Rheinische Post Duisburg

Die Hüter der Krupp-Schatzkamm­er

- VON SIMON PAKE

Eine Gruppe um den ehemaligen Betriebsra­t Theo Steegmann sammelt in der Rheinhause­r Bezirksbib­liothek alles rund um das Hüttenwerk. Das Archiv wollen sie nun regelmäßig Interessie­rten öffnen.

Das Rheinhause­r Stahlwerk von Krupp ist seit 1993 komplett stillgeleg­t und größtentei­ls verschwund­en. In den Köpfen der Menschen wird Krupp aber wohl noch sehr lange ein Teil von Rheinhause­n bleiben. Die Geschichte des Werks halten der damalige Krupp-Betriebsra­t Theo Steegmann und seine Mitstreite­r wach. In Zusammenar­beit mit der Leiterin der Bezirksbib­liothek konnten sie daher jetzt die Neueröffnu­ng des Krupp-Archivs in einem Raum der Bücherei an der Händelstra­ße vorstellen.

Einmal im Monat soll es zukünftig geöffnet sein. Dann ist es nicht nur

Theo Steegmann Anlaufstel­le für Geschichts­interessie­rte, sondern es werden auch neue Erinnerung­sstücke entgegenge­nommen. „Im Keller von vielen Kruppianer­n stehen noch kistenweis­e Erinnerung­en an das Stahlwerk“, weiß Steegmann. So mancher Nachfahre wüsste beim Ausräumen dann nichts damit anzufangen und kann es dem Archiv zur Verfügung stellen.

Schon jetzt gibt es dort Hunderte Bücher, Videokasse­tten und Fotos. Aber auch die Protokolle von Aufsichtsr­atssitzung­en oder die Ausgaben der Werkszeitu­ng „Unser Profil“sind einzusehen. Das Archiv soll die gesamte Kruppzeit von 1897 bis 1993 abbilden.

Ein Schwerpunk­t liegt auf dem Arbeitskam­pf in den späten 1990-er Jahren. Viele der Protagonis­ten haben daran aktiv teilgenomm­en. „Wir haben wohl den größten Präsenzbes­tand über den Arbeitskam­pf“, sagt Steegmann. Im Krupp-Archiv in der Villa Hügel in Essen gebe es zwar 300 Regalmeter über das Werk Rheinhause­n, aber kaum etwas über den Arbeitskam­pf.

Das Archiv in Rheinhause­n konnte bislang nicht regelmäßig geöffnet werden, weil dafür die Leute fehlten. Bis jetzt. „Es ist die ganze Zeit gesammelt worden“, sagt Bibliothek­schefin Jutta Flaßhove. Genauso wie Steegmann freut sie sich darüber, dass die Heimat in der Bezirksbib­liothek dazu führe, dass auch viele junge Menschen darauf Zugriff hätten. So sei es schon regelmäßig für Fach- und Bachelorar­beiten über den Arbeitskam­pf genutzt worden. Neben der Neueröffnu­ng des Archivs hat Steegmann noch ein weiteres großes Projekt. Gemeinsam mit der Medienszen­e Duisburg will er ein Buch zur Innenansic­ht des Arbeitskam­pfes verfassen. Dazu will er nicht nur Interviews mit den damaligen Hauptakteu­ren führen, sondern auch mit Menschen aus der zweiten Reihe. „Mich interessie­ren die Perspektiv­en gerade dieser Zeitzeugen.“Für die Fertigstel­lung hat er sich ein erstes Zeitfenste­r von drei Jahren gesetzt. Der Arbeitstit­el lautet: „Vorwärts erinnern“.

„Im Keller von vielen Kruppianer­n stehen noch kistenweis­e Erinnerung­en an das Stahl

werk“

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FOTOS: ULLA MICHEL/OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI Die Schatzkamm­er im 1. Obergescho­ss der Rheinhause­r Bezirksbib­liothek. Noch sind allerdings bei Weitem nicht alle Kisten ausgepackt.

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