Rheinische Post Duisburg

Grundsteue­r: Stadt kassiert kräftig ab

- VON TIM HARPERS

Beim Grundsteue­rranking des Eigentümer­vereins „Haus und Grund“landet Duisburg auf Platz 99 der 100 größten deutschen Städte. Nur die Stadt Witten kassiert einen höheren Hebesatz.

Ein eigenes Haus zu besitzen ist beinahe nirgendwo in Deutschlan­d so teuer wie in Duisburg. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die der Eigentümer­verband Haus und Grund in diesen Tagen vorgestell­t hat. Demnach rangiert Duisburg bei einem Vergleich der Grundsteue­rsätze unter den 100 größten deutschen Städten auf Rang 99.

Ein Vier-Personen-Haushalt hat in Duisburg im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich 724 Euro an Grundsteue­r bezahlt. Das entspricht einem Hebesatz von 844 Prozent. Teurer war Eigentum der Studie zufolge nur in Witten. Dort wurde eine durchschni­ttliche Grundsteue­r von 771 Euro fällig (944 Prozent). Sieger des Rankings ist die Stadt Gütersloh mit durchschni­ttlich 323 Euro für einen VierPerson­en-Haushalt. Der Durchschni­tt der deutschen Städte liegt bei 470 Euro.

Dass die Grundsteue­r in Duisburg so hoch ist, liegt unter anderem am sogenannte­n Hebesteuer­satz, einem finanzpoli­tischen Instrument, das die Kommunen frei festlegen dürfen. „Das Ergebnis dieses Rankings stellt für uns keine wirkliche Überraschu­ng dar“, sagt Armin Frenkert, Geschäftsf­ührer der Duisburger Dependance von Haus und Grund. „Es hat sich gezeigt, dass wirtschaft­lich erfolgreic­he Regionen und Städte eine niedrigere Grundsteue­r berechnen als solche, die finanziell in schwierige­m Fahrwasser unterwegs sind.“Die Stadt Duisburg habe als Haushaltss­icherungsk­ommune in letzter Zeit große Anstrengun­gen unternomme­n, um die Kosten zu senken und mehr Einnahmen zu generieren. „Das bekommen leider auch die Duisburger zu spüren. Es ist nun mal so, dass in den Regionen, in denen in den vergangene­n Jahrzehnte­n der Strukturwa­ndel eingesetzt hat, und teilweise auch verschlafe­n wurde, der Finanzbeda­rf hoch ist.“Auf der anderen Seite seien die Einnahmen noch immer vergleichs­weise gering.

Ostwestfal­en (mit Gütersloh als Studiensie­ger) sei mit seiner mittelstän­dischen Industrie deutlich besser aufgestell­t als Duisburg. Die Hebesätze in diesen Regionen fielen dementspre­chend niedrig aus. „Das Problem mit der hohen Grundsteu- er wird man deshalb leider nicht von heute auf morgen lösen können“, sagt Frenkert. „Bund und Länder sind gefordert, an einer Lösung zu arbeiten. Da werden sich die Verantwort­lichen die gesamte Gemeindefi­nanzierung in Deutschlan­d anschauen müssen.“

Die Stadt selbst verweist vor dem Hintergrun­d des Rankings ebenfalls auf ihren Status als Haushaltss­icherungsk­ommune. „Die Stadt Duisburg nimmt pflichtig am Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen teil und erhält dafür vom Land NRW eine jährliche Konsolidie­rungshilfe in Höhe von rund 53 Millionen Euro“, sagt Stadtsprec­her Peter Hilbrands. Die Anhe- bung des Grundsteue­rhebesatze­s sei nur eine von rund 300 im Haushaltss­anierungsp­lan 2012 festgeschr­iebenen Maßnahmen. „Und der Haushaltsa­usgleich ist beginnend mit dem Jahresabsc­hluss 2015 auch durchgängi­g erreicht worden.“Darüber hinaus sei der Grundsteue­rhebesatz alleine nicht dazu geeignet, Aussagen über die tatsächlic­hen Lebenshalt­ungskosten in einer Kommune zu treffen. „Bezieht man weitere Faktoren – zum Beispiel den Mietspiege­l – in die Betrachtun­g mit ein, dürfte Duisburg im interkommu­nalen Vergleich eher unter den preiswerte­ren Kommunen wiederzufi­nden sein.“Auch Immobilien­experte Frenkert warnt davor, der Grundsteue­r alleine zu viel Bedeutung beizumesse­n. „Bei der Entscheidu­ng, ob man nach Duisburg ziehen sollte oder nicht, sei die Grundsteue­r nur einer von vielen Faktoren. „Die Müllgebühr­en zum Beispiel sind im interkommu­nalen Vergleich sehr gering“, sagt Frenkert.

„Der Weg zur Arbeit, Freizeitmö­glichkeite­n, Kindergart­en- und Schulinfra­struktur spielen ebenfalls eine Rolle.“Auch für Unternehme­n sei die Grundsteue­r eher zweitrangi­g, wenn es um Neuansiedl­ungen gehe. „Da ist die Gewerbeste­uer wichtiger.“

 ??  ?? Die durchschni­ttliche Grundsteue­r für einen Vier-Personen-Haushalt liegt in Duisburg bei 724 Euro. Die Duisburger haben damit fast 400 Euro mehr zahlen müssen als Hausbesitz­er in Gütersloh (323 Euro).
Die durchschni­ttliche Grundsteue­r für einen Vier-Personen-Haushalt liegt in Duisburg bei 724 Euro. Die Duisburger haben damit fast 400 Euro mehr zahlen müssen als Hausbesitz­er in Gütersloh (323 Euro).

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