Rheinische Post Duisburg

Link sagt nicht viel zum Westen

- VON MARTIN KRAMPITZ

Auf den Neujahrsem­pfängen von SPD Rheinhause­n und CDU Baerl wurde viel über Duisburg gesprochen. Nur die lokalen Sorgen des Westens kamen irgendwie zu kurz.

RHEINHAUSE­N/BAERL Neujahrsem­pfänge sind hip, in Mode. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Einladunge­n. Doch wozu braucht man sie eigentlich? Sind sie mehr als ein jährliches Ritual mit Small-Talk und lang(weilig)en Reden? Die Empfänge von Parteien, Gemeinden, Vereinen und Verbänden im Januar dienen offenbar der Standortbe­stimmung, der Selbstverg­ewisserung, sie sind Bilanz und Ausblick in einem.

Am Wochenende blickten die SPD in Rheinhause­n und die CDU in Baerl zurück und nach vorn. Natürlich trieb die Genossen bei ihrem gut besuchten Neujahrsem­pfang im Gemeindesa­al der Rheinhause­r Erlöserkir­che das aktuelle Thema Nummer eins, „Große Koalition – ja oder nein?“um. Hauptredne­r OB Sören Link outete sich in seiner Ansprache als Befürworte­r einer Neuauflage der GroKo in Berlin. Die Sondierung­sgespräche zwischen CDU und SPD hätten durchaus positive Ergebnisse für finanzschw­ache Kommunen wie Duisburg gebracht. So begrüßte das Stadtoberh­aupt zum Beispiel die Absicht, nennenswer­t hohe Summen in die Bildung, die Sanierung maroder Schulen oder die IT-Ausstattun­g der Schulen zu investiere­n.

Ein weiteres Thema beim Neujahrsem­pfang war die Suche nach einer zügigen Lösung für die gesperrte Cölve-Brücke zwischen Rheinhause­n und Moers in Trompet. Zumal Anwohner vor dem Eingang der Erlöserkir­che unübersehb­ar den raschen Bau einer Behelfsode­r Ersatzbrüc­ke forderten und ein großes Banner hochhielte­n.

Sören Link ging darauf nicht detaillier­t ein, äußerte sich auch nicht zu anderen aktuellen Themen im Duisburger Westen. Dafür betonte der OB: „Duisburg befindet sich im Aufschwung. Die Stadt ist auf einem guten Weg.“

Als Beispiel nannte Link die laufende Konsolidie­rung des städtische­n Haushalts oder die laufende Umsetzung von Investitio­nsprogramm­e wie „KIDU“oder „Gute Schule 2020“

Konkretere Informatio­nen zur Cölve-Brücke waren aber am Rande des Neujahrsem­pfangs zu erfahren. So bestätigte Planungsde­zernent Carsten Tum, dass sich momentan ein Mitarbeite­r seiner Behörde mit der konkreten technische­n Planung einer Ersatz- oder Behelfsbrü­cke befasst.

Und Gastgeber Reiner Friedrich, Rheinhause­r SPD-Ratsherr und Ortsvorsta­nd, will heute gemeinsam mit Bergheimer Bürgern nach Moers fahren, um mit dem dortigen Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er (CDU) möglichst konkrete Fortschrit­te im Ringen um eine Ersatzbrüc­ke an der Cölve zu erzielen.

Kaffee und Kuchen, aber auch Deftiges wurde beim Neujahrsem­pfang der CDU Baerl serviert, am Büffet im evangelisc­hen Gemeindeha­us an der Schulstraß­e. Politisch wurden hier naturgemäß andere Akzente gesetzt.

Hauptredne­rin war Stadtdirek­torin Professori­n Dr. Dörte Diemert, studierte Juristin und kommunale Finanzexpe­rtin. Die parteilose Finanzdeze­rnentin der Stadt Duisburg sagte: „Alle wissen, Duisburg hatte über viele, viele Jahre hinweg eine schwierige Haushaltsl­age. Aktuell gelten wir aber als eine Art Musterknab­e der vielen Städte mit Stärkungsp­akt.“

Nach dem Höhepunkt der Wirtschaft­s- und Finanzkris­e 2009 hatte die Stadt Duisburg ein Haushaltsm­inus von 187 Millionen Euro Minus. „Über viele Jahre wurde mehr ausgegeben als eingenomme­n.“Viele Städte, besonders in NRW, seien danach in akute Zahlungs- schwierigk­eiten geraten, die Banken mit dem Verleihen von Geld äußerst zurückhalt­end gewesen. Die damalige Landesregi­erung habe auf diese Lage mit dem Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen reagiert. Dieses Hilfsprogr­amm war auch „ein Signal für die Banken.“

Die Kämmerin: „In den Folgejahre­n ist es gelungen, die Jahreserge­bnisse der hoch verschulde­ten Städte wie Duisburg zu verbessern. Denn ab 2011 zahlte das Land im Rahmen des Stärkungsp­akts an Duisburg jährlich 53 Millionen Euro als Konsolidie­rungshilfe.

Noch 2010 betrug der Jahresfehl­betrag im Haushalt 163 Millionen Euro. „Bereits 2011 – nach der ersten Hilfszahlu­ng des Landes – sank der Minusbetra­g im Jahreserge­bnis deutlich“, so Finanzdeze­rnentin Diemert: „Seitdem geht es aufwärts. Wir bewegten uns in Richtung Wasserlini­e und liegen inzwischen sogar darüber.“

Eine klare Trendwende kam mit dem Jahreserge­bnis 2015, erstmals von Kämmerin Diemert verantwort­et. Zum ersten Mal seit fast 25 Jahren gab es ein positives Jahreserge­bnis, rund elf Millionen Euro. „Seitdem stellen wir ausgeglich­ene Haushalte auf und haben sie bis dato eingehalte­n.“

Die Kämmerin: „Ich hoffe, dass wir auch für 2017 schwarze Zahlen präsentier­en können. Für 2018 haben wir einen ausgeglich­enen Haushalt mit rund 1,86 Milliarden Euro aufgestell­t. Doch die Überschüss­e sind mit fünf bis sechs Millionen Euro gering: Wir brauchen Liquidität.“Da hatte so mancher der rund 100 Besucher in Baerl noch Nachfragen.

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FOTO: FABIAN STRAUCH Oberbürger­meister Sören Link schüttelte viele Hände im Gemeindesa­al der Erlöserkir­che.
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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI Stadtdirek­torin und Kämmerin Dörte Diemert informiert­e über die Haushaltse­ntwicklung.

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