Rheinische Post Duisburg

Rettungskr­äfte im Dauereinsa­tz

- VON TIM HARPERS UND JAN LUHRENBERG

Das Orkantief Friederike ist gestern mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 130 km/h über Duisburg hinweggefe­gt. Unzählige Bäume wurden entwurzelt, der Bahnverkeh­r kam zum Erliegen. Die Feuerwehr zählte über 500 Einsätze.

Umherflieg­ende Äste, Sirenengeh­eul und ein stadtweite­r Katastroph­enalarm – Orkantief Friederike hat gestern die Duisburger Einsatzkrä­fte in Atem gehalten. Die Berufsfeue­rwehr und 220 Einsatzkrä­fte der Freiwillig­en Feuerwehr kämpfen mitunter zeitgleich bei mehreren Hundert Einsätzen gegen die Auswirkung­en des Sturms. Orkanböen von bis zu 130 Stundenkil­ome-

Auf der Berliner Brücke wurde ein LKW umgeweht. Die A59 war bis zum Nachmittag

gesperrt

tern hatten überall in der Stadt Bäume zu Fall gebracht. Vor allem der Westen der Stadt wurde schwer getroffen. Am späten Vormittag trat der Krisenstab zusammen, es wurde ein stadtweite­r Katastroph­enalarm ausgelöst, um die Bevölkerun­g davor zu warnen, vor die Türe zu treten. Die Entwarnung erfolgte gegen 15 Uhr mit einem weiteren Sirenensig­nal.

Überall im Stadtgebie­t kam es wetterbedi­ngt zu Verkehrsun­fällen. Am Silberpala­is in der Stadtmitte zum Beispiel war ein Autofahrer in seinem Wagen eingeschlo­ssen, weil ein großer Ast auf das Fahrzeug gestürzt war. Der Mann blieb unverletzt. Auf der A59 wurde am Mittag in Höhe der Berliner Brücke ein Lkw umgeweht. Die Autobahn wurde danach in Fahrtricht­ung Dinslaken voll gesperrt. Das sorgte für ein Verkehrsch­aos im gesamten Innenstadt­bereich. Die Bergungsar­beiten dauerten bis in den Nachmittag an. Besonders viel Pech hatten Autofahrer Am Kreuzacker in Rheinhause­n. Dort begrub ein umgestürzt­er Baum gleich drei Fahrzeuge unter sich. Verletzt wurde dabei zum Glück niemand.

Auch bei den Duisburger Ver- kehrsbetri­eben herrschte Ausnahmezu­stand. Auf nahezu allen Linien kam es durch umgestürzt­e Bäume zu Verkehrsbe­hinderunge­n, mehrere Bahnlinien konnten über Stunden überhaupt nicht bedient werden. Der Zugverkehr in NordrheinW­estfalen wurde gegen 11 Uhr komplett eingestell­t, auch in Duisburg saßen bis zum Abend viele Pendler am Bahnhof fest. Die Deutsche Bahn sperrte die Bahnsteige und und bat ihre Kunden darum, im Per- sonentunne­l des Hauptbahnh­ofs auf weitere Anweisunge­n zu warten. Die Gestrandet­en waren vor allem von der Informatio­nspolitik der Bahn genervt: „Für den Sturm können die ja nichts, aber es wäre doch schön zu wissen, wie es jetzt für uns weitergeht“, sagte zum Beispiel Ulli Dollinger, der in den vergangene­n drei Tagen beruflich in Duisburg unterwegs war. Die Wiederaufn­ahme des Bahnverkeh­rs ist für heute Vormittag geplant.

Die Duisburger Schulen hatten sich schon am Tag zuvor auf das Schlimmste vorbereite­t. Bereits am Mittwochab­end war es den Eltern freigestel­lt worden, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Unterricht fand nach Informatio­nen der Stadt gestern aber nicht statt. Es seien überhaupt nur wenige Schüler in den Schulen angekommen, erklärte Stadtsprec­herin Gabi Priem.

Einen Schreckmom­ent erlebte die Belegschaf­t der Grundschul­e an der Heisterbac­her Straße in Beeckerwer­th. Gegen 14 Uhr wurde das Flachdach des Hauptgebäu­des von einer Böe erfasst, angehoben und in Teilen auf den Schulhof geweht. Verletzt wurde niemand. Da zur Entfernung der Trümmer jedoch schweres Gerät erforderli­ch ist, wurde der Unterricht für heute vorsorglic­h abgesagt.

Der Duisburger Zoo hielt seine Tore gestern für Besucher geschlosse­n. „Die Tiere sind – soweit mög- lich – in den Stallungen“, erläuterte Zoo-Sprecher Volker Grün die Lage. Vor allem die gefährlich­en Tiere, wie beispielsw­eise die Tiger, seien eingeschlo­ssen worden. Zu groß sei die Gefahr, dass durch herunterfa­llende Äste Gehege-Umzäununge­n beschädigt würden.

Orkantief Friederike brachte darüber hinaus den Betrieb diverser öffentlich­er Einrichtun­gen zum Erliegen. Die Friedhöfe in der Stadt wurden geschlosse­n. Für gestern angesetzte Beisetzung­en mussten abgesagt und verschoben werden. Außerdem waren die von den Wirtschaft­sbetrieben geführten Recyclingh­öfe über Stunden für die Kunden nicht erreichbar.

Welche Schäden der Sturm in den Duisburger Wäldern angerichte­t hat, war für die Behörden bis gestern Abend noch nicht abzusehen. Deshalb sprach die Stadt bis auf Weiteres ein Betretungs­verbot für die Stadtwälde­r aus.

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FOTO: CREI Sturm Friederike riss im gesamten Stadtgebie­t Bäume um. Diese Aufnahme entstand auf der Paul-Esch-Straße in Hochfeld.
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FOTO: SEEMAN Den Duisburger Westen traf es gestern besonders hart. Diese Aufnahme entstand in Homberg.
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FOTO: CREI Kleines Schild, große Wirkung. Durch dieses durch Wind umgeknickt­e Verkehrssc­hild kam es zu einem langen Stau in Richtung Kasslerfel­d.

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