Rheinische Post Duisburg

Enthüllung zu Kaisers Geburtstag

- VON DANIEL CNOTKA

Das Germania-Denkmal erinnert an die Essenberge­r, die bei den deutschen Einigungsk­riegen starben. Ein Krieger- und Schützenve­rein stiftete es.

WESTEN Zugegeben, man erschreckt sich womöglich ein bisschen, wenn man die Inschrifte­n auf dem Denkmal in direkter Nähe der A40-Autobahnbr­ücke liest. „Ein deutsches Schwert beschützt den Deutschen Rhein“steht dort ebenso wie „Es starb fürs Vaterland – Gerhard Wettels“oder „Einigkeit macht stark“. Mögliches Unwohlsein und Gedanken an die Zeit der Nationalso­zialisten verschwind­en aber schnell wieder, wenn man sich mit dem Kriegerden­kmal näher beschäftig­t.

Klar, es ist und bleibt ein Kriegerden­kmal samt seiner kriegsrhet­orischen Inschrifte­n. Allerdings gab und gibt es von diesen Skulpturen so einige, entstanden sind sie – wie auch die Germania – weit vor der Nazizeit.

An der Germania steht über der Inschrift „Einigkeit macht stark“die Jahreszahl 1864. Und Gerhard Wettels war im Jahr 1866 gefallen. Das Denkmal, das die Germania mit Schwert und Schild zeigt, entstand zum Gedenken an die Feldzüge 1866 und 1870/71 zu Ehren der gefallenen Essenberge­r. Das vom Krieger- und Schützenve­rein gestiftete Denkmal wurde am 90. Geburtstag des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. am 22. März 1887 enthüllt. Die windumtost­e Wiese, erhöht am Rhein an der Wilhelmall­ee, ist bereits die zweite Stelle im kleinen Essenberg, an dem die Germania mit ihrem Schwert herumfucht­elt. Laut Aussage des Freundeskr­eises Historisch­es Homberg (FHH) stand die Statue zunächst an der Duisburger Straße in Höhe der Bruchstraß­e. Im Jahr 1964 wurde sie „aus verkehrste­chnischen Gründen“an den heutigen Platz verpflanzt. Zuvor hatte es eine Restaurier­ung und eine Art „Entmilitar­isierung“gegeben, die Germania trägt seitdem an der rechten Hand einen Lorbeerkra­nz. Da hatte sie ursprüngli­ch ein Schwert getragen, dass Belgische Besatzer nach dem 1. Weltkrieg abgeschlag­en hatten.

Infolge einer zweiten Instandset­ztung 1993 bekam die Germania wieder ein Schwert in die Hand gedrückt. Laut Aussage des FFH, der dieses kriegerisc­he Attribut nicht zwingend wollte, sei man dem Landeskons­ervator gefolgt, der auf die Wiederhers­tellung des ursprüngli­chen Zustandes gedrängt hatte.

Die Germania und ihr Schwert, sie sollten eine wechselvol­le Geschichte erleben. Wurde die Klinge doch gleich zweimal gestohlen, im März 1997 und Anfang 2013. Täter wurden nie ermittelt. Die Figur wurde in beiden Fällen wiederbewa­ffnet, das Schwert ist nun verstärkt und gut gesichert. Für die zweite Sanierung vor knapp fünf Jahren zeichnete der Essenberge­r Unternehme­r Willi Schmitz verantwort­lich. Per Handarbeit entstand in seiner Werkstatt ein neues Schwert. Zu seinen Motiven sagte Schmitz einst: „Ich fühlte mich ungeschütz­t.“Nun beschützt sie wieder den deutschen Rhein auf Höhe der Autobahnbr­ücke. Mit Schwert, wie es sich gehört...

„Ein deutsches Schwert beschützt den Deutschen

Rhein“

Inschrift

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Das Schwert ist extra verstärkt und gut gesichert. Ein Schutz vor Dieben.

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