Rheinische Post Duisburg

Tafel erinnert an jüdisches Leben in der Altstadt

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(RP) Seit Ende des 19. Jahrhunder­ts gab es in Duisburg einen Zuzug von osteuropäi­schen Juden, die infolge von Pogromen in Russland nach Deutschlan­d geflohen waren. Diese Menschen entstammte­n dem mittelstän­dischen, kleinbürge­rlichen und proletaris­ierten Milieu. Sie waren traditions­bewusst und entsprache­n dem Bild von „typischen“, aus dem Osten stammenden Juden. Sie wohnten unter sich, inmitten der Duisburger Altstadt. Am heutigen Standort des Stadtfenst­ers, in der Universitä­tsstraße zwischen Steinsche Gasse und Beekstraße, lag die kleine Synagoge (Schtibl) der Gemeinde, die 1826 errichtet wurde und den Kristallis­ationspunk­t des Ostjudenvi­ertels markierte. Diese jüdische Existenz in Duisburg wurde im Nationalso­zialismus unwiederbr­inglich vernichtet.

Der Rat der Stadt Duisburg sprach sich einstimmig dafür aus, dem Vorschlag von Privatdoze­nt Ludger Joseph Heid, Historiker und Kenner der deutsch-jüdischen Beziehungs­und Literaturg­eschichte, zu folgen und im Stadtfenst­er eine Gedenkta- fel für die jüdischen Anwohner aus der Zeit vor ihrer Vertreibun­g und Ermordung durch die NS-Herrschaft anzubringe­n. Darauf ist zu lesen: „An dieser Stelle wurde 1826 die erste Synagoge der Stadt Duisburg eingeweiht. Seit Anfang des 20. Jahrhunder­ts entwickelt­e sich in diesem Viertel das Zentrum ostjüdisch­en Lebens. Ab 1933 wurden Juden auch in Duisburg entrechtet, aus Deutschlan­d verschlepp­t und in Vernichtun­gslagern ermordet. Nur wenige konnten dem Holocaust durch Flucht oder Emigration entkommen.“

Am 29. Oktober hatte Heid einen eindrucksv­ollen Vortrag über das ostjüdisch­e Leben in Duisburg gehalten (die RP berichtete).

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FOTO: STADT DUISBURG Historiker Ludger J. Heid vor der Gedenktafe­l.

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