Erfolgreich mit vollwertigem Brot
Kabouter versorgt viele Bio-Läden im Ruhrgebiet mit vollwertigem Brot. Nachts dürfen die Wanheimerorter Bäcker übrigens durchschlafen.
WANHEIMERORT Im Wanheimerorter Hinterhof duftet es nach frischem Brot. Joachim Kaub öffnet den Ofen und begutachtet den Sesam-Leinsaat-Laib. Die Erzeugnisse der Bäckerei Kabouter sind noch echte Handarbeit, außerdem bio und vollwertig. Wer direkt vor Ort kauft, kann einen Blick in die Backstube erhaschen. „Nachmittags wird man auch mal von unseren staubigen Jungs bedient“, sagt Geschäftsführerin Bärbel Systermann und lächelt. Kabouter ist eine Erfolgsgeschichte.
Drei Meister und drei Gesellen arbeiten bei Kabouter. Zu finden sind die Riegel, Batzen und Kuchen in
Bärbel Systermann ausgewählten Reformhäusern und Geschäften im gesamten Ruhrgebiet. 900 bis 1000 Brote verlassen täglich die Backstube. Angefangen hat alles 1979, als ein paar Studenten in einer Wohngemeinschaft begannen, auf einer kleinen Mühle ihr eigenes Korn zu mahlen. Sie waren politisch inspiriert von der niederländischen Kabouter-Bewegung, die der Bäckerei auch ihren Namen gab. Die Aktivisten aus dem Nachbarland setzten sich gegen die verbreitete Konsumhaltung und Umweltverschmutzung ein. Die Duisburger Studenten gründeten eine Gesellschaft, in der jeder seinen Anteil hatte, und eröffneten die Bäckerei. Die Prinzipien von damals verfolgt Kabouter noch heute: „Wir haben nur eine kleine Mülltonne. Bei uns fällt so gut wie kein Abfall an. Unsere Kunden wissen die Produkte zu schätzen, nehmen auch mal eines vom Vortag. Das schmeckt dann noch genauso gut“, betont Bärbel Systermann. Anders als industriell hergestellte Ware werde das Brot nicht so schnell pappig. „Es reift nach, bekommt einen intensiveren Geschmack“, schwärmt die Expertin. Jenny Schneider zerteilt die Teigklumpen, wälzt sie in Körnern und füllt die Rundlinge in Körbchen. Einige werden ohne Form gebacken – das erfordert besonderes Augenmaß und Geschick, damit der Teig nicht auseinander läuft. Viele Mitarbeiter sind schon lange dabei, haben auch in anderen Betrieben Erfahrungen gesammelt – und von dort neue Rezepte und Ideen mitgebracht. Auch Kundenwünsche sorgen dafür, dass in der Backstube viel experimentiert wird. So wurden vegane Riegel oder Kuchen gewünscht.
„Wir haben dann getestet, wie wir auf Eier im Teig verzichten können, und haben gemerkt, dass das funktioniert“, erinnert sich Bärbel Systermann. Immer mehr Kunden hätten zudem Unverträglichkeiten und seien froh, wenn sie bei Kabouter eine Sorte finden, die sie gut vertragen.
„Wir haben unsere Nische gefunden, wollen gar nicht so groß werden wie andere Bio-Bäckereien“, sagt die Chefin. Sie und ihre Mitarbeiter sind übrigens auch glücklich über ihre Arbeitszeiten: Bio-Bäcker dürfen durchschlafen. „Wir produzieren nachmittags und abends, dann wird über Nacht ausgeliefert, und am nächsten Morgen sind die Brote dann frisch bei unserem Kunden.“
„Nachmittags wird man auch mal von unseren staubigen
Jungs bedient“
Geschäftsführerin