KULTURTIPPS
„Big Bang“mit dem Jugendorchester Gabriel Faurés tröstliches „Requiem“ „Schloss aus Glas“– eine Familiengeschichte
Klassik Seit 2007 verfügt die Düsseldorfer Tonhalle – damals als erstes Konzerthaus in Deutschland – über ein eigenes Jugendsinfonieorchester (JSO). In der Reihe „Big Bang“stellt es regelmäßig sein Können unter Beweis – an dem Ort, wo sonst die Düsseldorfer Symphoniker und viele weltberühmte Orchester konzertieren: im MendelssohnSaal der Tonhalle. Jetzt spielt das JSO unter Leitung von Ernst von Marschall Bachs 3. Orchestersuite, Brahms’ Konzert für Violine, Violoncello und Orchester in a-Moll und Weills „Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester“. Solisten sind die Geigerin Franziska Früh und Cellist Doo-Min Kim – beide Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker. Als Gastdirigent ist bei der Weill-Komposition Veikko Braeme zu erleben, der normalerweise als Solo-Fagottist der Symphoniker auf der Tonhallen-Bühne steht (Konzert am Sonntag, 18. Februar, 18 Uhr, Info: www.tonhalle.de). w.g. Klassik Die katholische Kirche in Frankreich bezahlt ihre Musiker traditionell schlecht, sie ist kein guter Arbeitgeber, üben darf man als Organist auch nur begrenzte Zeit, weil die Orgel angeblich so viel Strom frisst und die Touristen angeblich nicht immer das Geübe hören wollen – trotzdem sind damals wie heute viele bedeutendste französische Komponisten teilweise über Jahrzehnte Organisten gewesen. Die Orgeln, zumal jene von Aristide Cavaillé-Coll, sind ja auch wahre Orchester aus Pfeifen, inspirierend und erhaben. Wer da schalten und walten kann, darf sich als Dirigent der Klänge fühlen. César Franck, Olivier Messiaen, Charles-Marie Widor, Louis Vierne, Gabriel Pierné, Camille Saint-Saëns, Maurice Duruflé, Marcel Dupré und viele andere – sie alle sind lange im Kirchendienst geblieben, obwohl sie längst in der Welt berühmt waren.
Auch Gabriel Fauré wirkte über viele Jahre als Titularorganist an der Madeleine in Paris, obwohl die dortige Geistlichkeit für seine Kirchenmusik tatsächlich sehr wenig Verständnis aufbrachte. Als Fauré dort sein „Requiem“zur Uraufführung brachte, soll der Vikar sich despektierlich geäußert haben – es gebe doch schon viele solcher Werke. Wir wissen natürlich nicht, wie qualität- DVD Als Kind lauschte Jeannette den fantastischen Geschichten ihres Vaters. Sie gingen zusammen auf Dämonenjagd und planten, ein „Schloss aus Glas“zu bauen. Doch die heile Welt hat eine Kehrseite. Vater Rex (Woody Harrelson) ist ein arbeitsloser Alkoholiker, die Mutter Rose (Naomi Watts) eine Künstlerin. Ihre vier Kinder lassen die Eltern als Freigeister aufwachsen und reisen mit ihnen quer durch die USA. Sicherheit oder einen geregelten Alltag kennen die Kinder nicht. Wenn das Geld knapp ist, essen sie Butter mit Zucker. Doch dann kämpfen die Geschwister, um ihrem unkonventionellen Leben zu entfliehen. Destin Daniel Cretton hat die Buchvorlage „Schloss aus Glas“verfilmt. Es ist die Autobiografie der amerikanischen Journalistin Jeannette Walls, die sich vor allem durch ihre Klatsch-Kolumnen einen Namen gemacht hat. Die Verfilmung zeigt ihren Zuschauern eine Kindheit im Zwiespalt zwischen Familienloyalität und Überlebenswillen. ubg „Schloss aus Glas“, DVD, 123 Minuten, Freigegeben ab 12 Jahren, Produktionsjahr 2017. Preis 14 Euro, Blu-ray 16 Euro. voll die Aufführung war. Könnte sein, dass der Vikar nach Begutachtung einer wunderbaren neuen Aufnahme des „Requiem“aus den USA anders geurteilt hätte. Die Yale Schola Cantorum unter David Hill ist ein vorzüglicher Kammerchor, der in allen Lagen einen feinen, opalisierenden, geschmeidigen Klang besitzt und so die tröstlichen Aspekte des Werks einfängt; Fauré strebte nicht nach Dramatisierung, sondern nach zarten Tönen der Hoffnung angesichts eines düsteren Textes. Am Ende bietet er denn auch das sanftmütige „In paradisum“; das „Dies irae“entfällt. Auf der CD hören wir das Werk in Hills aparter Kammermusikversion für Solisten, Chor, Violine, Cello, Harfe und Orgel; sie spielt Robert Bennesh.
Spannend ist die CD, die bei Hyperion erschienen ist, aber auch durch weitere Werke Faurés, darunter sind die „Messe basse“, das „Cantique de Jean Racine“und kleinere geistliche Werke und Orgelmusik. Wolfram Goertz