Rheinische Post Duisburg

Erfolgreic­h mit vollwertig­em Brot

- VON FABIENNE PIEPIORA

Kabouter versorgt viele Bio-Läden im Ruhrgebiet mit vollwertig­em Brot. Nachts dürfen die Wanheimero­rter Bäcker übrigens durchschla­fen.

WANHEIMERO­RT Im Wanheimero­rter Hinterhof duftet es nach frischem Brot. Joachim Kaub öffnet den Ofen und begutachte­t den Sesam-Leinsaat-Laib. Die Erzeugniss­e der Bäckerei Kabouter sind noch echte Handarbeit, außerdem bio und vollwertig. Wer direkt vor Ort kauft, kann einen Blick in die Backstube erhaschen. „Nachmittag­s wird man auch mal von unseren staubigen Jungs bedient“, sagt Geschäftsf­ührerin Bärbel Systermann und lächelt. Kabouter ist eine Erfolgsges­chichte.

Drei Meister und drei Gesellen arbeiten bei Kabouter. Zu finden sind die Riegel, Batzen und Kuchen in

Bärbel Systermann ausgewählt­en Reformhäus­ern und Geschäften im gesamten Ruhrgebiet. 900 bis 1000 Brote verlassen täglich die Backstube. Angefangen hat alles 1979, als ein paar Studenten in einer Wohngemein­schaft begannen, auf einer kleinen Mühle ihr eigenes Korn zu mahlen. Sie waren politisch inspiriert von der niederländ­ischen Kabouter-Bewegung, die der Bäckerei auch ihren Namen gab. Die Aktivisten aus dem Nachbarlan­d setzten sich gegen die verbreitet­e Konsumhalt­ung und Umweltvers­chmutzung ein. Die Duisburger Studenten gründeten eine Gesellscha­ft, in der jeder seinen Anteil hatte, und eröffneten die Bäckerei. Die Prinzipien von damals verfolgt Kabouter noch heute: „Wir haben nur eine kleine Mülltonne. Bei uns fällt so gut wie kein Abfall an. Unsere Kunden wissen die Produkte zu schätzen, nehmen auch mal eines vom Vortag. Das schmeckt dann noch genauso gut“, betont Bärbel Systermann. Anders als industriel­l hergestell­te Ware werde das Brot nicht so schnell pappig. „Es reift nach, bekommt einen intensiver­en Geschmack“, schwärmt die Expertin. Jenny Schneider zerteilt die Teigklumpe­n, wälzt sie in Körnern und füllt die Rundlinge in Körbchen. Einige werden ohne Form gebacken – das erfordert besonderes Augenmaß und Geschick, damit der Teig nicht auseinande­r läuft. Viele Mitarbeite­r sind schon lange dabei, haben auch in anderen Betrieben Erfahrunge­n gesammelt – und von dort neue Rezepte und Ideen mitgebrach­t. Auch Kundenwüns­che sorgen dafür, dass in der Backstube viel experiment­iert wird. So wurden vegane Riegel oder Kuchen gewünscht.

„Wir haben dann getestet, wie wir auf Eier im Teig verzichten können, und haben gemerkt, dass das funktionie­rt“, erinnert sich Bärbel Systermann. Immer mehr Kunden hätten zudem Unverträgl­ichkeiten und seien froh, wenn sie bei Kabouter eine Sorte finden, die sie gut vertragen.

„Wir haben unsere Nische gefunden, wollen gar nicht so groß werden wie andere Bio-Bäckereien“, sagt die Chefin. Sie und ihre Mitarbeite­r sind übrigens auch glücklich über ihre Arbeitszei­ten: Bio-Bäcker dürfen durchschla­fen. „Wir produziere­n nachmittag­s und abends, dann wird über Nacht ausgeliefe­rt, und am nächsten Morgen sind die Brote dann frisch bei unserem Kunden.“

„Nachmittag­s wird man auch mal von unseren staubigen

Jungs bedient“

Geschäftsf­ührerin

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 ?? FOTOS: F. S. ?? Oben: Joachim Kaub begutachte­t das fertige Brot. Unten: Jenny Schneider ist eine von sechs Mitarbeite­rn, die nachmittag­s in der Backstube stehen.
FOTOS: F. S. Oben: Joachim Kaub begutachte­t das fertige Brot. Unten: Jenny Schneider ist eine von sechs Mitarbeite­rn, die nachmittag­s in der Backstube stehen.

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