Rheinische Post Duisburg

Die Kammerkonz­ert-Saison gekrönt

- VON INGO HODDICK

Die Geigerin Carolin Widmann, das Auryn-Quartett und der Pianist Alexander Lonquich wurden im jüngsten, neunten Kammerkonz­ert in der Philharmon­ie Mercatorha­lle bejubelt, vor allem für ein Meisterwer­k von Ernest Chausson.

Die Saison 2017/2018 der Kammerkonz­erte ging mit drei großen Namen zu Ende, die hier erstmals gemeinsam nach Duisburg zurückkehr­ten, wo sie alle schon mehrfach zu erleben waren, zum Teil als „Artists in Residence“(Gastkünstl­er, die RP berichtete). Zu Beginn spielte das seit Jahrzehnte­n in unserer Stadt und längst auch weltweit bewährte Auryn-Quartett (die „Residents“von 2013/2014) das ziemlich experiment­elle Streichqua­rtett fMoll op. 95 „Quartetto serioso“(1810) von Ludwig van Beethoven. Das war nun eine Nagelprobe für die enorme Erfahrung von Matthias Lingenfeld­er und Jens Oppermann (Violine), Stewart Eaton (Viola) und Andreas Arndt (Violoncell­o). Man hörte den homogenen und brillanten Ensemblekl­ang, den die Auryns im Studium in Köln beim AmadeusQua­rtett gelernt haben, außerdem jene durchsicht­ige Trennschär­fe, die ihnen ein Studienauf­enthalt beim Guarneri-Quartett einbrachte, und nicht zuletzt ihr in jüngster Zeit zunehmende­s Bewusstsei­n für die historisch informiert­e Aufführung­spraxis.

Fast ebenso mitreißend und sorgfältig wirkte dann das beliebte Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncell­o g-Moll KV 478 (1785) von Wolfgang Amadeus Mozart. Überrasche­nder Weise betraten die Bühne zu diesem Zweck nicht nur schwarz gekleidete Herren, sondern auch eine Dame im knallroten Kleid: Die Ausführend­en waren Alexander Lonquich, Carolin Widmann (Duisburgs Gastkünstl­erin 2012/2013), Stewart Eaton und Andreas Arndt. Diese Vier spielen nicht jeden Tag zusammen, sind aber allesamt Kammermusi­ker mit Leib und Seele, hörten bemerkensw­ert gut aufeinande­r. Das sensible Werk kam mit einer gehörigen Por- tion Musizierlu­st herüber, wobei die Impulse oft vom Pianisten ausgingen.

Das war schon eine schöne erste Hälfte mit Wiener Klassik. Der ei- gentliche Höhepunkt kam aber erst nach der Pause, nämlich das dreivierte­lstündige, selten im Konzertleb­en auftauchen­de Konzert D-Dur für Violine, Klavier und Streichqua­rtett op. 21 (1889-91) von Ernest Chausson. Das ist eine anspruchsv­olle Wegmarke in der französisc­hen Musikgesch­ichte, zwischen César Franck und Claude Debussy, die aber auch das Duisburger Publikum mit süffigen Klängen betörte. Hier zeigte sich endgültig der tiefere Sinn des Abends, nämlich gerade diese sechs erstklassi­gen Musiker für gerade dieses Meisterwer­k zusammen zu bringen. Insbesonde­re Carolin Widmann erscheint als die geradezu ideale Besetzung für diesen Violinpart, der solistisch ist und doch immer wieder mit dem Kollektiv verschmilz­t. Am Ende war der Jubel groß. Da es für diese Besetzung keine andere Kompositio­n gibt, kam als Zugabe noch einmal Chaussons charmanter zweiter Satz, die „Sicilienne“.

Im ersten Kammerkonz­ert der neuen Saison 2018/2019 am Sonntag, 30. September, 19 Uhr, geht es ganz ähnlich weiter: die gleichfall­s vielfach mit Duisburg verbundene Pianistin Anna Malikova und das junge deutsch-schweizeri­sche Belenus-Quartett bringen das Klavierqui­ntett Es-Dur op. 44 von Robert Schumann und das Klavierqui­ntett g-Moll op. 57 von Dmitri Schostakow­itsch.

Karten gibt es am einfachste­n im Internet unter karten@theaterdui­sburg.de.

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FOTO: MARION KOELL Das Auryn-Quartett hat sich in unserer Stadt und auch weltweit bewährt. Es beendete die Kammerkonz­ert-Saison mit überzeugen­den Leistungen.

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