Enthüllung zu Kaisers Geburtstag
Das Germania-Denkmal erinnert an die Essenberger, die bei den deutschen Einigungskriegen starben. Ein Krieger- und Schützenverein stiftete es.
WESTEN Zugegeben, man erschreckt sich womöglich ein bisschen, wenn man die Inschriften auf dem Denkmal in direkter Nähe der A40-Autobahnbrücke liest. „Ein deutsches Schwert beschützt den Deutschen Rhein“steht dort ebenso wie „Es starb fürs Vaterland – Gerhard Wettels“oder „Einigkeit macht stark“. Mögliches Unwohlsein und Gedanken an die Zeit der Nationalsozialisten verschwinden aber schnell wieder, wenn man sich mit dem Kriegerdenkmal näher beschäftigt.
Klar, es ist und bleibt ein Kriegerdenkmal samt seiner kriegsrhetorischen Inschriften. Allerdings gab und gibt es von diesen Skulpturen so einige, entstanden sind sie – wie auch die Germania – weit vor der Nazizeit.
An der Germania steht über der Inschrift „Einigkeit macht stark“die Jahreszahl 1864. Und Gerhard Wettels war im Jahr 1866 gefallen. Das Denkmal, das die Germania mit Schwert und Schild zeigt, entstand zum Gedenken an die Feldzüge 1866 und 1870/71 zu Ehren der gefallenen Essenberger. Das vom Krieger- und Schützenverein gestiftete Denkmal wurde am 90. Geburtstag des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. am 22. März 1887 enthüllt. Die windumtoste Wiese, erhöht am Rhein an der Wilhelmallee, ist bereits die zweite Stelle im kleinen Essenberg, an dem die Germania mit ihrem Schwert herumfuchtelt. Laut Aussage des Freundeskreises Historisches Homberg (FHH) stand die Statue zunächst an der Duisburger Straße in Höhe der Bruchstraße. Im Jahr 1964 wurde sie „aus verkehrstechnischen Gründen“an den heutigen Platz verpflanzt. Zuvor hatte es eine Restaurierung und eine Art „Entmilitarisierung“gegeben, die Germania trägt seitdem an der rechten Hand einen Lorbeerkranz. Da hatte sie ursprünglich ein Schwert getragen, dass Belgische Besatzer nach dem 1. Weltkrieg abgeschlagen hatten.
Infolge einer zweiten Instandsetztung 1993 bekam die Germania wieder ein Schwert in die Hand gedrückt. Laut Aussage des FFH, der dieses kriegerische Attribut nicht zwingend wollte, sei man dem Landeskonservator gefolgt, der auf die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes gedrängt hatte.
Die Germania und ihr Schwert, sie sollten eine wechselvolle Geschichte erleben. Wurde die Klinge doch gleich zweimal gestohlen, im März 1997 und Anfang 2013. Täter wurden nie ermittelt. Die Figur wurde in beiden Fällen wiederbewaffnet, das Schwert ist nun verstärkt und gut gesichert. Für die zweite Sanierung vor knapp fünf Jahren zeichnete der Essenberger Unternehmer Willi Schmitz verantwortlich. Per Handarbeit entstand in seiner Werkstatt ein neues Schwert. Zu seinen Motiven sagte Schmitz einst: „Ich fühlte mich ungeschützt.“Nun beschützt sie wieder den deutschen Rhein auf Höhe der Autobahnbrücke. Mit Schwert, wie es sich gehört...
„Ein deutsches Schwert beschützt den Deutschen
Rhein“
Inschrift