Rheinische Post Duisburg

Lyrik und Prosa: Die letzte Runde

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Gerda Wolterhoff und Bärbel Knorth verabschie­den sich.

HÜNXE (fla) Die Besucher in der Blockhütte neben der Hedwigs-Kapelle lachen. Es ist allerdings kein wohlformul­ierter Vers oder humoriger Satz, der sie zum Lachen gebracht hat, sondern das Klingen eines Mobiltelef­ons. Es ist das Handy von Gerda Wolterhoff, das sich inmitten ihrer Gedichtsvo­rträge mit einer Melodie meldet. „Das heißt, ich müsste jetzt meine Tabletten nehmen. Später. Jetzt lese ich erstmal fertig“, sagt sie und bringt das Gerät zur Ruhe. Dann geht es zurück zu Wilhelm Busch und dem Gedicht „Was ist die alte Mamsell Schmöle“.

Es ist nur eine kleine Szene aus dem 42. Hünxer Lyrik- und Prosaabend. Gerda Wolterhoff und Bärbel Knorth, die seit über 20 Jahren die Reihe der Hünxer SPD-Frauen mit Lesungen und Musik federführe­nd gestaltete­n, legen ihre Vorlesebri­llen endgültig beiseite. Deshalb haben sie den Abend unter das Motto „Letzte Runde“gestellt. „Vielleicht machen wir noch mal eine allerletzt­e oder eine alleraller­letzte Runde, aber nicht mehr im Rahmen dieser Reihe“, sagt Wolterhoff. Stattdesse­n machen die beiden, was die Abende mehr als zwei Jahrzehnte ausgezeich­net hat: Knorth kümmert sich um Prosa-Texte, die es in sich ha- ben. In einem Auszug aus „Kein Dach über dem Leben“von Richard Brox werden die Zuhörer Zeugen, wie einem jungen Menschen sein Obdach genommen, das Elternhaus zwangsvers­teigert, Erinnerung­sstücke gepfändet wird. Brox erzählt dabei aus seinem eigenen Leben. „Er hat 30 Jahre lang auf der Straße gelebt“, so Knorth. Keine leichte Kost, zum Einstieg. Zahlreiche Lacher erntet sie mit ihrer Lesung aus „Gestatten, Kümmel. Von Beruf Katze“von Theo Graufell. Gerda Wolterhoff kümmert sich um den Lyrikantei­l des Abends. Gedichte von Heinz Erhardt, Erich Kästner, Wilhelm Busch und Eugen Roth hat sie mitgebrach­t. Wie auch Bärbel Knorth merkt man ihr die Erfahrung als Vorleserin an. Jede Zeile, von fröhlichen Reimen bis zu nachdenkli­chen Versen, ist betont-verständli­ch gelesen. Eine Freude für die Zuhörer in der Blockhütte.

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FOTO: KEMPKEN Gerda Wolterhoff und Bärbel Knorth (v.l.) beim 42. Prosaabend, musikalisc­h begleitet von Christiane Hülser und Andreas Gerigk.

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