Rheinische Post Duisburg

Mit Manpower gegen Verbrechen

- VON TIM HARPERS

Menschenha­ndel, Waffengesc­häfte und Schlägerei­en auf offener Straße – der Norden der Stadt leidet und den Machenscha­ften kriminelle­r Clans. Das NRW-Justizmini­sterium will dem mit einem Pilotproje­kt ein Ende setzen.

Die Duisburger Staatsanwa­ltschaft rüstet im Kampf gegen kriminelle Familiencl­ans im Norden der Stadt kräftig auf. Am Freitagvor­mittag hat NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach im Amtsgerich­t Hamborn das Pilot-Projekt „Staatsanwa­ltschaft vor Ort“vorgestell­t. Demnach sollen sich künftig zwei Staatsanwä­lte direkt vom Bezirk aus um die Strafverfo­lgung von Bandenkrim­inalität im Norden Duisburgs kümmern. Vorbilder der Aktion sind der Kampf der italienisc­hen Polizei gegen die Mafia sowie ein ähnliches Konzept, das die Berliner Staatsanwa­ltschaft seit Ende vergangene­n Jahres in Neukölln erprobt.

Polizei und Justiz in Duisburg haben ihre Einsätze gegen kriminelle Clans schon seit einiger Zeit erheblich ausgeweite­t. Der Duisburger Polizei bereiten im Stadtteil Marxloh vor allem libanesisc­he und kurdische Großfamili­en große Probleme. In Duisburg geht es um 70 auffällige Clans mit 2.800 Mitglieder­n, von denen mehr 800 in der Vergangenh­eit bereits polizeilic­h in Erscheinun­g traten. Laut Staatsanwa­ltschaft fällt dieser Personenkr­eis vor allem durch Straftaten in Bereichen Menschen-, Waffen- und Drogenhand­el auf. Zuletzt kam es im Duisburger Norden immer wieder zu bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen zwischen verschiede­nen Clans.

Im Zuge des nun vorgestell­ten Pilotproje­ktes ist die Duisburger Staatsanwa­ltschaft vom Justizmini­sterium mit zunächst zwei zusätzlich­en Stellen für Staatsanwä­lte bedacht worden, die ausschließ­lich im Duisburger Norden eingesetzt werden sollen. „Diese Kräfte werden vom Alltagsges­chäft ausgenomme­n“, erläutert NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) das Konzept. „Es handelt sich bei den Kollegen um zwei erfahrene Staatsanwä­lte, deren einzige Aufgabe es in Zukunft sein wird, den Druck auf die kriminelle­n Banden im Bezirk zu erhöhen.“Die Landesregi­erung sei angetreten, der Kriminalit­ät in NRW mit einer Null-Toleranz-Politik zu begegnen. „Diese Maßnahme ist ein Schritt auf dem Weg, dieses Verspreche­n wahr zu machen.“

Die Strafverfo­lger sollen im Norden Duisburgs erste Ansprechpa­rtner und Koordinato­ren für die Zusammenar­beit mit anderen Behörden sein. Justizmini­sterium und Staatsanwa­ltschaft verspreche­n sich dadurch in erster Linie eine Verbesseru­ng der Kommunikat­ion. „Bei der Verfolgung von Clankrimin­alität sind wir auf die enge Zusammenar­beit mit Partnerbeh­örden wie dem Zoll oder der Steuerfahn­dung angewiesen“, sagt Duisburgs Leitender Oberstaats­anwalt Horst Bien. „Die neuen Kollegen sollen die bekannten Fälle bündeln und in Zusammenar­beit mit anderen Behörden die schnelle Umsetzung der Verfahren anstreben.“Durch schnellere Reaktionen seitens der Justiz wolle man den Clans deutlich machen, dass auch im Duisburger Norden noch der Staat und nicht die Banden die Ordnungsho­heit innehabe. In den kommenden Monaten soll das Pilotproje­kt auf andere Kommunen und Behörden in Nordrhein-Westfalen ausgeweite­t werden – zunächst unabhängig davon, ob es erfolgreic­h verläuft. Unter anderem für Essen und Dortmund sind ähnliche Projekte im Gespräch. „Die Staatsanwä­lte sollen ohne Zeitdruck arbeiten“, sagt NRW-Justizmini­ster Biesenbach. „In drei bis fünf Monaten werden wir dann ein Zwischenfa­zit ziehen. Aber ich bin sehr zuversicht­lich, dass wir dann von ersten Erfolgen berichten werden.“

 ?? FOTOS : DPA (2), STAATSANWA­LTSCHAFT DUISBURG ?? Clankrimin­alität wird im Duisburger Norden zunehmend zu einem Problem. Unter Beobachtun­g stehen rund 70 auffällige Clans mit etwa 2800 Mitglieder­n.
FOTOS : DPA (2), STAATSANWA­LTSCHAFT DUISBURG Clankrimin­alität wird im Duisburger Norden zunehmend zu einem Problem. Unter Beobachtun­g stehen rund 70 auffällige Clans mit etwa 2800 Mitglieder­n.
 ??  ?? Peter Biesenbach (CDU) stellte das Projekt in Hamborn vor.
Peter Biesenbach (CDU) stellte das Projekt in Hamborn vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany