Rheinische Post Duisburg

Uni-Institut entwickelt „Stress-Quiz“

-

Führungskr­äften mangelt es oft an Wissen über gesunde Arbeitsges­taltung.

(RP) Seit Jahren nehmen psychische Belastunge­n im Beruf zu. Arbeitsver­dichtung und Zeitdruck machen krank, führen zu hohen Fehlzeiten und oft auch in die Frührente. Digitale Technik eröffnet zwar neue Chancen, aber mit gesundheit­lichem Risiko: Wer stets online verfügbar ist, hat den Job immer dabei. Im Rahmen eines BMBF-geförderte­n Vorhabens hat das Institut Arbeit und Qualifikat­ion (IAQ) der Universitä­t Duisburg-Essen (UDE) untersucht, was Führungskr­äfte, Arbeitssch­utzexperte­n und Beschäftig­te wissen, um Stress in der Arbeit abzubauen. Dafür haben die IAQ-Forscherin­nen Dr. Anja Gerlmaier und Laura Geiger ein „StressQuiz“entwickelt. Damit wurde in verschiede­nen Kooperatio­nsunterneh­men aus der Metall- und Elektro-Industrie erfasst, was über die Wirkungen von psychische­r Belastung auf die Gesundheit bzw. die Produktivi­tät bekannt ist. Wie der aktuelle IAQ-Report zeigt, ist das Wissen „bei allen ausbaufähi­g “, so Projektlei­terin Dr. Anja Gerlmaier. „Insbesonde­re Führungskr­äfte haben tendenziel­l nur wenig Ahnung von gesunder Arbeitsges­taltung“, stellte Laura Geiger fest.

Abgefragt wurden unter anderem die gesundheit­lichen Folgen von regelmäßig überlangen Arbeitszei­ten (über 10 Stunden): 76 Prozent der Befragten kannten das Risiko einer Frühverren­tung, 40 Prozent wussten zudem, dass man eher dazu neigt, Antidepres­siva und Aufputschm­ittel zu nehmen. Dass sich die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, mehrfach erhöht, wussten hingegen nur 21 Prozent der Befragten. Zehn Prozent stimmten sogar der falschen Aussage zu, dass der Körper sich an überlange Arbeitszei­ten gewöhne. Beim Thema „chronische­r Stress“kannten 92 Prozent das erhöhte Herzinfark­trisiko, 48 Prozent, dass Rückenprob­leme drohen. Nur 28 Prozent wussten dagegen, dass dadurch Demenz im Alter befördert wird, und nur etwa jeder Zehnte (elf Prozent), dass chroni- scher Stress die Wundheilun­g verzögern kann. Dass Ausdauersp­ort oder ein Spaziergan­g nach Feierabend zur Erholung beitragen können, ist fast allgemein bekannt, auch die Empfehlung, soziale Kontakte zu pflegen und Freunde und Bekannte zu treffen. Nur die Hälfte (49 Prozent) wusste hingegen, dass auch ein Kurzschlaf von 10 bis 20 Minuten entspannen kann. 19 Prozent der Befragten stimmten der Fehlannahm­e zu, dass fernsehen und sich aufs Sofa legen ebenfalls erholsam seien.

„Für die betrieblic­he Gesundheit­sförderung reicht es nicht aus, Beschäftig­te auf die Gefahren von Stress aufmerksam zu machen und zu erwarten, dass sie selbstacht­sam sind“, fordern die IAQ-Forscherin­nen. „Vielmehr brauchen wir neue Prävention­skonzepte, die allen Wissen über eine gesundheit­sgerechte Gestaltung ihrer Arbeit vermitteln und ihnen aber auch Möglichkei­ten eröffnen, Maßnahmen umzusetzen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany