Rederecht für alle Parteimitglieder: SPD im Strukturprozess
Die Duisburger Sozialdemokraten diskutieren über eine Neuorganisation der Ortsvereine, die wieder wachsen sollen.
Die Sozialdemokraten in Duisburg stellen sich neu auf. In einem Erneuerungsprozess will Parteichef Ralf Jäger gemeinsam mit den Mitgliedern in den Ortsvereinen „die SPD zukunftsfähig“machen. Dabei geht es nicht nur um die inhaltliche Ausrichtung, über die derzeit auf Bundes-, und Landesebene diskutiert wird, sondern vor allem um Strukturen und moderne Arbeitsweisen. Eine Mitgliederzahl, die in Duisburg trotz Zuwächsen in den vergangenen zwei Jahren unter der 4000er Grenze liegt, und eine zunehmend schwieriger gewordenen Ortsvereinsarbeit mache diesen Schritt notwendig.
Das Problem: Ende der 70er Jahre hatte die SPD in Duisburg noch über 11.000 Mitglieder, die Ortsvereine zählten im Schnitt über 300 Genossen, aktuell sind es nur 121. Hinzukommt ein stark gestiegener Altersdurchschnitt von 61 Jahren. Das führt dazu, „dass manche der 31 Ortsvereine nicht mehr in der Lage sind, Ortsvereinsarbeit zu leisten“, erklärt SPD-Geschäftsführer Jörg Lorzenz. Dabei fehle es nicht an gutem Willen. Aber wenn von 60 Mitgliedern 30 über 70 Jahre alt sind und viele Jüngere beruflich so eingespannt sind, dass sie es nicht schaffen, alle sechs Wochen zu einer Versammlung zu erscheinen, dann seien die Ortsvereine nicht mehr handlungsfähig.
Jüngstes Beispiel ist der SPDOrtsverein in Wedau (68 Mitglieder), der seit Anfang des Jahres ohne Vorstand ist und jetzt mit dem Ortsverein in Buchholz (151 Mitglieder) zusammengehen will. Der Parteivorstand geht davon aus, dass es weitere Zusammenlegungen geben wird, wie Ralf Jäger auf einer gemeinsamen Mitgliederversammlung beider Ortsvereine erklärte.
Eine Mindestmitgliederzahl für die Ortsvereine wird es nicht geben. „Es gibt kleine Ortsvereine, die handlungsfähig sind und eine gute Vereinsarbeit machen“, sagt Jörg Lorenz. Bissingheim sei beispielsweise so eine Insel. Das Problem, Funktionen in den Ortsvereinen zu besetzen, werde auch beim Unter- bezirks-Parteitag deutlich. „Viele Ortsvereine haben Schwierigkeiten, die notwendige Anzahl an Delegierten zu finden“, sagt Jörg Lorenz. Selbst, als Siegmar Gabriel 2017 als Gastredner auftrat, fehlten 50 Dele- gierte. Deshalb soll ihre Zahl künftig von derzeit 260 auf 180 reduziert werden. Dafür soll aber jedem Parteimitglied ein Rederecht eingeräumt werden.
Diskutiert wird derzeit auch da- rüber, „wie wir wieder näher an die Menschen ran kommen“, sagt Jörg Lorenz. „Thekengespräche“mit dem Parteichef oder „Auf eine Currywurst“mit dem OB, dies seien zwei Formate, die man fortführen wolle. Aber auch die Präsenz in den sozialen Medien soll ausgebaut werden. Und: „Wir brauchen auch eine Plattform, auf der Mitglieder digital Themen diskutieren können, die aus Termingründen nicht an den Sitzungen teilnehmen können.“Dies solle nicht den persönlichen Kontakt ersetzen, biete aber die Möglichkeit, in der Partei aktiv mitzumachen, auch wenn man nicht abends um 18 Uhr Zeit habe. Und gerade die Diskussion sei es, die politische Basis-Arbeit ausmache.