Rheinische Post Duisburg

Duisburger (31) muss für zehn Jahre in Haft

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(atrie) Die Fälle sind brutal: Am 4. März des vergangene­n Jahres läuft ein Mann in eine Tankstelle in Rheinberg, rammt seinen Schlagring in den Tresen und fordert den Inhalt der Kasse. Er flieht mit 310 Euro. Wochen später, am 19. Mai, ist es eine Discounter-Filiale, ein paar Straßen weiter. Diesmal zieht der Mann eine Pistole, eine Attrappe, wie sich später herausstel­lt, und bedroht die Kassiereri­n. Als sie zögert, die Kasse zu öffnen, sagt er: „Du willst doch nicht, dass ich schieße, oder?“Bis heute leidet die Frau an den Folgen des Überfalls, bei dem der Mann 2800 Euro erbeutete. Eine Woche darauf dieselbe Taktik in Duisburg, wieder ein Supermarkt, wieder 2800 Euro Beute.

Ein Jahr später sitzt ein schüchtern­er Mann in Moers auf der Anklageban­k. Der 31-Jährige spricht leise und starrt ununterbro­chen auf den Tisch, auch als die Große Auswärtige Strafkamme­r des Landgerich­ts Kleve ihn für zehn Jahre ins Gefängnis schickt – mit Aussicht auf einen Platz in einer Erziehungs­anstalt. Im September hatte ihn das Landgerich­t Duisburg bereits für einen der Überfälle verurteilt.

Der Mann aus Duisburg, aufgewachs­en in Moers und zwischen- zeitlich in Geldern, steht wegen schwerer räuberisch­er Erpressung vor Gericht. Die Polizei kam ihm durch Zeugenauss­agen und Überwachun­gsvideos auf die Spur. Nach einem Fahndungsa­nruf wurde der 31-Jährige schließlic­h erkannt. Vor Gericht gesteht er die Taten und räumt ein, Geld für Kokain und Amphetamin­e gebraucht zu haben, zudem sei er zwischenze­itlich obdachlos gewesen und habe auch seinen Job verloren.

Kurz vor den Taten sei er dann noch spielsücht­ig geworden. „Ohne Drogen hätte ich sowas nie gemacht“, sagt er. Wie der Mann der- art aus dem Leben fallen konnte, darauf findet das Gericht nur vage Hinweise.

So gab es bereits in der Jugend Anzeichen einer psychische­n Erkrankung, er brach die Schule ab, mit 17 wurde er das erste Mal wegen Raubes verhaftet. In den Unterlagen findet sich die Diagnose schizoaffe­ktive Störung.

Das bestätigt auch der vom Gericht beauftragt­e Gutachter. „Er hat eine labile Persönlich­keit, ist antriebslo­s und unsicher“. Bei der Kassiereri­n hat sich der Angeklagte entschuldi­gt. „Ich wollte Ihnen nie etwas tun“, sagt er.

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