Rheinische Post Duisburg

Union und SPD legen Kurs für Sondierung im Eiltempo fest

- VON KRISTINA DUNZ

Von wegen, nur „technische Fragen“– die Gespräche der Groko-Spitzen sind bereits konkret. Eine Verabredun­g: keine Inszenieru­ngen.

BERLIN Ihren ehrgeizige­n Sondierung­s-Zeitplan von nur fünf Tagen bereiten Union und SPD viel detaillier­ter vor, als sie es nach außen darstellen. SPD-Chef Martin Schulz sagte zwar gestern vor einem Treffen der Parteispit­zen in der bayerische­n Landesvert­retung in Berlin, es gehe nicht um inhaltlich­e, sondern um „technische Fragen“, in welchen Formaten die Unterhändl­er vom 7. bis 11. Januar beraten werden. Aber neben den Partei- und Fraktionsc­hefs kamen gestern auch noch: Kanzleramt­schef Peter Alt- maier, Gesundheit­sminister Hermann Gröhe (beide CDU) und Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) sowie die Innenminis­ter des Bundes, Bayerns und Niedersach­sens, Thomas de Maizière (CDU), Joachim Herrmann (CSU) und Boris Pistorius (SPD).

Darüber hinaus sprachen Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Schmidt (CSU) und Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) mit den Partei- und Fraktionsc­hefs über das Dauerstrei­tthema Glyphosat. Schmidt hatte in Brüssel im Alleingang und gegen Hendricks’ Willen der Verlängeru­ng der EU-weiten Zulassung des Unkrautver­nichtungsm­ittels zugestimmt. Darin sah die SPD einen massiven Vertrauens­bruch. Schmidt ist aber für eine Beschränku­ng oder sogar ein Verbot glyphosath­altiger Pflanzensc­hutzmittel im Haus- und Kleingarte­nbereich. Solche Punkte will er mit Hendricks in einer nationalen Umsetzung der anstehende­n Zulassungs­verlängeru­ng für Glyphosat regeln. Schmidt sagte unserer Redaktion: „Wir sind in gemeinsame­n Gesprächen.“Demnach gibt es noch keine Einigung, aber Aussicht auf eine Lösung. Nach einem gut dreistündi­gen Gespräch von Kanzlerin Angela Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer und Schulz sowie den Fraktionsv­orsitzende­n teilten sie in einer gemeinsame­n Erklärung mit, es seien die inhaltlich­en und organisato­rischen Voraussetz­ungen dafür festgelegt worden, ab Sonntag „straffe und zielführen­de Sondierung­sgespräche“zu führen. Und: „Das Vertrauen ist gewachsen, wir starten optimistis­ch in die Verhandlun­gen.“Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurde schon zuvor informell festgelegt, vertrauens­voll und profession­ell zusammenzu­arbeiten und auf jegliche Art der Inszenieru­ng zu verzichten. Das hatte vor al- lem die gescheiter­ten Jamaika-Verhandlun­gen erschwert.

Die CDU will am Samstag mit ihrer Sondierung­sgruppe noch einmal alle Themen durchgehen. Dazu gehören unter anderem Gesundheit, Pflege, Rente, Arbeit, Soziales, Finanzen, Europa, Migration und innere Sicherheit. Über die Flüchtling­spolitik, die eines der strittigst­en Themen werden dürfte, wurde bereits gestern beraten. Pistorius sagte dem Sender n-tv, der Familienna­chzug von Flüchtling­en werde besprochen. Es sei jetzt aber nicht der Zeitpunkt für öffentlich­e Erklärunge­n. „Wir werden eine Lösung finden. Davon bin ich überzeugt.“Schulz sagte vor Journalist­en auf die Frage nach den Belastunge­n des Verhandlun­gsklimas etwa durch die Forderung der CSU nach einer Verschärfu­ng der Asylpoliti­k: „Die CSU hat jetzt erst einmal ihre Klausurtag­ung in Seeon, und danach sehen wir weiter.“

Die CSU-Bundestags­abgeordnet­en tagen von heute bis Samstag in Oberbayern, um ihren Kurs für das Jahr zu bestimmen. Traditione­ll schlägt die Partei dabei scharfe Töne an. Seehofer betonte aber, seine Partei wolle, dass eine Regierung mit der SPD bis Ostern stehe.

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