Verblüffend nah an der echten Romy
Die Regisseurin Emily Atef stellte jetzt ihren Romy-Schneider-Film „3 Tage in Quiberon“im Filmforum am Dellplatz vor. Ein großes Lob gab es dabei für die Schauspielerin Marie Bäumer.
(RPN) Romy Schneider raucht. Unentwegt. Egal, in welcher Einstellung sie auf der Großleinwand zu sehen ist: Sie hat fast immer stilecht eine Zigarette unten zwischen Mittel- und Zeigefinger geklemmt, um den nächsten hastigen Zug zu nehmen. Es sind kleine Details wie dieses, mit denen Schauspielerin Marie Bäumer es schafft, die Illusion perfekt zu erzeugen. Denn wer den neu im Kino gestarteten Film „3 Tage in Quiberon“sieht, der glaubt, da lache und weine die echte Romy.
Emily Atef Eine verblüffende, beeindruckende Performance. Diese ist nun auch im Filmforum zu bestaunen.
„Seit sie 16 Jahre alt ist, wird Marie Bäumer wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit Romy Schneider verglichen“, erzählte Regisseurin Emily Atef. Sie stellte ihren Film, der zehn Nominierungen für den Deutschen Filmpreis eingeheimst hat, am Donnerstagabend im Kino am Dellplatz persönlich vor. Und sie schilderte nach der Vorführung den 100 Cineasten im großen Saal, dass sich Bäumer lange schwer damit getan hatte, diese Rolle zu übernehmen. „Erst als klar war, dass wir nicht Romys ganzes Leben abbilden, sondern den Zoom auf einen kurzen Abschnitt legen wollen, hat Marie für das Projekt zugesagt“, berichtete Atef, die auch das Drehbuch geschrieben hat.
In den drei Tagen an der bretonischen Atlantikküste im Jahr 1981 empfing die echte Romy zwei Journalisten vom „Stern“zu einem Interview. Es sollte das letzte in deutscher Sprache gewesen sein, das sie führte. Ein Jahr später, am 29. Mai 1982, starb Schneider in Paris. Ihre Alkohol- und Tablettensucht spart der in atmosphärischen SchwarzWeiß-Bildern gedrehte Film ebenso wenig aus wie die drastischen Stimmungsschwankungen, die den All- tag des Stars verdunkelten. Das alles wirkt extrem authentisch. „Ich wollte aber keine Dokumentation machen, mein Film ist eine Fiktion“, betonte Atef.
Um sich der wirklichen Begegnung zwischen Weltstar und Journalisten dennoch möglichst genau anzunähern, traf Atef in der Planungsphase des Films die beiden echten „Stern“-Männer: den im Jahr 2014 verstorbenen Fotografen Robert Lebeck und den heute noch lebenden Reporter Michael Jürgs. „Als er das fertige Drehbuch durchgegangen war, lautete seine erste Reaktion: Ich bin ja ein Satan von Anfang bis Ende“, verriet die Regisseurin. Jürgs habe ihr dennoch seinen Segen gegeben, weil seine Figur im Film die größte Entwicklung durchmache, so Atef. Die originalen Tonband-Aufnahmen des Romy-Interviews hatte er aber nicht mehr. „Die sind leider verlorengegangen“, bedauerte Atef.
Lebecks Frau Cordula stellte dem Filmteam die zu Ikonen gewordenen Original-Fotos der QuiberonSession zur Verfügung. Auch diese dienten Atef und Bäumer als wichtige Inspirationsquelle. Lebeck wird im Film von Schauspieler Charly Hübner verkörpert. „Er hatte im Casting im Zusammenspiel mit Marie Bäumer dieses Beschützende und Wärmende, das der echte Lebeck ausgestrahlt hatte“, begründete Atef ihre Auswahl.
Ein großes Lob sprach sie auch an Schauspielerin Birgit Minichmayr aus, die im Film die fiktive Freundin Hilde spielt. „Es gab eine Freundin, die damals mit war. Sie wollte aber nicht erkannt werden, so dass ich alles an dieser Figur verändert habe“, erklärte Atef.
Und wie viele Stangen Zigaretten sind denn nun bei den Dreharbeiten tatsächlich draufgegangen? Da lachte Emily Atef und sagte: „Etliche! Das waren aber zum Glück keine richtigen, sondern Kräuterzigaretten. Das schlimme war: Die haben noch schlimmer gestunken als echte.“
„Marie Bäumer wird wegen ihrer großen Ähn
lichkeit mit Romy Schneider verglichen“
Regisseurin