Druck auf OSC-Chef Keusemann wächst
Zwei Mitglieder des Präsidiums und mehrere Abteilungsleiter des OSC Rheinhausen fordern eine Abwahl des aktuellen Vorstandes. Die Kritiker beklagen fehlende Transparenz und einen „massiven Vertrauenverslust“.
Das Wort „Palastrevolution“mag Jörg Heinke, Präsidiumsmitglied des OSC Rheinhausen, nicht. „Wir sind keine Querulanten, wir wollen den OSC wieder in ein ruhiges Fahrwasser bringen“, sagt Heinke. Gemeinsam mit seinem Präsidiumskollegen Heiko Knoche und mehreren Abteilungsleitern strebt er einen Wechsel an der Vereinsspitze an. Heinke formuliert das Ziel für die Delegierten-Versammlung am Dienstag, 5. Juni, so: „Den freiwilligen Rückzug des Vorstandes oder dessen Abwahl.“
Das Vorstandsteam um Vereinschef Jürgen Keusemann steht in der
„Wir sind keine Querulanten, wir wollen den OSC wieder in ruhiges Fahrwasser bringen“
Jörg Heinke
Präsidiumsmitglied des OSC
Kritik. In einer Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt, werfen Heinke und Knoche sowie die Leiter der Abteilungen Leichtathletik, Badminton, Fußball, Frauenfußball und Jugendfußball dem Vorstand vor allem fehlende Transparenz vor. Zudem ist von einem „massiven Vertrauensverlust“die Rede.
Dies betrifft vor allem die finanzielle Situation des Vereins und das 2016 eröffnete Gesundheitszentrum „Sportwelt Rheinhausen“, das, wie berichtet, in eine finanzielle Schieflage geraten ist. „Der amtierende Vorstand weigert sich seit mehr als einem halben Jahr strikt, die Abteilungsleiter offen darüber zu informieren, wie konkret die aktuelle Finanzlage aussieht“, heißt es in der Stellungnahme. Heinke, der dem Projekt Sportwelt grundsätzlich positiv gegenübersteht, ergänzt: „Unsere Anfragen nach Zahlen und Verträgen werden konsequent abgeblockt.“So gebe es auch keine Zahlen und keinen gebilligten Etat für das Jahr 2017.
Zudem beklagen die Kritiker aus dem Präsidium – dieses Organ ist mit einem Aufsichtsratsgremium vergleichbar –, dass sie über eine „Einigung mit Gläubigern, Stundungen und Teilverzichten“erst durch den Artikel über die Situation der Sportwelt in der Zeitung erfahren hätten. Zudem sei unklar, wie hoch die Verzichte seien.
Jörg Heinke und Heiko Knoche halten neben einer wirtschaftlichen Gesundung des Vereins einen personellen Neuanfang für unabdingbar. Für die Abwahl des Teams des Vorsitzenden Jürgen Keusemann, dessen Amtszeit noch bis 2020 an- dauert, sei die Mehrheit der Delegierten erforderlich. Jörg Heinke befürchtet, dass Sportwelt-Projektleiter Hubert Mieruch mit den Mitgliedern eine eigene Hausmacht schafft und so die Mehrheit erzielen kann. Mieruch sprach unlängst von einer „Pattsituation“. Die Sportwelt, die laut Mieruch derzeit 1400 Mitglieder hat, stellt aufgrund ihrer Größe die mit Abstand meisten Delegierten bei der Versammlung.
Die Initiative der kritischen Präsidiumsmitglieder und Abteilungsleiter hofft, dass sie in der Mitgliederschaft auf eine breitere Unterstützung stößt. Sie widerspricht auch der Ansicht von Mieruch, dass das Sanierungskonzept ohne Keuse- mann gefährdet sei. „Wir setzen darauf, dass Politik und Banken nicht länger die falschen Personen unterstützen. Nach den vielen Fehlern in der Vergangenheit darf es kein ,Weiter so’ geben“, heißt es in der Erklärung.
Wie Heinke im Gespräch mit der Redaktion erklärte, steht eine Vorstandsmannschaft für einen Neuanfang bereit. Auch ein Vertreter der Sportwelt soll in dem Gremium einen Sitz erhalten, weil ihm das Projekt wichtig sei. Und wenn Jörg Heinke und Co. am 5.Juni bei der Delegiertenversammlung scheitern sollten? Heinke: „Dann müssen wir das so akzeptieren. Aber wir haben es dann zumindest versucht.“