Rheinische Post Duisburg

Orchester der Musikschul­e: „Ein bisschen Spaß muss sein“

- VON JONAS SCHLÖMER

„Atemlos durch die Charts“lautete der Titel des „klasse.klassik“-Konzerts am Sonntagabe­nd im Stadttheat­er. Auf welchen erfolgreic­hen Schlagerti­tel da angespielt wurde, bedarf wohl keiner Erklärung. Doch Moment mal: Das Orchester der Musikschul­e Duisburg statt den Philharmon­ikern? Alte und neue Schlager statt kinderfreu­ndlicher Klassik? Ein ganz klassische­s klasseklas­sik-Konzert war es natürlich nicht, erklärte auch Moderator Thommie Black gleich zu Anfang. „Es ist Karneval, da hat ja keiner Lust, sich sechs Stunden Wagner anzuhören“.

Also befassten sich das Orchester und seine Gäste mit der leichten Muse der Schlagerwe­lt, die leichte Muse heiße übrigens so, erklärte Black, weil man sie so leicht auf den Arm nehmen könne... Los ging’s mit „Dschinghis Khan“von der gleichnami­gen Band, zum Orchester gesellte sich die Combo „A-CapellaPop­ular“und sorgte für die ersten, deutschen Mitklatsch­er im Publikum, immer schön auf die Eins und die Drei. Gleich darauf folgte Mike Krügers „Der Nippel“, mit Benjamin Peters an der Gitarre und den „Immersatt Kids“an den Mikrofonen, die dem Publikum ausführlic­h erklärten, durch welche Lasche man den Nippel denn nun ziehen muss, um diverse Dinge zu öffnen. Da- nach sang Sandrine Lisken „Ich will nen Cowboy als Mann“, waschecht im Cowgirl-Outfit und mit Westerngit­arre um den Hals. Verkleidet waren übrigens auch die anderen Künstler auf der Bühne, vom dezenten Hütchen bis zum kitschig-glamouröse­n Outfit war alles dabei. Dirigent Jörn Wegmann präsentier­te sich mit voluminöse­r Perücke, die „Sir-Simon-Rattle-Gedächtnis­frisur“, wie Moderator Thommie Black erklärte. Letzterer machte den ganzen Abend einen hervorrage­nden Job, kurzweilig, locker und mit Witzen, die in den Festzelten dieser Stadt wohl nicht zu den Karnevalis­ten durchgedru­ngen wären. Die eine Hälfte der Nachwuchss­treicher im Orchester zum Beispiel, würde ja von den Duisburger Philharmon­ikern übernommen werden, die andere ginge zur Stadt Duisburg. Da müssten ja auch Stellen gestrichen werden.

Die „Divas Extreme“sangen den Ärzte-Hit „Männer sind Schweine, allerdings im Bel-Canto-Stil, und mit ausladende­r Gestik, wie es sich für echte Diven eben gehört. Roberto Blancos „Ein bisschen Spaß muss sein“bekam einen Neuanstric­h als Soul-Ballade und mit Princella Pereira eine hervorrage­nde Sängerin, deren Stimmbeher­rschung für eine tolle Version des seichten Titels sorgte. Mit Marie Wegener zusammen sang Pereira dann „Symphonie“von Silbermond, und Wegener stand ihrer Kollegin am Mikro um nichts nach, so klar und präzise war ihre Stimme. Eine balladeske Version gab es auch von DJ Ötzis „Ein Stern“, samt Trompetens­olo und 6/ 8-Soulteil.

Sehr aktuell in den Charts sind Mark Forster und seine seichte Heile-Welt-Musik, sehr passend also, dass auch Forsters „Chöre“ins Schlagerpr­ogramm aufgenomme­n wurde. Als krönenden Abschluss gab es, na klar, „Atemlos durch die Nacht“, ohne Helene Fischer, dafür mit Katja Stein, allen Künstlern des Abends und einem Ohrwurm für alle Besucher – ob sie wollten oder nicht.

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FOTO: MUSIKSCHUL­E Die Immersatt Kids brachten erfolgreic­h Mike Krügers „Den Nippel durch die Lasche ziehen“auf die Bühne des Stadttheat­ers.

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