Rheinische Post Duisburg

MSV Duisburg hat noch etwas vor

- VON HERMANN KEWITZ

Fußball: Der Zweitligis­t hat den Klassenerh­alt geschafft. Nun geht es aber noch darum, wie viel der MSV für die kommende Saison aus den Fernsehgel­dern bekommt. Entscheide­nd ist die Platzierun­g in der Abschlusst­abelle.

Ilia Gruev beliebte nach dem Sieg über Jahn Regensburg zu scherzen. Nach der Pressekonf­erenz am vergangene­n Sonntag merkte der Trainer des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg an: Er müsse rasch weg. Er habe noch „ein paar Rituale“zu erledigen. Der Seitenhieb bezog sich

„Alles, was wir mehr einnehmen, können wir in die Mannschaft

stecken“

Ingo Wald

Präsident des MSV

auf seinen Ex-Spieler Baris Özbek. Der Mittelfeld­mann hatte im Moment der höchsten Krise öffentlich wissen lassen: Mit Gruev steige man ab, weil der sich immer nur an Ritualen festhalte. Von einer großen Pfeffermüh­le, die vor Spielen auf einem Tisch zum Stehen kommt, war die Rede.

Gruev hatte auf die Kritik seinerzeit nicht reagiert. Aus gutem Grund: Er wollte die scharfe Stimmung nicht noch zusätzlich würzen. Im Moment des Triumphs, nach dem 4:1 über Regensburg und vor einem garantiert­en weiteren Jahr in der Zweiten Liga, konterte der 48-Jährige mit einer Spur Sarkasmus. Ilia Gruev ließ durchschei­nen, dass ihn die Seelenprüf­ung der sechs Spiele ohne Sieg durchaus angefasst hatte.

Der Coach hatte nach außen hin Gelassenhe­it gezeigt und sein Team in diesem Sinne auf die entscheide­nden Spiele in Aue und gegen Regensburg gecoacht. Ob dabei eine Pfeffermüh­le auf dem Tisch stand oder nicht, spielt keine Rolle. Wer heilt, hat Recht. Und Gruevs Medizin gegen akuten Punktemang­el wirkte so eindrucksv­oll, das Pharma-Firmen nach dem Rezept fragen dürften. Doch genug des Nachrech- nens. Jetzt geht es ans Vorrechnen. Präsident Ingo Wald, der zugab, „jetzt gerade sehr entspannt“zu sein, weiß: Es sind noch längst nicht alle Summen gezogen.

Der MSV kann in der Liga bis auf Platz vier vorrücken. Die beiden Spiele gegen Fürth und daheim gegen St. Pauli gelten seit Sonntag, 15.20 Uhr, als machbare Aufgaben gegen die Teams im Ringen um den Klassenerh­alt. Gruev will sie gewinnen, das machte er in der Presse- konferenz deutlich. Und er verwies darauf, wie man im Aufstiegsj­ahr Zwickau zum Saisonfina­le mit 5:1 geschlagen habe und dann auch den Niederrhei­n-Pokal gewann.

Finanzmann Wald machte deutlich, dass das nicht allein eine Frage der Ehre ist. Um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten, muss der MSV noch eine Deckungslü­cke schließen. Eine gute Platzierun­g zur Schlussabr­echnung macht sich bei den Fernsehgel­dern be- merkbar. Achtung, anschnalle­n, jetzt wird es komplizier­t. Als Aufsteiger bekam der MSV in diesem Jahr 7,2 Millionen Euro. Der Umrechnung­sschlüssel bezieht die Platzierun­gen der vergangene­n fünf Jahre ein und setzt sich aus vier Töpfen zusammen. Der MSV liegt in dieser Wertung derzeit auf Platz 15 vor den beiden künftigen Neulingen SC Paderborn 07 und 1.FC Magdeburg sowie dem FC Erzgebirge Aue. Im günstigste­n Fall kann man noch drei Plätze gutmachen. Über den Daumen gepeilt, kommen da etwa 830.000 Euro mehr zusammen. Wichtig wäre dabei: Nicht mehr als einen Rang hinter Regensburg ins Ziel zu kommen. Dresden gilt es um zehn Plätze zu überflügel­n. Überdies: Der MSV würde finanziell auch von einem Abstieg der SpVgg. Greuther Fürth mit etwa 270. 000 Euro profitiere­n. Das nennt man mal eine Siegprämie für das Spiel am Sonntag. Jedenfalls, wenn die Franken in die Dritte Liga müssten. In der Tabelle darf der MSV nicht hinter Platz neun fallen, sonst überholt Paderborn die Zebras.

Aue muss mindestens fünf Plätze hinter dem MSV bleiben. Kostenpunk­t pro Abwertung: etwas mehr als 220.000 Euro. Präsident Ingo Wald kann sein sportliche­s Personal nicht allein mit dem Erhalt der Lizenz bei einem erfolgreic­hen Schlussspu­rt motivieren. Der Zuschlag aus dem Fernsehtop­f wird für die Lizenz gebraucht. „Alles, was wir mehr darüber hinaus einnehmen, können wir in die Mannschaft stecken“, lässt er seinem Sportdirek­tor Ivica Grlic ausrichten. Die Botschaft wird auch der Coach gern hören.

 ?? FOTO: FABIAN STRAUCH ?? Trainer Ilia Gruev und Assistent Yontcho Arsov jubeln über den Klassenerh­alt.
FOTO: FABIAN STRAUCH Trainer Ilia Gruev und Assistent Yontcho Arsov jubeln über den Klassenerh­alt.

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