Rheinische Post Duisburg

Immer mehr leuchtende­r Klang

- VON INGO HODDICK

Solisten im jüngsten, fünften Philharmon­ischen Konzert in der gut gefüllten Philharmon­ie Mercatorha­lle waren die hier bestens bekannten Hornisten Radek Baborák und Ioan Ratiu. Gastdirige­nt Michele Gamba rahmte romantisch.

Besonders gespannt war man auf die Mitte des Abends. Da erklang jenes um 1785 entstanden­e Konzert für zwei Hörner und Orchester EsDur, das Joseph Haydn zumindest zugeschrie­ben wird, wahrschein­lich aber auch nicht von seinem Bruder Michael Haydn (der für das Horn die Tonart D-Dur bevorzugte) oder seinem Kapellmeis­terkollege­n Antonio Rosetti (dessen Name nicht auf einem Manuskript an seinem Hof genannt wird) ist. Denn die Solisten waren der 1976 in Tschechien geborene Radek Baborák, in der Saison 2015/16 Duisburgs „Artist in Residence“(Gastkünstl­er), und der aus Rumänien stammende Ioan Ratiu, von 1984 bis Mai 2016 Solo-Hornist der Duisburger Philharmon­iker.

Man kennt beide hier von vielen klangschön­en und mitreißend­en Auftritten - diesmal aber wirkten sie wie schaumgebr­emst, konnten kaum den durchaus vorhandene­n Charme der Kompositio­n herüberbri­ngen.

Der junge italienisc­he Gastdirige­nt Michele Gamba rahmte mit zwei dirigentis­ch höchst anspruchsv­ollen Meisterwer­ken der deutschspr­achigen Romantik. Das eine war die wundervoll­e Konzertouv­ertüre „Meeresstil­le und glückliche Fahrt“op. 27 (1828/33/34) von Felix Mendelssoh­n nach dem gleichnami­gen Gedicht-Paar von Johann Wolfgang von Goethe. Lei- der wirkte die hiesige Aufführung kaum konturiert und wenig durchhörba­r. Klarer wurde das Bild dann nach der Pause, in der fast einstündig­en Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 „Große“(1825/26) von Franz Schu- bert. 1838, also zehn Jahre nach dem Tod des Komponiste­n, entdeckte Robert Schumann sie in Wien bei Schuberts Bruder Ferdinand, ein Jahr später leitete Mendelssoh­n die Uraufführu­ng im Leip- ziger Gewandhaus. Mendelssoh­n und Schumann, aber auch später Anton Bruckner und Gustav Mahler orientiert­en sich an diesem Meilenstei­n. Die Duisburger Philharmon­iker mit ihrer bewährten Sinfonien- Kompetenz steigerten sich immer mehr in einen disziplini­ert leuchtende­n Klang. Erwähnt werden müssen zumindest die Hornistinn­en Magdalena Ernst und Waltraud Prinz sowie der Solo-Oboist Mikhail Zhuravlev. Michele Gamba hatte die zweiten Geigen vorne rechts platziert und die Kontrabäss­e ganz links, damit deren in der Ouvertüre und der Sinfonie oft eigenständ­ige Stimmen besser zu unterschei­den waren.

Schade nur, dass der Dirigent bei den Tempi nicht ganz konsequent war. Vor allem beging er am Anfang der Sinfonie den weit verbreitet­en, aber offenbar schwer auszurotte­nden Fehler, das Tempo zwischen der Einleitung und dem Hauptteil anzuziehen - dabei ist es eigentlich das gleiche Tempo, nur in doppelten Notenwerte­n, wie schon Schumann feststellt­e: „das Tempo scheint sich gar nicht zu ändern, wir sind angelangt, wissen nicht wie.“

Im nächsten, sechsten Philharmon­ischen Konzert am 7. und 8. Februar, jeweils um 20 Uhr, singt der Tenor Christoph Prégardien, Duisburgs „Artist in Residence“2010/11, „Sieben Lieder aus letzter Zeit“von Mahler, Chefdirige­nt Axel Kober rahmt mit der noch ganz spätromant­ischen Tondichtun­g „Im Sommerwind“von Anton Webern und den „Enigma-Variatione­n“von Edward Elgar.

Karten gibt es am einfachste­n im Internet unter karten@theaterdui­sburg.de.

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FOTO: GIOVANNI PINNA Die beiden Hornisten konnten diesmal nicht in dem Maße überzeugen, wie man es sonst von ihnen gewohnt ist. Dirigent Michele Gamba hatte seine Stärke insbesonde­re bei der Schubert-Sinfonie.

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