan abgeschoben werden sollen“, so die Musikerin.
Rund zehn Geflüchtete aus Afghanistan werden am Sonntag zu- sammen mit dem Internationalen Projektchor Duisburg und den hierzu vom Medienbunker Marxloh gestalteten Visuals, poetische Texte und Musik über ihre Geschichten auf die Bühne bringen. „Denn das Konzertprojekt soll immer bei den Menschen sein, die es aktuell brauchen“, so die Ideengeberin. Das Winterkonzert steht allen interessierten Besuchern kostenfrei offen. „Es soll Austausch zwischen und Einblick in verschiedene Kulturen und Lebensgeschichten bieten – und dabei die Botschaft der Weihnachtsgeschichte wirklich wörtlich nehmen.“
„Das Konzertprojekt soll
immer bei den Menschen sein, die es aktuell brauchen“
Ideengeberin