Aus für Gruev – Lieberknecht übernimmt
Der MSV Duisburg zieht nach nur zwei Punkten aus acht Spielen die Reißleine und trennt sich von Trainer Ilia Gruev. Torsten Lieberknecht, der zehn Jahre Coach in Braunschweig war, soll mit dem Team nun den Klassenerhalt schaffen.
Der neue Mann dürfte sich an seinem neuen Arbeitsplatz schnell heimisch fühlen. Im Foyer der MSV-Arena steht seit einigen Wochen das Stadionmodell von Holger und Veronika Tribian. Die beiden Modellbauer haben im Gästebereich den Mannschaftsbus von Eintracht Braunschweig postiert. Torsten Lieberknecht war für die Eintracht zehn Jahre als Coach tätig und mit der Stadt Heinrichs des Löwen tief verwurzelt. Nun will der 45-Jährige neue Wurzeln schlagen. Er ist seit Montag der neue Trainer des in der Krise steckenden Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg.
Am Nachmittag gab der MSV die Trennung von seinem Cheftrainer Ilia Gruev und dessen Assistenten Yontcho Arsov bekannt. Nur 32 Minuten später teilte der Verein bereits mit, dass Torsten Lieberknecht der neue Mann ist. Mit Eintracht Braunschweig stieg er in der vergangenen Saison aus der Zweiten Bundesliga am Ende eines dramatischen letzten Spieltages ab.
Dies soll er nun an seinem neuen Arbeitsplatz verhindern. Der MSV Duisburg ist seine zweite Trainerstation. Neuer Co-Trainer ist Darius Scholtysik. Der 52-Jährige, der von 1987 bis 1990 für Bayer Uerdingen in der Ersten Bundesliga spielte, war schon bei Eintracht Braunschweig an der Seite von Lieberknecht unter- wegs. Torwarttrainer Sven Beuckert bleibt beim Zweitligisten im Amt.
MSV-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach verdeutlichte am Montag, dass die Trennung von Ilia Gruev eine schwere Entscheidung war. Marbach selbst wollte mit dem 48-Jährigen weitermachen. Am Ende stimmte er dem Trainerwechsel aber zu. „Wäre es nicht Lieberknecht geworden, hätte ich nicht zugestimmt“, so Marbach.
Der 60-Jährige sprach auch über eine geplatzte und eine neue Vision: „Ich hätte gerne mit Gruev zehn Jahre zusammengearbeitet. Jetzt hoffe ich, dass das mit Lieberknecht klappt.“Über die Trennung von Gruev, der bis Sommer 2019 mit einer zusätzlichen Option bei Klassenerhalt unter Vertrag steht, sagte Marbach: „Das war ein Gespräch,
„Wäre es nicht Lieberknecht geworden, hätte ich nicht zu
gestimmt“ das nicht schön war.“
Zum Abschied zitierte der MSV Ilia Gruev in seiner Pressemitteilung. So etwas kommt in dem Geschäft nicht oft vor: „Die fast drei Jahre hier als Cheftrainer waren für mich mehr als ein Job. Der MSV lag mir immer am Herzen. Und er wird mir auch künftig nicht egal sein. Dieser Verein und die Fans der Zebras waren, sind und bleiben etwas ganz Besonderes. Es war früher eine Ehre für mich, in Zebrastreifen zu spielen – und in den vergangenen Jahren für den MSV als Trainer zu arbeiten“, so Gruev.
Ilia Gruev trat sein Amt in Duisburg im November 2015 an und führte das Team vom letzten Platz noch in die Relegation, die der MSV aber gegen die Würzburger Kickers verlor. Der Deutsch-Bulgare schaffte mit dem MSV den sofortigen Wie- deraufstieg und erreichte mit dem Team in der vergangenen Saison Platz sieben. Bei nur zwei Punkten in acht Spielen in der aktuellen Saison gab es zuletzt aber nur noch wenige Argumente für eine weitere Zusammenarbeit. Ilia Gruev geht als Trainer mit der drittlängsten Amtszeit in die Vereinsgeschichte ein. Nur fünf Tage fehlten ihm, um mit Norbert Meier gleichzuziehen.
Wie viele Tage Torsten Lieberknecht fürs Erste in Duisburg verbringen soll, ist nicht bekannt. Über die Laufzeit des Vertrages machte der MSV Duisburg am Montag keine Angaben. Das ist neu – das haben sich die Zebras vielleicht beim Bundesligisten SC Freiburg abgeschaut. Allerdings ist sicher, dass die Zusammenarbeit über diese Saison hinaus währen soll. Der MSV teilte mit, dass Lieberknechts Vertrag für alle drei Ligen gilt.
Der MSV Duisburg wird Torsten Lieberknecht am heutigen Dienstag um 12.30 Uhr den Medien vorstellen. Für 15.30 Uhr ist in Meiderich die erste Trainingseinheit mit dem neuen Mann geplant. Da das Spiel beim Tabellenführer 1. FC Köln erst am Montag, 8. Oktober, 20.30 Uhr, ansteht, hat Torsten Lieberknecht etwas mehr Zeit, um seine neue Mannschaft kennenzulernen. Nach dem Auftritt in Köln folgt eine Länderspielpause, die für Lieberknecht zum idealen Zeitpunkt kommen dürfte.
Jürgen Marbach Aufsichtsratschef des MSV Duisburg