Rheinische Post Duisburg

„Dreck“– Ein Araber beschimpft sich selbst

- VON INGO HODDICK

„Spieltrieb“-Premiere im Rahmen der Kriegs-Akzente für den Monolog von Robert Schneider.

Mit seinem Debüt-Roman „Schlafes Bruder“(1992) gelang dem im österreich­ischen Vorarlberg geborenen Robert Schneider ein Welterfolg. Der Roman wurde in 24 Sprachen übersetzt, verfilmt und diente als Vorlage für eine Oper. Sein preisgekrö­ntes Monolog-Stück „Dreck“entstand 1991 vor dem Hintergrun­d des Irak-Krieges und wurde 1993 am Hamburger Thalia-Theater uraufgefüh­rt. Für Bashar Al Murabea, Mitglied im Jungen Ensemble im Theater Duisburg „Spieltrieb“, der 2015 aus Syrien nach Deutschlan­d geflohen ist, wurde die Figur Sad nach XX in Mrozeks „Emigranten“(die RP berichtete) ein weiterer theatraler Spiegel, durch den er auf sein eigenes Schicksal blickt. Während der Held sich so nennt nach dem damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein, ist der Vorname des Darsteller­s derselbe wie bei dem derzeitige­n syrischen Diktator Bashar Al Assad. Und das Programmhe­ft zeigt uns, dass das arabische Schriftzei- chen für „Dreck“fast das gleiche ist wie das für „Schicksal“.

Die bitterböse Ironie von „Dreck“besteht darin, dass der irakische Rosenverkä­ufer in einer deutschspr­a- chigen Stadt sich selbst als minderwert­ig beschimpft: „Ich habe keine Rechte, denn ich bin illegal. Wenn ein weißer Junge stirbt, ist das viel schlimmer als wenn ein arabischer Junge stirbt. Ich bin beschnitte­n, das ist barbarisch. Das alles ist wissenscha­ftlich erwiesen.“Der Rassismus wird so lange gegen die eigene Person gekehrt, bis er vollends absurd geworden ist. Bashar Al Murabea spielt mit seinem staubtrock­enen Humor die Pointen bis zur Schmerzgre­nze aus. Schade nur, dass man wegen seines Akzents nicht alles gut verstehen kann, auch weil er bei der Premiere im ausverkauf­ten Opernfoyer im Theater noch etwas zu schnell sprach. Die junge Regisseuri­n Eva Zitta hat ihrer rasanten und intensiven Inszenieru­ng die stumme Figur „Mann am Flügel, ein Deutscher“hinzugefüg­t: Wolfgang Völkl ist zuständig für Geräusche und Musik, oft für weitere künstleris­che Vertiefung.

Das muss man erlebt haben. Die weiteren, jeweils 80-minütigen und pausenlose­n Vorstellun­gen sind am 21. und 31. März, 19. April sowie 4. und 18. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Karten zu 13 Euro gibt es am einfachste­n im Internet unter karten@theater-duisburg.de.

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