Deutsche Schwedin fiebert für Jogis Jungs
Die gebürtige Dinslakenerin Judith Felten lebt seit acht Jahren in der nordschwedischen Stadt Umeå. Sie drückt beim heutigen WM-Spiel Deutschland gegen Schweden der Elf von Joachim Löw die Daumen.
DINSLAKEN (lb) Wenn am heutigen Samstag um 20 Uhr das WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden angepfiffen wird, drückt Judith Felten in der über 1100 Kilometer vom Rheinland entfernten schwedischen Stadt Uppsala ihrem Geburtsland Deutschland die Daumen. Damit steht die 36Jährige in dem skandinavischen Land fast alleine da, dort hofft nämlich der Großteil der Bevölkerung auf einen Überraschungssieg des Königreiches. „Die Verwunderung über den Ausgang des Deutschlandspiels gegen Mexiko war hier in Schweden zu spüren. Man sieht die Chance gegen Deutschland etwas optimistischer. Ich bin gespannt“, schreibt Judith.
Die heute an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in der Stadt Umeå forschende 36-Jährige lebte bis sie 19 war in Dinslaken. Danach begann für Judith Felten eine spannende internationale Reise: Bachelor-Studium in Bochum, Erasmus-Aufenthalt in Strasbourg, Masterabschluss in Lyon, Doktorarbeit in Nancy und Freiburg – schließlich 2010 aus beruflichen Gründen der Umzug nach Schweden.
Seitdem ist ihr das Land ans Herz gewachsen. „Mir gefällt das entspannte und trotzdem zuverlässige Gemüt der Menschen, die wunderschöne Natur, welche hier zum Alltag gehört für Jung und Alt. Man braucht nicht weit zu gehen, um in den Wald, an Seen, Flüsse oder das Meer zu gelangen – ob man dort im Sommer schwimmen, im Winter Schlittschuhlaufen, oder einfach nur Grillen will, was die Schweden an 365 Tagen im Jahr machen. Ich habe eine vierjährige Tochter und um Arbeit und Kind im Alltag vereinbaren zu können ist Schweden ein exemplarisches Land“, berichtet Felten. Seit Herbst 2017 besitzt die gebürtige Dinslakenerin auch deshalb die schwedische Staatsbürger- schaft. So könne sie die Zukunft ihrer Wahlheimat mitbestimmen und müsse außerdem nicht mehr zur 600 Kilometer entfernten Deutschen Botschaft in Stockholm fahren, um einen neuen Ausweis zu beantragen, wenn der alte abläuft.
Die Staatsbürgerschaft ist für die 36-Jährige kein Hindernis, heute Abend zur Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zu halten. „Würde ich das Spiel in Deutschland gucken, würde ich für Schweden die Daumen drücken. So hab ich immer beide Heimaten bei mir“, erklärt Felten. Sie werde sich das Spiel mit ihrem Freund in einer Sportsbar in Uppsala ansehen. Die Begeisterung sei gegenüber der schwedischen Nationalelf in den Play-offs gegen Italien und der damit bedeutenden Qualifikation für die WM ungebrochen. Bei ihrer Arbeit werde so oder so heftig über die WM diskutiert. Die rund 180 Mitarbeiter am Institut der Uni kämen aus mehr als 40 Ländern, berichtet die 36-Jährige. Auf ein 4:4, wie eine Begegnung zwischen Deutschland und Schweden 2012 endete, setzen aber die Wenigsten. Aber wer weiß, vielleicht kann die 36-Jährige bei ihrem nächsten Besuch in Barmingholten, wo ihre Eltern momentan wohnen, von einer großen Party in Schweden berichten, als Schweden das Gruppenaus von Deutschland besiegelte.
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