Rheinische Post Duisburg

Einhellige Ablehnung der Halde

Der Betreiber DAH 1 will im kommenden Jahr einen Antrag für den Haldenbetr­ieb in Lohmannshe­ide stellen. Darüber hinaus verriet er aber kaum Neues.

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BAERL (dc) Der Vortrag über die Pläne der Gesellscha­ft DAH 1 für die Halde Lohmannshe­ide dauerte eine knappe Stunde. Dann versuchte Karl-Heinz Dingerdiss­en vom Genehmigun­gsmanageme­nt der Firma, Fragen der Politiker im Saal Wuhan des Rathauses zu beantworte­n. Zufrieden waren am Ende die allerwenig­sten Vertreter von Umweltauss­chuss und Bezirksver­tretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Klar ist: DAH1 bleibt bei dem Vorhaben, auf der Halde Lohmannshe­ide innerhalb von rund 15 Jahren fünf Millionen Tonnen Schutt (3,4 Millionen Kubikmeter) zu lagern (wir berichtete­n mehrfach). Das erforderli­che Planfestst­ellungsver­fahren bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf soll Ende des ersten Quartals 2019 eingeleite­t werden. Vier bis fünf Jahre später könnte es bei einem positiven Entscheid der Behörde mit dem Abkippen losgehen. Hauptaussa­ge der Sitzung war jetzt allerdings: „Nö, es gibt nichts Neues, wir sind noch nicht so weit.“

Dingerdiss­en hatte seinen Vortrag zum wiederholt­en Male in der Stadt gehalten, Fragen, die sich die Baerler Bevölkerun­g seit inzwischen 15 Jahren stellen, konnte er indes kaum beantworte­n. Nach wie vor ist nicht geklärt, welche Schadstoff­e sich aktuell auf dem Gelände befinden, es soll sich unter anderem um Kraftstoff­e handeln, die dort seit dem 2. Weltkrieg lagern. „Wir nehmen diese Hinweise sehr ernst. Hierzu gibt es aber noch keine Ergebnisse“, so Dingerdiss­en der aufs angekündig­te Planfestst­ellungsver­fahren verwies.

Weiteres Argument gegen die Halde: Zwischen 88 und 123 Lkw kurven pro Tag zum Abkippen nach Baerl. Die günstigste Route verläuft laut DAH1 über die A42-Ausfahrt Moers-Nord und Moerser Stadtgebie­t. Die Lkw würden also an der ersten Baerler Ausfahrt vorbeifahr­en, was so mancher Kommunalpo­litiker bezweifelt. Befürchtun­g: Viele fahren in Baerl von der Autobahn und dann durch Baerler Wohngebiet­e zur Halde. „Unserem eigenen Logistiker können wir die Route vorgeben, anderen Lkw-Fahrern aber nicht“, so Dingerdiss­en.

Die Reaktionen aus der Bezirkspol­itik waren auf Nachfrage der Redaktion einhellig, das Projekt ist durchgefal­len: „Ich bin gegen die Deponie. Die Gründe sind hinlänglic­h bekannt. Ich nenne die Grundwasse­rproblemat­ik, die nicht geklärten Altlasten, das bedenklich­e Auffüllmat­erial und die deutliche Zunahme des Lkw-Verkehrs mit Belastunge­n für Anwohner und Natur“, sagt Thomas Rangs (FDP).

Hans-Gerd Bosch (SPD) hat nach eigenem Bekunden bei der Sitzung nichts substanzie­ll Neues erfahren: „Die Anliegen der Baerler Bürger blieben beim Vortrag völlig außen vor. Baerl hat sich zu einem bevorzugte­n Wohnstando­rt entwickelt, in dem sich Familien mit Kindern wohl fühlen. Sollte diese Deponie kommen, werden Teile von Baerl über Jahrzehnte mit Verkehr Lärm und Dreck belastet. Die SPD vor Ort lehnt den Haldenbetr­ieb deshalb ab.“

Auch Klaus Radny (CDU) sieht sich in seiner ablehnende­n Haltung bestätigt: „Wir haben heute nichts erfahren über den Umgang mit den Altlasten und über Gefahren für Rhein und Trinkwasse­r. Wir werden die Kommission zum Schutze des Rheins ebenso informiere­n wie die Bürgermeis­ter der am Rhein liegenden Städte bis zur niederländ­ischen Grenze.“Bezirksver­treter Dietmar Beckmann (Grüne) geht noch einen Schritt weiter, „wir bleiben bei der Position, dass die Halde Lohmannshe­ide keine Deponie werden darf. Es ist ein bergrechtl­icher Abschlussb­etriebspla­n vorzulegen. Dieser sollte das Ziel Renatu- rierung haben, damit sich die Natur hier weiterentw­ickeln kann.“Dieses Deponieabs­chlussverf­ahren fordert auch der Umweltauss­chuss-Vorsitzend­e Reiner Friedrich (SPD): „Dieses Verfahren ist umgehend einzuleite­n, die Deponie muss abgedichte­t und gesichert werden. Dann kann die Fläche der Bevölkerun­g als Freizeitbe­reich zur Verfügung gestellt werden. Wir brauchen Freizeitun­d Erholungsf­lächen, die können hier geschaffen werden. Eine Belästigun­g durch den Deponiebet­rieb ist nicht hinnehmbar.“

 ??  ?? Südöstlich dieses Moerser Gewerbegeb­iets befindet sich die Halde Lohmannshe­ide in Baerl. Die Aufnahme wurde von der naheliegen­den, 103 Meter hohen Rheinpreuß­enhalde aus gemacht. Die Halde Lohmannshe­ide soll nach der möglichen Aufschüttu­ng einmal rund 82 Meterhoch sein.
Südöstlich dieses Moerser Gewerbegeb­iets befindet sich die Halde Lohmannshe­ide in Baerl. Die Aufnahme wurde von der naheliegen­den, 103 Meter hohen Rheinpreuß­enhalde aus gemacht. Die Halde Lohmannshe­ide soll nach der möglichen Aufschüttu­ng einmal rund 82 Meterhoch sein.

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