Rheinische Post Duisburg

Innogy-Mitarbeite­r in Essen bangen

Eon und RWE ringen um 5000 Jobs: Laut Gewerkscha­ftskreisen sollen mehr als die Hälfte auf Essen entfallen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Der Name verspricht Großes: „Sunrise“(Sonnenaufg­ang) heißt das Projekt, in dem Eon und RWE die Details ihres Megadeals aushandeln. Und es ist Chefsache: Eon-Vorstand Leonhard Birnbaum und Innogy-Finanzchef Bernhard Günther leiten die Projekttea­ms. Doch in der Innogy-Belegschaf­t wächst die Unruhe: In Gewerkscha­ftskreisen kursieren Spekulatio­nen, wonach mehr als die Hälfte der bis zu 5000 auf der Kippe stehenden Stellen auf Essen entfallen. In Essen haben Eon und Innogy ihre Zentrale mit jeweils Tausenden Mitarbeite­rn. Im März hatten RWE und Eon den Verkauf und die anschließe­nde Aufteilung der RWE-Tochter Innogy vereinbart.

Neben Essen sind vor allem die Standorte Dortmund, wo ein Teil des Innogy-Vertriebs sitzt, und München im Visier. München hat für Eon Bedeutung, weil hier einst der Versorger Viag saß, der 2000 mit Veba fusioniert­e. Die Frage ist, wel- che Standortzu­sagen es aus dieser Zeit noch gibt. Die Eon-Sprecherin betonte: „Es gibt noch keinerlei Festlegung, welche Organisati­on und welcher Standort wie stark vom Stellenabb­au betroffen sein werden. Wir streben nach wie vor Synergien zwischen 600 und 800 Millionen Euro an, was über alle Länder hinweg bis zu 5000 Stellen kosten kann.“

Womöglich versuchen nun einige Städte, Druck auf Eon zu machen. So ist Innogy auch an Stadtwerke­n wie etwa in Dortmund beteiligt. Durch den Eigentümer­wechsel haben diese ein Sonderkünd­igungsrech­t (Change-of-Control-Klausel). Sie könnten demnach drohen, dieses Recht zu nutzen, wenn der Stellenabb­au an ihrem Standort stark ausfallen sollte. Eon gibt sich gelassen: „Die Zahl der Städte und Stadtwerke, die Change-of-Control-Klauseln haben, hat Innogy selbst als überschaub­ar angegeben. Wir sind in guten Gesprächen mit kommunalen Vertretern“, so die Sprecherin.

Eon und RWE haben einen sozia- lverträgli­chen Abbau und fairen Besetzungs­prozess zugesagt. Dennoch bleibt es dabei: Tausende müssen gehen. Die Bereichsle­iter von Eon und Innogy etwa müssen sich, wenn es Funktionen doppelt gibt, jeweils auf ihre Stelle bewerben. Innogy versuche, Mitarbeite­r wie etwa Controller zu RWE „umzubuchen“, um sie vor der einer möglichen Streichung zu schützen, heißt es im Unternehme­n.

Als Paukenschl­ag hatten RWE und Eon im Frühjahr ihren Deal verkündet. Nun erleben sie die Mühen der Ebenen. Denn auch die Verhandlun­gen mit den Kartellbeh­örden ziehen sich. „Wir haben die Übernahme von Innogy noch nicht bei den europäisch­en Kartellbeh­örden eingereich­t, sondern sind weiter in vorbereite­nden Gesprächen mit der EU-Kommission“, bestätigt die Eon-Sprecherin. „Die offizielle Einreichun­g des Vorhabens ist in absehbarer Zeit geplant. Wir streben weiterhin an, die Transaktio­n Mitte 2019 abzuschlie­ßen.“

Auch an unerwartet­er Stelle tauchen Probleme auf: Das geplante britische Joint Venture von Innogy und dem Konkurrent­en SSE gerät ins Wanken. Die Firmen hatten am Donnerstag Nachverhan­dlungen angekündig­t. Sie verweisen darauf, dass Regulierun­gen wie eine Strompreis-Obergrenze in England härter ausfielen als gedacht. Der britischen Innogy-Tochter NPower laufen seit langem Kunden davon, Ex-Chef Peter Terium hatte die Probleme nie in den Griff bekommen. Laut Innogy könnten bei den Nachverhan­dlungen „zusätzlich zu erbringend­e direkte oder indirekte Finanzieru­ngsbeiträg­e“herauskomm­en. Sprich: Innogy könnte nur einen kleineren Anteil als 34,4 Prozent am Gemeinscha­ftsunterne­hmen bekommen. Auch ein Scheitern des Joint Ventures mit SSE ist möglich: „Die Parteien verfolgen derzeit weiterhin das Ziel, die betroffene­n Aktivitäte­n zusammenzu­führen und die neue Gesellscha­ft an der Londoner Börse zu notieren“, so Innogy. „Der- zeit“heißt: Das kann sich rasch ändern. Die Innogy-Aktie gab nach.

Beobachter rechnen damit, dass dann das Not leidende britische Geschäft im Zuge der Aufteilung an den Eon-Konzern geht und der es rasch weiterreic­ht. Eon hat eigene Aktivitäte­n in Großbritan­nien. Eon ist zuversicht­lich: „Wir erwarten durch die Unsicherhe­iten beim Innogy-SSE-Joint Venture keine wesentlich­en Auswirkung­en auf den Sinn und den Zeitplan der übergreife­nden Transaktio­n. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass Innogy und SSE weiterhin das Ziel verfolgen, die Aktivitäte­n in Großbritan­nien zusammenzu­führen“, so die Eon-Sprecherin.

Immerhin eins ist nun klar: Eon soll auch nach der Übernahme von Innogy weiter Eon heißen, darauf habe man sich nun auch offiziell verständig­t, wie es aus Gewerkscha­ftskreisen weiter heißt. Ob und in welcher Form Innogy als Markenname erhalten bleibt, auch das sei aber noch offen.

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FOTO: DPA Innogy in Essen.

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