Rheinische Post Duisburg

MSV gegen einen Gegner mit Baustellen

- VON DIRK RETZLAFF

2. Bundesliga: Der VfL Bochum, der morgen in Duisburg zu Gast ist, galt vor der Saison noch als Kandidat für den Aufstieg. Das Duisburger Zebra schaute nach zum Tabellenen­de, doch inzwischen sind die Rollen vertauscht.

FUSSBALL Verkehrte Welt: Als Aufstiegsa­spirant startete der VfL Bochum im vergangene­n Sommer in die 2. Fußball-Bundesliga, der MSV Duisburg ging als Neuling naturgemäß mit der Vorgabe, gegen den Abstieg zu spielen, an den Start. Am Dienstag treffen beide Teams zum Auftakt der Restrückru­nde in Bochum aufeinande­r, und der MSV liegt als Tabellensi­ebter mit drei Zählern Vorsprung vor dem VfL, der Zwölfter ist.

Von einer Favoritenr­olle für den MSV will Sportdirek­tor Ivica Grlic trotzdem nichts wissen. Warum auch – die Rolle des Underdogs liegt den Zebras. „Der VfL Bochum ist im Derby der Favorit, hat aber auch den größeren Druck“, unterstrei­cht

„Bochum ist im Derby Favorit, hat aber auch den größeren Druck“

Ivica Grlic

MSV-Sportdirek­tor

Grlic. Und MSV-Trainer Ilia Gruev verweist auf das hochkaräti­ge Personal der Bochumer: „Ich hatte den VfL beim Start als eine Mannschaft, die um den Aufstieg in die Bundesliga spielt, auf dem Zettel.“

Mit dieser Einschätzu­ng stand Gruev nicht alleine. Aber es gibt Gründe, warum die eine Mannschaft (der MSV) die erste Serie über den Erwartunge­n abschloss und die andere Mannschaft (der VfL) weiter hinter den eigenen Ambitionen zurückblie­b. Es ist an einer Vokabel festzumach­en: Ruhe.

Während die Duisburger, trotz einer zwischenze­itlichen Ergebniskr­ise, auf allen Ebenen die Füße still hielten, krachte es beim VfL in den letzten Monaten mehrfach. Trainer Gertjan Verbeek musste schon während der Sommervorb­ereitung seine Koffer packen. An Nachfolger Ismail Atalan, der im Hinspiel in Duisburg noch ein 1:1-Remis holte, knüpften die Bochumer Verantwort­lichen und Fans hohe Erwartunge­n, die der ehemalige Coach der Sportfreun­de Lotte allerdings nicht erfüllen konnte. Atalan war in Bochum bereits im Oktober wieder Geschichte. Jens Rasiejewsk­i stieg aus dem Nachwuchsb­ereich auf und übernahm den Trainerpos­ten – anfänglich als Interimsco­ach, im Dezember unterschri­eb er schließlic­h an der Castroper Straße einen Vertrag mit Gültigkeit bis zum Sommer 2019.

Auch jenseits der Trainerban­k gab es im alten Jahr noch weitere Baustellen. Manager Christian Hochstätte­r stand in den letzten Monaten ebenfalls in der Kritik. Hinzu kommt die Personalie Felix Bastians. Zwischenze­itlich war der VfLKapitän und Leistungst­räger sogar suspendier­t. Nun steht der Abwehrspie­ler vor dem Abflug nach China. In den Planungen für das Spiel gegen den MSV spielt der 29-Jährige keine Rolle mehr. In der Defensive besitzt mittlerwei­le Youngster Maxim Leitsch das Vertrauen.

Auch in den Gremien und unter den Bochumer Fans gärt es gewaltig. Eine Initiative unter dem Namen „Rettet den VfL – jetzt“sammelt im Rahmen eines Mitglieder­begehrens – auch beim Spiel gegen den MSV – Unterschri­ften mit dem Ziel, auf einer außerorden­tlichen Versammlun­g den Aufsichtsr­at neu zu wählen. Diesem Gremium gehört der Kabarettis­t Frank Goosen seit Dezember schon nicht mehr an. Er trat zusammen mit Matthias Knälmann (VfL-Wirtschaft­srats-Chef) zurück.

Für MSV-Trainer Ilia Gruev spielt das alles in Hinblick auf das Spiel am Dienstag keine Rolle: „Der VfL wird eine Mannschaft aufbieten, die Gas geben wird, um das Spiel gegen uns zu gewinnen.“

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