Wittek-Comics über Dreißigjährigen Krieg
Dinslakens bekanntester Comiczeichner zeigt im Voswinckelshof das Entstehen einer Graphic Novel.
DINSLAKEN (bes) Einige der abgefahrenen Comics, wie man sie von Wittek kennt, liegen am Eingang der Sonderausstellung aus, für die gerade im Museum Voswinckelshof die letzten Vorbereitungsarbeiten laufen. Ein kurzer Wiedererkennungseffekt für Fans des Dinslakeners. Dann aber lernen auch sie ihren Wittek von einer ganz anderen zeichnerischen Seite kennen: realistisch, historisch, ernst. „Bila Hora“ist eine auf drei Alben angelegte Graphic Novel über den Dreißigjährigen Krieg. Wie ihre Seiten vom ersten Konzept über die Kreation der Bildmarke bis hin zu den kolorierten Reinzeichnungen entstehen, kann man in der Ausstellung, die am heutigen Samstag, 23. Juni, um 15 Uhr eröffnet wird, Schritt für Schritt nachvollziehen.
Bereits 2006 entstand zwischen dem Autoren Sven Taucke und dem Zeichner Wittek die Idee, den Dreißigjährigen Krieg zum Schauplatz einer Graphic Novel zu machen. Das Thema war in diesem Genre bislang nicht aufgegriffen worden. „Obwohl es deutliche Bezüge zur Gegenwart gibt“, so Wittek. „Die Idee entstand zur Zeit des Irakkriegs, uns wurde klar, dass sich die Beweggründe, Krieg zu führen, in 400 Jahren nicht geändert haben, Religiöser Fanatismus und politische Propaganda haben leider nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.“Bila Hora erzählt eine Familiensaga über den Zeitraum von 1608 bis zur Schlacht am Weißen Berg (Bila Hora), in der das protestantische Heer 1620 eine vernichtende Niederlage erlitt. Eine Geschichte, die im vierhundertsten Jahr nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 auch aus geschichtlicher Sicht hervorragend in die Sonderausstellungsräume des Stadthistorischen Zentrums Dinslaken passt. Die Comic-Panels in den mittleren Vitrinen lassen die Handlung des ersten „Bila Hora“-Bandes nachvollziehen.
Aber die Ausstellung zeigt mehr: Man erhält einen Einblick in Witteks Zeichenwerkstatt. Lernt die Hauptfiguren vom ersten Entwurf ihrer Gesichter, aber auch ihrer Kleidung kennen, sieht den hochgestell- ten Zeichentisch, an dem Wittek ohne perspektivische Verzerrungen arbeiten kann. Comics und Graphic Novels sind in ihrer Umsetzung sehr aufwändig: Jedes einzelne Bild im fertigen Band ist ein kleines Kunst- werk für sich, dem eine Skizze, Zeichnungen in zwei verschiedenen Formaten, eine Reinzeichnung in Graphit und eine abschließende digitale Kolorierung des gescannten Originals vorausgehen.
Dabei ist das Zeichnen, auf welcher Vorstufe auch immer, schon ein zweiter Schritt. Wittek recherchierte in historischen Vorlagen, stieß manchmal auf weiße Flecken, was Alltagsgegenstände und Kleidung im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts angeht. Für seine Architektur- und Kampfszenen beschäftigte er sich mit den zu dieser Zeit populären Stadtansichten und Schlachtendarstellungen. „Wir zeichnen heute eher in der Betonung der Horizontalen, damals aber wurden die Figuren eher an der Vertikalen ausgerichtet. Das gab den Massenszenen eine ungeheure Dichte, die ich versucht habe im Comic umzusetzen“, so Wittek. Die Bilderflut in der Ausstellung ist gewaltig. Dazwischen verstecken sich Requisiten: Witteks Zeichenstifte sind ebenso zu finden wie echte Waffen aus dem 17. Jahrhundert.