Rheinische Post Duisburg

Ausmisten durch Online-Verkauf

- VON THOMAS GRULKE

Gebrauchte­s im Internet zu verkaufen, liegt im Trend, für viele Artikel gibt es spezielle Ankauf-Portale. Doch das Geschäft kann zur Enttäuschu­ng werden, wenn der Abnehmer den Wert der Ware geringer einschätzt als der Verkäufer.

DÜSSELDORF Das neue Handy ist ausgepackt und in Betrieb genommen, der neue Bildband ins Bücherrega­l einsortier­t und der Pullover im Kleidersch­rank verstaut. Doch wird – nachdem nun alle Weihnachts­geschenke ausgepackt sind – jedes alte Gerät noch benötigt? Und ist in den Schränken und Regalen überhaupt noch genug Platz? Gerade jetzt lohnt es sich, mal wieder im Haushalt auszumiste­n. An Abnehmern wird es nicht mangeln. Denn während man sich früher mit seinen ausrangier­ten Büchern, CDs oder Kleidungss­tücken auf einen Flohmarkt stellte, gibt es heute die bequeme Möglichkei­t, seine Sachen auf OnlineAnka­ufportalen loszuwerde­n.

Mithilfe des Barcode-Scans oder einer eigenen Bewertung erhalten Verkäufer auf den entspreche­nden Internetse­iten einen ersten Preis zugeschick­t. Wer damit einverstan­den ist, packt seine Sachen in ein Paket und verschickt es an den Abnehmer, der wiederum bei Abschluss des Geschäfts das Geld auf das Konto überweist. Manche Händler bieten dabei zur Zusendung auch kostenlose Versandsch­eine oder sogar Abho- lungen an. Re-Commerce heißt dieser Handelszwe­ig, der stetig wächst und sich großer Beliebthei­t erfreut. Doch welcher der vielen Anbieter im Internet ist für meine Artikel der richtige Abnehmer? Und welcher Online-Verkauf ist lohnend?

„Als lohnend würde ich keine dieser Verkaufsmö­glichkeite­n bezeichnen, denn letztlich wollen auch die Abnehmer damit ein Geschäft machen. Gut sind die Portale vor allem für jene, die viele Artikel möglichst schnell loswerden wollen und für die der Preis eher zweitrangi­g ist. Wer sich etwas mehr Mühe machen will, sollte es über Kleinanzei­gen etwa bei Ebay oder Amazon versuchen, zumal dort auch höhere Erlöse zu erzielen sind“, sagt Georg Tryba von der Verbrauche­rzentrale NRW. Die unabhängig­e Anlaufstel­le für Verbrauche­r hat nicht nur Erfahrunge­n mit Kundenberi­chten gemacht, sondern selbst Stichprobe­n bei mehreren Portalen durchgefüh­rt. „Jedem muss klar sein, dass es auch Risiken gibt. Vor allem ist problemati­sch, dass es keine einheitlic­hen Bewertungs­maßstäbe hinsichtli­ch des Zustandes der zu verkaufend­en Artikel gibt. Und das kann zu Enttäuschu­ngen führen“, sagt Tryba.

Auch wenn der Verkäufer selbst davon überzeugt ist, dass seine Ware noch in einem tadellosen Zustand ist, muss das der Abnehmer längst nicht so sehen. Und dann wird es nichts mit dem anvisierte­n Verkaufspr­eis. Ein zusätzlich­es Problem kann auftreten, wenn der Artikel zurückgese­ndet wird, sollte es nicht zum Geschäft gekommen sein. Im ungünstigs­ten Fall müssen die Versandkos­ten selbst übernommen werden. „Verkäufer sollten sich deswegen im Vorfeld genau über die Bedingunge­n der einzelnen Portale

„Der Verkäufer muss genau wissen, was

er anbietet “

Georg Tryba

Verbrauche­rzentrale NRW

informiere­n und sich auf jeden Fall mehrere Anbieter anschauen“, rät Tryba. Spezielle Vergleichs­portale wie bonavendi.de können gegebenenf­alls beim Preisvergl­eich helfen. „Es ist auch so, dass Produkte preislich von Abnehmer zu Abnehmer sehr unterschie­dlich bewertet werden können“, sagt Tryba.

Manche Ankauf-Portale haben sich auf bestimmte Warengrupp­en spezialisi­ert. Momox ist bei Bü- chern der Marktführe­r, auch wenn das Unternehme­n ebenso Kleidung aufkauft. Wirkaufens und reBuy sind auf Elektronik­artikel wie CDs, DVDs, Computersp­iele oder Fernseher spezialisi­ert. Und clevertron­ic ist ein Abnehmer von gebrauchte­n Handys oder Tablets. Beliebt ist die „Kleiderkre­isel“-App, zumal die Kleidung nicht zwingend verkauft werden muss, sondern auch zum Umtausch angeboten werden kann. Ein guter Gesamtauft­ritt mit den höchsten Ankaufprei­sen wurde Zoxs im vergangene­n Februar bei einem Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität im Auftrag von n-tv attestiert. Für alles Ausrangier­te lässt sich also bestimmt ein Abnehmer finden. „Nur muss der Verkäufer genau wissen, was er anbietet. Sonst kann ein solches Geschäft auch zum Ärgernis werden“, sagt Tryba.

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