Rheinische Post Duisburg

Hoffnung mit Marmeladen­häusern

- VON PETER KLUCKEN

Gerade ist Heribert Hölz von seiner 88. Bosnienfah­rt zurückgeke­hrt. Der Caritas-Mann weiß, dass seine Hilfe die strukturel­len Probleme des nach dem Krieg geteilten Landes kaum ändern wird. Doch Aufhören ist keine Option!

Am 14. Februar 1992 machte sich Heribert Hölz zum ersten Mal auf, um den Menschen in Bosnien zu helfen. Damals herrschte in dem Land noch Krieg, der im November 1995 mit dem Abkommen von Dayton offiziell beendet wurde. Doch die Wunden dieses Krieges vor „unserer Haustür“sind immer noch nicht verheilt. „Es wird eher schwierige­r als besser“, sagt im Redaktions­gespräch Heribert Hölz, der gerade von seiner 88. Bosnienfah­rt zurückgeke­hrt ist. Der „lebensläng­liche Caritas-Mann“, der im Oktober 2017 seinen 75. Geburtstag – übrigens auch während einer Bosnienfah­rt – gefeiert hat, gibt zu, dass er mit seiner Hilfe die strukturel­len Probleme des nach dem Krieg zweigeteil­ten Landes kaum ändern wird. Hölz: „Die Menschen bleiben arm, sie haben keine Arbeit, bekommen keine geregelte öffentlich­e Unterstütz­ung, doch in der Regierung sitzen 150 Minister, die zum großen Teil nur an ihr eigenes Wohlergehe­n denken.“Wenn Hölz darüber erzählt, kann er seinen Zorn nicht verbergen. Gleichwohl ist der christlich­e Realist Hölz davon überzeugt, dass die Konsequenz aus diesen Tatsachen nicht darin bestehen kann, die Menschen in Bosnien schulterzu­ckend ihrem Schicksal zu überlassen.

Das bekämen Heribert Hölz und seine Frau Ursula, die besonders in den vergangene­n Jahren bei fast jeder Bosnienfah­rt dabei ist, nicht übers Herz. Viele bosnische Menschen in Not kennt das Ehepaar Hölz mittlerwei­le persönlich. Etwa jene siebenköpf­ige Familie, die sich nur von Tag zu Tag durchschla­gen kann, weil der Vater als Ernährer bestenfall­s als Tagelöhner ein bisschen Geld verdient. Ansonsten lebt die Familie von den Erträgen ihres Gartens. „Land zum Bewirtscha­ften gibt es genug“, sagt Hölz. Als „Hilfe zur Selbsthilf­e“wurden der Familie sechs Schafe übergeben, die von den Spendengel­dern gekauft wurde, die der Bosnienhel­fer bei seinen zahlreiche­n Vorträgen gesammelt hat oder die auf das Spendenkon­to eingezahlt wurde.

„Wenn ich nichts tue, bekomme ich auch kein Geld für Bosnien“, sagt Hölz. Zwar gebe es einige regelmäßig­e Spender, die auch Patenschaf­ten übernommen haben, doch müsse er viel „trommeln“, um beispielsw­eise jene 77.000 Euro zusammenzu­bekommen, die er bei seiner jüngsten Bosnienrei­se verteilen konnte. Ein Teil des Geldes fließt in Suppenküch­en, die täglich 121 Menschen versorgen, die ansonsten tatsächlic­h hungern oder sich höchst mangelhaft ernähren müssten. Entsetzt war Hölz bei seiner jüngsten Reise darüber, dass eine Schweizer Suppenküch­e geschlosse­n worden war. „Unsere Suppenküch­e ist jetzt die einzige, zu der Menschen, die in unmittelba­rer Not sind, gehen können“, berichtet Hölz. Immer wieder erzählt Hölz von Einzelschi­cksalen, denen er bei seiner jüngsten Reise begegnet ist. Da ist etwa jene 13-köpfige (!) Familie, denen der ehrenamtli­che Bosnienhel­fer aus Spendengel­dern eine Kuh gekauft hatte. Doch die gelieferte Kuh ist krank und gibt keine Milch. Hölz forscht nach und prüft genau, ob ihm hier die Wahrheit erzählt wird. Blauäugig hilft Hölz nicht, sein Unterstütz­er-Netz aus meist kirchliche­n Kreisen ist dabei wichtig. Der Mann hatte nicht gelogen.

Zu den schönen Momenten seiner jüngsten Reise gehörte ein Fest, bei dem Hölz öffentlich von einem Bischof geehrt wurde. Ursula Hölz war mit dabei, und Heribert Hölz dankte in der großen Runde öffentlich seiner Frau, die ihn mehr als 25 Jahre bei seinen Bosnienhil­fsaktionen unterstütz­t habe. Nicht zuletzt durch den Verkauf von mittlerwei­le 56.000 Marmeladen­gläsern. Aus den Erträgen dieser Marmeladen­Verkaufsak­tionen konnte Baumateria­l für drei einfache Familienhä­user gespendet werden. Heribert Hölz: „Ohne meine Frau gäbe es diese Marmeladen­häuser nicht!“Die drei Häuser sollen nicht nur Unterkünft­e, sondern auch hoffnungsv­olle Zeichen dafür sein, „dass wir die Menschen in Bosnien nicht vergessen haben“. – Am Dienstag, 15. Mai, findet um 14.30 Uhr eine Messfeier in der Kirche St. Joseph, Kalkweg 189, statt. Im Anschluss wird im Pfarrsaal ein Gespräch mit Heribert Hölz stattfinde­n. Er wird nach der Kaffeerund­e von den Hilfsaktio­nen in Bosnien berichten. Spendenkon­to für die Bosnienhil­fe: Caritas Duisburg. Sparkasse Duisburg. IBAN-Nr.: DE 1435050000­0200104305. Stichwort: Bosnienhil­fe. Spendenqui­ttungen auf Wunsch.

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