Seit 100 Jahren in Duisburg verwurzelt
Der mittelständische Reiseveranstalter schauinsland-reisen wurde am Montag 100 Jahre alt. Aus diesem Grund blickt die RP auf die lange Historie des Duisburger Unternehmens zurück.
Mit Sicherheit knallten am Montag die Sektkorken in der Geschäftsstelle von schauinsland-reisen am Innenhafen. Denn der mittelständische Reiseveranstalter wurde stolze 100 Jahre alt. Vor einem Jahrhundert gründete Erich Kassner, der Großvater des heutigen Inhabers Gerald Kassner, das seit jeher in Duisburg angesiedelte Unternehmen als Möbelspedition und Transportunternehmen. Heute zählt schauinsland-reisen zu den bekanntesten und bedeutendsten Reisekonzernen in der Region, in ganz Deutschland und Europa.
Die Anfänge des Familienbetriebes lesen sich klein und bescheiden: Mit einem 2-PS-Leiterwagen geht Erich Kassner am 1. Oktober 1918 als ein Ein-Mann-Unternehmen an den Start. Größere Sprünge sind aber erst nach der Weltwirt- schaftskrise im Jahr 1932 möglich. Erstmals wird kräftig investiert und der Einstieg in die Personenbeförderung geschafft. Mit fünf Reisebussen im Repertoire kutschiert das Unternehmen Menschen von A nach B - darunter auch kleine Berühmtheiten wie die Artistenfamilie Fratinelli, die Kassner und sein Personal zu ihren Auftritten fahren.
1951 wird der Speditionsbetrieb eingestellt. Die Familie Kassner konzentriert sich fortan voll und ganz auf den Transport von Gästen. Der Einstieg in die Touristik erfolgt dann acht Jahre später mit der Eröffnung des ersten Schauinsland-Reisebüros. Zu dieser Zeit übernimmt mit Erich Kassner Junior und seiner Frau Doris die zweite Generation das Ruder im Familienunternehmen. Unter ihrer Leitung fahren die ersten Touristen-Busse nach Spanien und Italien.
Die 70er und 80er Jahre und der Einstieg in das Geschäft mit Flugreisen bescheren der Firma ein kontinuierliches Wachstum. Der Reiseveranstalter kann den Kunden ein immer größeres Angebot an potenziellen Reisezielen anbieten. Mit einem Startkapital von 300.000 D-Mark wird dann 1982 die schauinsland reisen GmbH gegründet. Wenige Jahre später erreicht der Betrieb den nächsten großen Meilenstein: 1991 wagt sich schauinsland reisen erstmals an die Ferndestinationen Dominikanische Republik und Jamaika.
Nach der Übernahme des heutigen Chefs Gerald Kassner im Jahr 1997, der schauinsland-reisen somit in dritter Generation führt, übersteigt der Umsatz erstmals die Marke von 100 Millionen D-Mark. Schauinsland verfügt über enge Partnerschaften mit den großen deutschen Fluggesellschaften und renommierten Hotels. Die Expan- sion wird immer weiter fortgeführt. Schauinsland nimmt zum Beispiel erstmals alle deutschen Flughäfen ins Programm auf. Als einer der ersten Veranstalter auf dem deutschen Markt bietet der Reiseveranstalter später zudem ein flexibles Bausteinprodukt. Vorbei sind die Zeiten der starren Reisetermine und Flugdaten – der Kunde kann seinen Urlaub völlig flexibel gestalten.
Schon bald wächst der Reiseveranstalter über sich hinaus, so dass 2006 ein Umzug nötig wird. Schauinsland verlässt nach 88 Jahren den Standort in Duisburg-Marxloh – das ehemalige Wohnhaus der Kassners - und zieht in den Duisburger Innenhafen. Von dort aus beschäftigt der Reiseveranstalter heute über 400 Mitarbeiter und bringt fast eineinhalb Millionen Reisende in den Urlaub. Der Umsatz für das Geschäftsjahr 2018 wird nach Angaben von schauinsland-reisen die Marke aus dem Vorjahr von rund 1,2 Milliarden Euro nochmals übersteigen.
Das Unternehmen hat seine kleinen Anfänge inzwischen vollends abgelegt, ist zu einem großen Player auf dem europäischen Tourismus-Markt geworden und geht neue Wege. „Der Wandel in den letzten Jahren ist enorm“, berichtet Pressesprecherin Simone Feier-Leist. Schauinsland besitze mittlerweile eine kleine Anzahl an eigenen Hotels und sei zu 50 Prozent an der Airline Sundair beteiligt. Geschäftsführer Gerald Kassner hebt anlässlich des 100. Jubiläums hervor, dass trotz des Wachstums die Stärken aus vergangenen Zeiten nicht verloren gegangen sind. „Auch wenn wir zu einem großen Reiseveranstalter gewachsen sind, haben wir uns die kurzen Entscheidungswege bewahrt. Nur so können wir individuell auf die Wünsche unserer Kunden reagieren und weiter wachsen.“