Lendenschurz und Federkostüm
Beim Tapati-Festival zelebrieren die 8000 Bewohner der Osterinsel jedes Jahr einen Kult ihrer Ahnen: Wer darf ihre Inselkönigin sein und wer ihr Vogelmann?
Hoffentlich geht alles gut. Dann ist heute der Tag, an dem sich junge Männer in echte Helden verwandeln und von der ganzen Osterinsel gefeiert werden. Wenn das Ganze aber schief läuft, wenn sie sich also nicht nur wehtun oder sich nicht nur einen Knöchel brechen, kann ihnen auch das Sanitätsteam nicht mehr helfen. Die Athleten wollen sich nichts anmerken lassen. Doch ihre versteinerten Gesichter sprechen Bände.
Beim Tapati-Festival ist die ganze Osterinsel zwei Wochen lang in Bewegung – eine wilde Mischung aus Kulturevent und Olympischen Spielen. Jetzt steht die Entscheidung in einer spektakulären Disziplin an: Haka Pei. Es geht darum, mit einem aus Bananenstämmen gebauten Schlitten einen steilen Abhang herunterzurutschen. Deswegen stehen die Männer nun am Kraterrand des Vulkans Maunga Pu’i, von dem man über die Ebene bis zum Meer blickt.
Natürlich ist es riskant, einen solchen Höllenschlund herunterzurutschen. Doch die Hopu Manus, die Athleten aus den Insellegenden, haben das schließlich auch geschafft. Also haben sich auch die Männer mit Öl eingefettet, mit weißem Lehm beschmiert, und tragen nur noch einen knappen Lendenschurz. Sie garen ein paar Süßkartoffeln im Erdofen und bilden einen großen Kreis. Dann schneiden sie martialische Grimassen und schreien sich die Seele aus dem Leib.
Einer nach dem anderen sausen die jungen Männer den Hang hinunter. Manche schaffen es bis ins Ziel. Andere schanzen über die Unebenheiten, werden durch die Luft geschleudert und landen unsanft im nassen Gras. Bejubelt werden sie alle. Am nächsten Tag, beim Pferderennen, kämpfen auch die Frauen darum, die besten Reiter der Insel zu sein. Es werden Lanzen geworfen,