In Baerl geht der Fuchs um
Füchse machen vor allem den Landwirten zu schaffen. In Baerl müssen die Hühner des Steinschenhofs fürs erste drinnen bleiben. 20 wurden verspeist.
BAERL (jum) Eigentlich sollte an dieser Stelle eine ganz andere Geschichte stehen. Wir wollten über den neuen mobilen Hühnerstall auf dem Steinschenhof in Baerl berichten, mit dem die Tiere sozusagen dem frischen Gras hinterher fahren. Doch dann kam der Anruf von Landwirt Reinhard Weyand. Das saftige Grün hat sich für die vor wenigen Wochen erst ausgezogenen Hühner vorerst erledigt. Sie müssen auch tagsüber wieder in den festen Stall, denn 20 von ihnen haben die neue Freiheit mit ihrem Leben bezahlt.
„Der Fuchs hat sie sich schmecken lassen“, vermutet Weyand, der beim Heu wenden das gefunden hat, was von seinem Federvieh übrig blieb. „Die Füchse haben Junge und hatten sich in der Wiese ein schönes Plätzchen angelegt, wo sie unsere Tiere verspeist haben.“Der Hühnerhalter versucht, den Ärger mit Galgenhumor zu bekämpfen: „Arme Füchse, jeden Tag nur Huhn auf dem Teller, wie langweilig.“
Und jetzt? Im Kinderlied wäre die Lösung klar, egal ob Gans oder Huhn – gestohlen ist gestohlen, der Jäger wird geholt und bringt sein Schießgewehr mit. Ja, auf diese Idee ist Reinhard Weyand natürlich auch gekommen. Er hat mit dem zuständigen Jäger telefoniert. Dieser wird auch kommen und Ausschau halten nach dem Hühnerdieb. Aber ob der Jäger dann auch schießen darf, wenn er ihn sieht, das ist eine andere Frage.
„Da gibt es ganz klare Schonzeiten“, sagt Duisburgs Förster Stefan Jeschke. Während die Füchse ihren Nachwuchs versorgen, stehen die Eltern unter Schutz. Zur Jagd freige- geben sind ausgewachsene Tiere nur vom 16. Juli bis zum 28. Februar. Glück für Vater und Mutter Fuchs, Pech für die Hühner in Baerl. Entweder sie müssen drinnen bleiben oder den Weyands gelingt es, den mobilen Stall noch besser abzusichern. „Tja, da müssen wir wohl den Draht bis tief in die Erde hinein ver- stärken, so ein Fuchs kann ja prima buddeln“, sagt der Landwirt. „Wir haben hier in Baerl und Umgebung leider sehr viele Füchse“. Auf die Tiere, die viele so niedlich finden, ist er alles andere als gut zu sprechen. Nicht nur wegen der eigenen Hühner, sondern auch wegen anderen Geflügels. „Früher gab es hier so vie- le frei laufende Fasane. Davon sehe ich kaum noch welche.“
Dr. Johannes Meßer vom BUND Duisburg kann den Landwirt verstehen. „Füchse und Hühner sind ein uraltes Thema. Dass man da auch mal eingreifen muss, ist aus Naturschutzsicht völlig in Ordnung.“Denn auch Meßer sieht nicht nur das Problem mit privaten Hühnern, sondern auch die seltenen Vogelarten, die vom Fuchs bedroht sind. „Es gibt viele Vögel, die im Binsheimer Feld bei Baerl brüten.“Natürlich wäre es dem Vorsitzenden des Beirates bei der unteren Naturschutzbehörde lieber, wenn sich das Gleichgewicht ohne menschliches Zutun regeln ließe. „Aber das geht leider nicht immer.“Dass die Füchse seit vielen Jahren in großer Zahl zurück in die Stadt gekehrt sind, kann Johannes Meßer in Duisburg häufig beobachten. „Ich sehe sehr viele Fuchsspuren.“
Sie treiben sich nicht nur mitten in der Stadt und in ländlicheren Bezirken wie Baerl herum. Auch in Duisburgs Wäldern sind sie heimisch. „Es gibt zwar mehr Füchse in der Stadt als im Wald“, weiß Förster Stefan Jeschke. „Aber die Population im Wald ist sehr konstant und dort müssen wir auch nicht eingreifen.“Im Schutz der Bäume werden sie nicht gejagt. Die Wald-Füchse haben ihre festen Reviere, sie werden älter und bekommen weniger Nachwuchs als die Streuner in der Stadt. Und: Sie sind des Försters Freunde. „Wir haben sehr viel Ärger mit Mäusen, die alles wegfressen. Da ist es natürlich gut, wenn der Fuchs als Gegenspieler im Wald ist.“
Muss man als Spaziergänger Angst vor den Wildtieren haben? Stefan Jeschke und seine Kollegen bekommen häufig Anrufe von Bürgern, die zum Beispiel Sorge vor Tollwut haben. „Die Tollwut ist hier bei uns ausgerottet“, beruhigt der Förster. Ansonsten gilt für ihn vor allem eine Regel: „Der Fuchs hat mehr Angst vor dem Menschen als der Mensch vor dem Fuchs.“