Schüchterner Brite zupft sich durch den Abend
RHEINHAUSEN (sado) Tom Jones bei den Folkfestspielen in Bergheim? Nein, nicht ganz. Es war eher der Singer-Songwriter Tom James, der im Tempel-Keller ein stimmungsvolles Konzert gab. Eigens für diesen Auftritt ist der 26-jährige Barde aus Falmouth von der äußersten Spitze der englischen Südwestküste angereist – na ja, auch um seine Freundin zu treffen, die in Stuttgart lebt, wie er sagte.
Und Tom James ist für die Rheinhauser Musikfreunde kein Unbekannter, denn vor drei Jahren stand er beim Folk-Festival auf der Haupt- bühne. Drei Alben hat der schüchterne Gitarrist und Sänger bis jetzt gemacht, nach „Limbo“und „Green and white“erschien sein Album „Blood to gold“vor kurzem, viele Youtube-Videos kann man online sehen. Oft tritt er mit Bassisten und Schlagzeugern auf, in Bergheim nicht: „Heute bin ich wieder mein eigener Schlagzeuger“, sagt er.
Denn der englische Künstler versteht es, seine Gitarre als Schlagwerk zu bedienen. Ein mit Hall versehener Tonabnehmer, der am Korpus seiner Klampfe angebracht ist, hilft ihm, Bass-, und Snaredrum zu imi- tieren. Ansonsten hat er eine eigene Technik entwickelt, seine Gitarre quasi waagerecht auf den Knien liegend wie eine Zither zu spielen. Ein Kapodaster bindet bestimmte Bünde ab, und dann zupft Tom James wie in den bayrischen Bergen über die Saiten – und denkt wohl dabei an die seichten Wellen am Strand der englischen Grafschaft Cornwall. Und trommelt dabei einfühlsam auf den Korpus.
„Watching you slide“, „ich sehe, wie du gleitest‘, heißt bezeichnenderweise auch sein erster Song, in dem er selbige Technik auf seinem Instrument anwendet. Und 60 Gäste schauen ihm verzückt bei feinstem Fingerpicking zu. Sicher, es ist gefällig, was der 26-Jährige auf der mit einer Flower-Power-Tapete dekorierten Bühne macht: dennoch, so richtig sind die Songs, die fast immer aus den gleichen Akkordfolgen bestehen, irgendwann nicht mehr zu unterscheiden.
Den rockigen Impetus, den er eigentlich als ehemaliges Mitglied der Punk-Band „Unentitled“haben müsste, vermisst manch einer im Publikum. Songs wie „White snow“und „Layers“plätschern vor- bei. Der Höhepunkt ist vielleicht der Song „Blood to gold“, dem Tom James erst einmal ein Schlagzeugsolo auf dem Gehäuse der Gitarre voran schickt.
Die Liebespaare unter den 60 Gästen rücken bei diesem Sound näher aneinander, wenn Tom James von Landschaften „Over the mountains, under the hills“, singt. Dazu klingen auch sphärische Loops aus den Boxen, die ihn bei dem Song „In between two oceans, the borders will collide“, wieder an die schäumende Brandung der südenglischen Hafenstadt Falmouth erinnern.