256 Lehrerstellen sind unbesetzt
Nach den jüngsten Zahlen der Bezirksregierung konnten in Duisburg von 463 Lehrerstellen nur 207 besetzt werden – quer durch alle Schulformen. Das entspricht einer Quote von 45 Prozent. Die GEW befürchtet noch mehr Unterrichtsausfälle.
Von 463 ausgeschriebenen Lehrerstellen können in Duisburg zum 31.8. nur 207 besetzt werden. Die GEW befürchtet Unterrichtsausfälle.
Wenn morgen die Schule wieder beginnt, gibt es für viele Schulleiter in Duisburg ein Dilemma: Es fehlen Lehrer, weil längst nicht alle Planstellen besetzt werden konnten. Nicht einmal für jede zweite Lehrerstelle fand sich ein Bewerber. Betroffen sind alle Schulformen, besonders gravierend gestaltet sich die Situation aber bei den Grundschulen. 200 Stellen waren hier laut Bezirksregierung zum 31. August zu besetzen, lediglich 77 Pädagogen treten eine Stelle an. Das entspricht einer Besetzungsquote von 39 Prozent. Beliebter bei den Lehrern sind offensichtlich die Gymnasien. Hier wurden 22 von 30 Stellen besetzt, also immerhin 73 Prozent.
Die Bezirksregierung will die nicht besetzten Stellen zum 31. Oktober noch einmal neu ausschreiben – in der Hoffnung, zumindest bis November noch möglichst viele neue Lehrer nach Duisburg zu locken. „Mitte September startet die nächste Ausschreibungsrunde“, teilte die Bezirksregierung auf Anfrage unserer Zeitung mit. Inzwischen hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer das „zweite Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Lehrerversorgung“vorgestellt. Es sieht unter anderem vor, Oberstufenlehrer auch in der Sekundarstufe I (Klassen 5 bis 10) einzusetzen, verstärkt auf Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf zu setzen oder in Pension gegangenen Pädagogen zu „reaktivieren“.
Norbert Müller, Stadtverbandsvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hält nicht viel von derartigen Vorschlägen. „Die Probleme sind schon seit Jahren bekannt. Die Gründe, warum Lehrer einen Bogen um Duisburg machen, sind unterschiedlich. In erster Linie liegt es wohl daran, dass Lehrer am liebsten dort arbeiten, wo sie auch stu- diert haben. Und in Duisburg sind die Lehrerstudiengänge abgeschafft worden.“Zudem gelte das ganze Ruhrgebiet aus Lehrersicht nicht unbedingt als „attraktiv“.
Das Einzige, was aus Sicht der GEW weiterhilft, wäre die Rückkehr zum alten Verfahren, was bis vor etwa fünf Jahren galt. „Damals konnten Lehrer sich nicht überall auf eine Stelle bewerben, sondern wurden nach Bedarf verteilt“, so Müller. Dahin müsse man zurückkehren. Gehe es nach dem festgestellten Sozialindex, müsste Duisburg sogar mehr Lehrer bekommen als andere Städte. Die Gründe für den schlechten Sozialstatus Duisburgs lägen auf der Hand: große Klassen, viele Schüler mit Migrationshintergrund, heruntergekommene Schulgebäude.
Die Konsequenzen seien klar: „Wenn 123 Lehrerstellen an Duis- burger Grundschulen nicht besetzt werden, hat man als Schulleiter keine Wahl. Da die Klassen ohnehin schon so groß sind, kann man nur an der Stundentafel noch etwas bewegen“, so Müller. Und das bedeute: Unterrichtsausfall.