Personalmangel ist bei der Stadtverwaltung ein Dauerzustand
525 unbesetzte Stellen, eine Krankenquote von zehn Prozent: Der Personalrat der Stadt spricht vor der Personalversammlung von einer extremen „Lage“.
(R.K./-er) Rainer Hagenacker, Personalratsvorsitzender der Stadt Duisburg, findet deutliche Worte: „Die Lage ist extrem. Der Personalmangel ist zum Dauerzustand geworden. Man hat den Eindruck, es geht den Bach runter.“
525 unbesetzte Stellen und eine Krankenquote von gut zehn Prozent, die zuletzt zu chaotischen Zuständen im Straßenverkehrsamt und geschlossene Bürgerservicestellen geführt hat, untermauern diese Aussage. „Die Zeiten sind schwierig und nicht smart“, sagt Hagenacker mit Blick auf die Digitalisierungsoffensive der Stadtverwaltung, die den Bür- gerservice mit mehr Online-Angeboten verbessern soll und eines der zentralen Themen auf der heutigen Personalversammlung sein dürfte. Ab 10 Uhr werden rund 2000 städtische Bedienstete in der Kraftzentrale des Landschaftspark erwartet, weshalb erneut viele Ämter und Behörden heute nur eingeschränkt besetzt sind.
Die Ursache der Misere sieht derPersonalrat in dem Sparkurs der Stadt zur Konsolidierung. Zwar habe dieser die schwarze Null im Haushalt gebracht, zugleich aber „die Infrastruktur in den Keller gekürzt“, so Hagenacker. Oberbürgermeister Sören Link erklärte in seiner Rede zur Einbringung des Haushalts in der Ratssitzung im Oktober, an den Zielen des Haushaltssanierungsplans nicht zu rütteln, aber darüber nachzudenken, „bei den Wegen unserer Zielerreichung andere Prioritäten zu setzen.“Er nehme wahr, so Link, „dass viele Mitarbeiter am Limit arbeiten und im Straßenverkehrsamt, in den Bürgerservice-Stationen oder in der Telefonzentrale nicht mehr den Service bieten können, den die Bürger mit Recht erwarten.“Dies müsse besser werden. „Deshalb kann ich einen weiteren Personalabbau nicht weiter mittra- gen“, betonte Sören Link. Kein Abbau also. Insgesamt weist der städtische Stellenplan 5845 Stellen in 2018 auf, 2019 sind es gar 133 mehr. Die Stadt spricht zwar von 304 Stellen (5,2 Prozent), die „tatsächlich vakant“sind und erklärt dies mit Stellen, die beispielsweise für zu übernehmende Erzieherpraktikanten (33), Auszubildende (77), Stellen im Jobcenter (64) frei gehalten werden.
Das Problem im Straßenverkehrsamt konnte fürs Erste damit gelöst werden, dass fünf Mitarbeiter aus anderen Abteilungen freiwillig nach Duissern gewechselt sind. Oft scheitern interne Umbesetzungen an Besoldungsstufen. Auf Anfrage erklärt die Stadt: „Natürlich spielen Tarifstufen eine Rolle bei der Besetzung von Stellen. Deshalb wurden in jüngster Vergangenheit gerade in Bürgerservice-Bereichen eine Reihe von Stellen höher eingruppiert. Dadurch erhalten solche Stellen eine höhere Attraktivität bei der internen Besetzung.“Extern werde bei Verwaltungskräften nur zu einem Drittel besetzt. 2017 war das bei über 360 Vollzeitstellen der Fall, allerdings zumeist mit sogenannten Spezialisten, die also nicht bei der Stadt ausgebildet wurden. Dazu zählen Sozialarbeiter, Erzieher, Ar- chitekten, Städteplaner und Ärzte, aber nicht unbedingt Mitarbeiter für die 52 freien Stellen im Bürger- und Ordnungsamt.
Viele städtische Dienststellen haben heute ihren Service wegen der Personalversammlung von 8 bis 15 Uhr eingeschränkt. Das Straßenverkehrsamt bleibt ganztägig geschlossen, ebenso das Bürger- und Ordnungsamt einschließlich sämtlicher Außenstellen. Die Bürgerservicestationen sowie die Ausgabestelle für Parkausweise, die Bauberatung und das Genehmigungsportal werden um 14 Uhr öffnen. Die städtischen Schwimmbäder sind geschlossen.