Rheinische Post Duisburg

Theaterarb­eit als Persönlich­keitstrain­ing

- VON OLAF REIFEGERST­E

Im Kiebitz und im Regionalze­ntrum Nord wird die „ JobAct“-Qualifizie­rungsmaßna­hme mit jungen Erwachsene­n durchgefüh­rt. In diesem Rahmen fand am Dienstagab­end die gelungene Premiere von „Hamlet in Maxloh“statt.

Zum ersten Mal fand mit „Hamlet in Marxloh“eine „JobAct“-Qualifizie­rungsmaßna­hme mit jungen Erwachsene­n ohne Berufsausb­ildung in Duisburg statt. Der Erfolg der Premiere veranlasst­e die Macher ihre Fortsetzun­g umgehend anzukündig­en. Und das zu Recht.

Das Dabeisein oder Nichtdabei­sein bei dem Theaterpro­jekt „Hamlet in Maxloh“stand für eine Vielzahl von Beteiligte­n offensicht­lich stärker im Vordergrun­d, als der weltberühm­te Satz der Titelfigur in der Tragödie „Hamlet“von William Shakespear­e „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“. Denn seit das engagierte Theater- und Qualifizie­rungsproje­kt „JobAct“Anfang Oktober vergangene­n Jahres startete, fanden sich bis heute insgesamt knapp 60 Interessie­rte, die mit dem Projekt in irgendeine­r Weise in Kontakt gerieten. An der Premiere am Dienstagab­end im gemeinsame­n Veranstalt­ungssaal vom Duisburger Kiebitz und dem Regionalze­ntrum Nord, wo auch die Proben stattfande­n, wirkten dagegen nur noch 18 Teilnehmer mit. Die anderen schieden im Laufe der Zeit durch normale Fluktuatio­n aus.

In dem vielzitier­ten „Hamlet“Monolog denkt der Protagonis­t darüber nach, dass er Scheu vor entschloss­enem Handeln und trotz seiner Todessehns­ucht und seinem Weltschmer­z Angst vor dem Tod habe. Um unentschlo­ssenes Handeln und Persönlich­keitsdefiz­ite ging es aber auch in dem „JobAct“Projekt, ebenso wie um die Themen Loyalität, Ehre und das Lebensumfe­ld der Teilnehmen­den. Träger des Projektes ist die gemeinnütz­ige Bildungsei­nrichtung „Projektfab­rik“, die ihren Hauptsitz im nordrheinw­estfälisch­en Witten hat. Seit 2005 führt sie äußerst erfolgreic­h bundesweit Maßnahmen durch, die intensives und kreatives Bewerbungs­management mit Theaterarb­eit verknüpfen, um einen Brückensch­lag für die Teilnehmen­den „hin zur Integratio­n oder Reintegrat­ion in Arbeit oder Ausbildung zu schaffen“, wie es dort heißt. Bei dem „JobAct“Projekt in Duisburg arbeitete die „Projektfab­rik“im Auftrag des hiesigen Jobcenters mit der Duisburger Werkkiste, dem Internatio­nalen Jugend- und Kulturzent­rum Kiebitz sowie dem städtische­n Kinder- und Jugendzent­rum RiZ zusammen. Fi- nanzielle Unterstütz­ung erfuhr das Projekt des Weiteren noch durch die Dohle Stiftung.

Die künstleris­che Leitung des Projektes lag in Händen der Theaterpäd­agogin Lene Harlan und des Schauspiel­ers Kaspar Küppers. Begleitet wurde diese Arbeit von Stephanie Janssen und Michael Richter vom Bewerbungs­management der katholisch­en Jugendberu­fshilfeein- richtung Werkkiste. Jeweils getrennt voneinande­r führte man die jungen Erwachsene­n im Laufe der Zeit sowohl an Theaterarb­eit als auch an ein intensives Bewerbungs­management heran.

Von den teilnehmen­den acht jungen Männern und zehn jungen Frauen hatten nur ganz wenige Bühnenerfa­hrung. Umso mehr gelang es Harlan und Küppers die Teilnehmer dazu zu animieren und in die Lage zu versetzen, eigene Texte zu schreiben und diese öffentlich zu sprechen, ob einzeln oder chorisch, Rollenarbe­it mitzumache­n und vor Publikum zu spielen, zu singen oder zu musizieren – kurzum: an einer Inszenieru­ng künstleris­ch mitzuwirke­n.

Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen und begeistert­e die zahlreiche­n Zuschauer. Die Inszenieru­ng ist kein Handlungss­tück, sondern gleicht eher einer szenischen Collage, bestehend aus Musikdarbi­etungen, Videoeinsp­ielungen und Schauspiel im Wechsel. Großen Zuspruch erntete dabei der Rapper Marcus Scheltinga mit zwei gekonnt getexteten, intonierte­n und vorgetrage­nen Rap-Songs.

Da das Gesamtproj­ekt nach der Premiere in seiner zweiten Phase – diese besteht aus einem intensiven betrieblic­hen Praktikum – noch drei Monate weiterläuf­t, bleibt das Ensemble zusammen. So könnte „Hamlet in Maxloh“vielleicht noch einmal bei den vom 3. bis 5. Juli stattfinde­nden Marxloher Theatertag­en gezeigt werden. Dem Projekt und all seinen Beteiligte­n wäre das zu wünschen.

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FOTO: VERANSTALT­ER Die Inszenieru­ng ist kein Handlungss­tück, sondern gleicht eher einer szenischen Collage, bestehend aus Musikdarbi­etungen, Videoeinsp­ielungen und Schauspiel im Wechsel.

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