Grubenholz wie in guten alten Zeiten
Nun sorgen die Helfer dafür, dass der Bergbau ein besonderes Denkmal bekommt.
RUMELN-KALDENHAUSEN/BERGHEIM (fs) Es geht voran! Das brüderlich geteilte Bergbaudenkmal nimmt Formen an. In Bergheim wie in Rumeln-Kaldenhausen sind die Fundamente gegossen, die Türstöcke „höchstmöglich original“gefertigt sowie die Gleise und Hunde auf Vordermann gebracht worden. In Rumeln-Kaldenhausen gibt’s obendrein künftig genügend Strom auf dem Gelände. Jetzt gilt es, hier wie dort, die Türstöcke so zu umbauen, dass die Illusion eines Strebs authentisch vermittelt wird.
Niemand weiß, in welchem Jahr und wo ein Bergmann erstmals einen „Deutschen Türstock“zum Ausbauen gefertigt hat. Der Ausbau im Bergbau bedeutete immer auch das Abstützen und Sichern des Grubengebäudes mit Stempeln und einer „Kappe“(Querholz oben). Das ist der Türstock. Experten wissen, dass man zwischen einem Deutschen und einem Polnischen/ Schlesischen Türstock unterscheidet, wobei der erste auf Firsten- und Seitendruck gefertigt wird, der zweite nur Druck von oben aufnehmen kann. Die Steiger Wilfried Brück- sken und Walter Stärk könnten die beiden Bergleute sein, die im Frühsommer 2018, in dem Jahr, in dem das Ruhrgebiet seine letzte Zeche schließt, die allerletzten Türstöcke gefertigt haben. Nicht für Untertage, sondern für die Bergbau-Gedenken, die zurzeit in Rumeln-Kaldenhausen und Bergheim entstehen. Selbstverständlich mit original Gezähe, mit Grubenbeil, Bügelsäge, Schlägel und Eisen. Mit Vergnügen hatte Bauleiter Heinz Billen bei Schweitzer in Duisburg Grubenholz wie in guten alten Zeiten bestellt, was beim Sägewerk aber nur kurz für Irritationen sorgte. Dafür gab’s die knapp 20 Zentimeter dicken Kernholz-Prügel traditionell handgeschält und von den Steigern ein Extralob.
Die Mundschenke Marco und Nadine Kolo überraschten die Arbeiter gleich zu Beginn der Schicht mit ori- ginal Rumeln-Kaldenhausen-Bier. So motiviert gelang das Anschärfen der Stempel wie im Lehrbuch, und auch die Verblattung von Kappe mit Stempel samt handgeschmiedeter Verbindungsklammern wurde zum Meisterstück. Während die Steiger bei sachgemäßen Kommentaren von Elektrohauer Dieter Nölker ganze Arbeit ablieferten, ging es in der Werkstatt von Förderer Abdullah Altun ebenfalls hoch her. Die Loren wurden gekonnt repariert und warten nun auf ihren öffentlichen Auftritt. Das Altun-Team hat die ebenfalls herausgeputzten Gleise mittlerweile bereits verlegt.
Hinzu kommen noch einige andere Überraschungen, die aber nicht vor der festlichen Inbetriebnahme in der zweiten Septemberhälfte verraten werden. Eines steht aber schon jetzt fest: Rumeln-Kaldenhausen und Bergheim werden ein besonderes Zeichen setzen. Denn es gibt im öffentlichen Raum allerlei Bergbau-Erinnerungen wie Loren, Zechenbahnen oder künstlerische Kumpel-Skulpturen – aber eine solche Einfahrt in eine Strecke scheint es sonst nirgends zu geben.