Der Segen der Banken
Die Banken, denen der Kauf hof-Eigentümer HBC mehr als eine Milliarde Euro schuldet, sollen dem Zusammenschluss unter Bedingungen zugestimmt haben. Damit ist der Deal aber noch nicht perfekt.
ESSEN/KÖLN Der kanadische Handelskonzern HBC gehört mit seinen Milliardenschulden vermutlich nicht zu den Lieblings-Kreditkunden von Banken – jedenfalls so lange, wie das Geschäft der deutschen Tochter Galeria Kaufhof nicht genug Gewinn abwirft. Das hat die bisherigen Verhandlungen über eine Fusion von Galeria Kaufhof mit dem Essener Konkurrenten Karstadt einerseits nicht leichter gemacht, weil nichts geht ohne den Segen von vier Banken, denen die Kanadier 1,4 Milliarden Euro schulden. Andererseits ist den Kreditinstituten jeder potente Bündnispartner, der den Schuldenberg mitschultert, willkommen.
Insofern ist der geplante Zusammenschluss der Warenhaus-Konzerne einen Schritt weitergekommen, weil das Konsortium aus den Landesbanken LBBW, Helaba und HSH Nordbank sowie einem Tochterunternehmen des Versicherungskonzerns Ergo der Verlängerung des Kredits offenbar zugestimmt hat. Aus Unternehmenskreisen verlautet, damit sei eine wichtige Hürde genommen. Unter Dach und Fach ist die Fusion damit allerdings noch nicht, weil noch wichtige Einzelfragen zu klären sind. Das geht von den Beschlüssen der Gremien über die Zustimmung des Bundeskartellamtes (vermutlich müssten Teile geschlossen oder verkauft werden) bis zu Personalverhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern.
Dass allein bei Galeria Kaufhof 5000 Stellen wegfallen, wie die „Süddeutsche Zeitung“berichtet, wird an mehreren Stellen heftig bestritten. Klar ist, dass niemand zwei Unter- nehmenszentralen braucht, dass Doppel-Standorte aufgegeben würden und dass in der Logistik reichlich Einsparpotenzial vorhanden ist. „Langfristig würden vermutlich 20 Prozent der Stellen wegfallen“, sagt ein Karstadt-Insider. Das wären dann zwar etwa 7000 Stellen, aber auch die würden nicht über Nacht gestrichen und wohl auch nicht allein bei Galeria Kaufhof. Auf jeden Fall sollen die im Frühsommer wegen der Fusionsgespräche ausgesetzten Verhandlungen mit der
René Benko Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungstarifvertrag wieder aufgenommen werden.
Die Gewerkschaft Verdi reagierte am Donnerstag mit Kritik auf die angeblichen Pläne: „Die Beschäftigten von Galeria Kaufhof und Karstadt sowie ihre Gewerkschaft Verdi erwarten, dass sie jetzt unverzüglich von den Eigentümern über die Planungen eines möglichen Zusammengehens der beiden Unternehmen informiert und in die Planungen einbezogen werden“, sagte
Richard Baker Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der Gesamtbetriebsratschef von Galeria Kaufhof, Uwe Hoepfl, erklärte, Kaufhof habe bereits im vergangenen Jahr 1300 Stellen gestrichen. „Wie wollen wir eine sichere Zukunft für das Unternehmen planen, wenn es immer weniger Menschen auf der Verkaufsfläche gibt?“, fragte Hoepfl. Sein Karstadt-Kollege Jürgen Ettl mahnte: „Es geht hier um Menschen. Wir erwarten, dass man mit unseren Kollegen verantwortlich umgeht.“
Laut der „Süddeutschen Zeitung“haben die Banken zur Bedingung für ihre Zustimmung zur jährlichen Kreditverlängerung gemacht, dass HBC-Vertreter zwar im Aufsichtsrat des fusionierten Unternehmens sitzen, aber nicht im Vorstand. Den sollen demnach die Karstadt-Manager Stephan Fanderl und Miguel Müllenbach bilden. Damit wäre kein Platz mehr für den amtierenden Kaufhof-Chef Roland Neuwald. Dafür gibt es keine Bestätigung.
Nach den bisherigen Planungen soll HBC an dem neuen Warenhaus-Betreiber rund 49 Prozent halten. Zwei bisherige Kaufhof-Immobilien-Pakete würden künftig beiden Eigentümern gehören – unter anderem die 41 Warenhäuser, die als Sicherheit für den Milliardenkredit der Banken an HBC dienten. In Handelskreisen wird darüber spekuliert, dass Häuser, die geschlossen werden sollten, von Benkos Immobilienfirma vermarktet werden könnten.