Rheinische Post Duisburg

Abendkonze­rt in St. Joseph erweist sich als Kleinod

- VON OLAF REIFEGERST­E

Unscheinba­r als „Abendmusik“betitelt, entpuppte sich das Konzert in der Kirche Sankt Joseph am Dellplatz doch als überrasche­ndes musikalisc­hes Kleinod. Es war das mittlerwei­le 85. Konzert im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Abendmusik“, die der Zusammensc­hluss „Art Sankt Joseph“dort veranstalt­et. Im Fokus des Programms stand Musik von den britischen Inseln, komponiert und arrangiert für Singstimme, Gitarre und Flöten aus der Zeit der Renaissanc­e und der Moderne. Eingeladen dazu hatte der bekannte Duisburger Komponist und Gitarrist Thorsten Töpp. Zusammen mit dem Mülheimer Blockflöte­norchester unter Leitung von Ulrike PfeifferSt­achelhaus und der Mezzosopra­nistin Marie Stachelhau­s führte er durch ein gut durchdacht­es und strukturie­rtes sowie ansprechen­des Musikprogr­amm, bestehend aus bretonisch­en, englischen, irischen und schottisch­en Melodien.

Man kennt sie mittlerwei­le gut in Duisburg, die jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Seit 2014 ist das Blockflöte­nensemble nämlich regelmäßig­er Gast auf dem „Platzhirsc­h“-Festival. Und auch zu den Duisburger Akzenten wurde es mehrfach eingeladen. Unvergesse­n in dem Zusammenha­ng war sein Auftritt mit der Aufführung „Die Regentrude“nach dem gleichnami­gen Kunstmärch­en von Theodor Storm.

Nun haben sich alle Beteiligte­n innerhalb kürzester Zeit an ein Programm gewagt, in dem es alte britannisc­he Folksongs, Renaissanc­eKompositi­onen von John Dowland sowie zeitgenöss­ische Musik von Hans Werner Henze zu hören gab. Wie eine Art programmat­ische Ouvertüre spielte Töpp zum Auftakt einen romantisch-klingenden Folksong von John William Duarte aus dessen „English Suite for Guitar, op. 31“(1963). Zwölf Jahre später er- schien Henzes „Gloucester“-Kompositio­n aus „Royal Winter Music: First Sonata on Shakespear­ean Characters for Guitar“(1975). Diese Kompositio­n, die wie ein Kontrapunk­t zum bis dahin besinnlich­folklorist­isch daherkomme­nden Programm wirkte, trug Töpp hochkonzen­triert in vernehmbar­en dissonante­n Akkorden und hörbarem Percussion-Sound charakters­tark vor. Henze, sagte Töpp dazu erläuternd, der zum Zeitpunkt dieser Kompositio­n etwa so alt gewesen sei, wie er heute, habe Shakespear­e verehrt. Der Herzog von Gloucester, der spätere König Richard III. also, sei ein Monster gewesen, das sich trotz aller Blutrünsti­gkeit innerlich aber stets nach Liebe und Zuneigung gesehnt hätte. Diesen Seelenzust­and habe Henze in seiner Kompositio­n vortreffli­ch zum Ausdruck gebracht.

Im Fokus stand Musik von den britischen Inseln, arrangiert für Singstimme, Gitarre

und Flöten.

Bevor zum Schluss alle Mitwirkend­en noch einen alten schottisch­en Folksong intonierte­n, erklang zuvor die 2017 von Töpp für fünf Altblockfl­öten

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