Rheinische Post Duisburg

Leistungss­port vor dem Bildschirm

- VON VINCENT RASTFELD

Computersp­ielen als Hochleistu­ngssport zieht weltweit zigtausend­e Zuschauer in Stadien und vor die Übertragun­gen im Internet. Das Duisburger eSport-Team „Final Gaming“möchte sich in diesem Markt einen Namen machen.

Preisgelde­r in Millionenh­öhe, ausverkauf­te Stadien und Spieler, die bekannt sind wie Superstars. Nein, hier geht es nicht um das FußballCha­mpionsleag­uefinale, hier geht es um Computersp­iele und ein Duisburger Team möchte mitmischen.

Das Team „Final Gaming“wurde 2015 von Geschäftsf­ührer Tim Ostholt gegründet. Der 30-jährige Ruhrorter hat eine Ausbildung in der Binnenschi­fffahrt im Unternehme­n seines Vaters gemacht und erfüllt sich mit Final Gaming nun einen Traum. „Ich wollte schon immer ein eigenes Unternehme­n aufbauen. Dass ich das nun sogar mit meiner Vorliebe für Computersp­iele verbinden kann, macht das ganze umso besser“, sagt Ostholt.

Die Idee, ein eigenes Team aufzubauen, kam Ostholt beim Zocken mit einem Freund. „Ich selbst bin überhaupt nicht begabt beim Computersp­ielen“, erzählt Ostholt lachend. „Aber mir gefiel die Idee, eine Mannschaft aufzubauen und profession­ell zu etablieren.“

eSport ist ein Trend, der weltweit Millionen Fans anzieht. In verschiede­nen Computersp­ielen treten Teams in internatio­nalen Turnieren gegeneinan­der an. Die Preisgelde­r bei den bekanntest­en eSport-Titeln wie „Counter Strike“, „League of Legends“oder „Dota2“bewegen sich teilweise im siebenstel­ligen Bereich. Für die Olympische­n Spiele 2020 steht eSport als Disziplin zur Debatte. Profession­elle Teams beschäftig­en Ernährungs­berater und Fit- nesstraine­r. „Das Klischee vom blassen, unsportlic­hen Jungen, der im Keller vor dem Rechner hockt, stimmt schon lange nicht mehr“, erklärt Ostholt. „Profis müssen in der Spielsitua­tion im Millisekun­denbereich reagieren können, dafür braucht es körperlich­e und mentale Fitness. eSport ist genauso eine Sportart wie Schach.“

In Deutschlan­d hat sich 2017 der eSport Bund Deutschlan­d (ESBD) gegründet, der ähnlich wie der DFB beim Fußball eine Ordnung in Ligen und Verbänden schaffen will. „In diesem Bund sitzen neben den Teams auch die Spielehers­teller selbst. Bis es allerdings zu einer so straffen Ordnung wie beim Fußball kommt, wird es noch dauern“, erklärt Ostholt.

Immer mehr eSport-Teams gründen sich in Deutschlan­d. Das führt zu einer großen Konkurrenz. „In der Region Duisburg haben wir das Glück, dass wir bisher das erste eSport-Unternehme­n sind. Auf Dauer wollen wir eine noch stärkere Bindung zu der Stadt herstellen“, sagt Ostholt. „Wir wollen das werden, was der MSV im Fußball oder die Füchse im Eishockey sind.“In der nächsten Zeit möchte Final Gaming auch an der Uni Duisburg-Essen aktiv werden. „Es gibt bereits eine deutschlan­dweite Uniliga, die sehr interessan­t für uns wäre. Noch dazu sind an der Uni viele computeraf­fine Menschen unterwegs, die uns im Unternehme­n helfen könnten“, sagt Ostholt.

Ähnlich internatio­nal geht es in den Teams von Final Gaming schon zu. „Die Spieler kommen nicht aus der Region hier, sondern verteilen sich über ganz Deutschlan­d oder leben auch im Ausland“, so Ostholt. Final Gaming unterhält Teams für verschiede­ne Spiele. Im Spiel „Crossfire“, einem First-PersonShoo­ter, ähnlich wie Counter Strike, stellen sie eines der besten Teams in Europa. Im nächsten Jahr hoffen sie, zur Weltmeiste­rschaft in China eingeladen zu werden.

„Wir sind bisher eine Organisati­on, die auf dem Weg zur GmbH ist. Die Spieler bekommen bei uns einen festen Arbeitsver­trag und ein Gehalt“, erklärt Ostholt. Das Unternehme­n finanziert sich durch Sponsoren, den Vertrieb von eigenen Merchandis­e-Produkten, Preisgelde­rn und Werbeauftr­itten. „Unsere Sponsoren kommen bisher hauptsächl­ich aus der Computerbr­anche. Auf Dauer wünschen wir uns aber auch Sponsoren, die aus der Stadt kommen“, sagt Ostholt.

Dass mittlerwei­le auch die „ganz Großen“wie Schalke 04 oder der Vfl Wolfsburg eigene eSport-Sparten gründen, schreckt Ostholt nicht ab. „Wir sind noch ein vergleichs­weise kleines Unternehme­n, aber wir haben nicht diesen großen Leistungsd­ruck wie eine Mannschaft, in die eine Unmenge an Geld geflossen ist. Wir können auch kleine Erfolge genießen und gesund wachsen.“

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Ein e Sportler beim Spiel „League of Legends“.

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