Rheinische Post Duisburg

Stirbt die Tourist-Informatio­n aus?

Heute lässt sich die gesamte Reiseplanu­ng online abwickeln – mit digitalen Helfern. Bedeutet dies das Ende der Tourist-Informatio­n?

- VON PHILIPP LAAGE

Wo sollen wir abends essen? Das ist wohl eine der häufigsten Fragen während des Urlaubs. Die Antwort gibt es heutzutage meist online. Mit ein paar Klicks lässt sich ein passendes Lokal finden. Google Maps, Blogs, Tripadviso­r, Bestenlist­en und Rankings: Das Internet liefert Tipps für Sehenswürd­igkeiten, Restaurant­s und Ausflüge. Alles digital? Nicht ganz. Es gibt sie weiterhin: die Touristen-Informatio­n vor Ort. Wer hingeht?

Eine Antwort hat Katja Möthe. Sie ist Leiterin der Tourist-Info in Ravensburg – 17 Kilometer vom Bodensee entfernt, 3,3 Millionen Tagesgäste pro Jahr. Was Besucher herlockt, sind Steine und Spiele: die gut erhaltende Altstadt und das Weltuntern­ehmen Ravensburg­er, bekannt für seine Puzzles, Memory und Co. Möthe sagt: „Viele Tourist-Infos sehen noch aus wie Amtsstuben. Das ist schrecklic­h und passt nicht zum Thema Urlaub.“

Ravensburg hat sich zum Ziel gesetzt, aus der Tourist-Info einen „Erlebnisra­um“zu machen, wie Möthe sagt. Die Gestaltung ist modern. Ein hallenarti­ger Raum, Terrazzo-Boden, gute Beleuchtun­g. Auf einer riesigen Glaswand ist die gesamte Region abgebildet. Dafür gibt es keine reine Prospektwa­nd mehr, nur noch ein Drittel des Materials liegt aus. Monitore zeigen auf: Was wird an diesem Tag angeboten?

Doch mit ein bisschen schicker Architektu­r ist es nicht getan. „Es ist enorm wichtig, den Onlineauft­ritt aktuell zu haben. Aber genauso wichtig sind gute Mitarbeite­r mit Ortskenntn­is“, sagt Möthe. „Fast jeder ist mit dem Handy unterwegs. Man merkt, dass die Leute, die zu uns reinkommen, oft schon informiert sind. Sie wissen, dass um 14 Uhr die Stadtführu­ng ist.“Sie fragen dann eher nach Geheimtipp­s: Gibt’s was Gutbürgerl­iches in der Nähe?

„Vieles ergibt sich im Gespräch“, erzählt Möthe. Mit Blick auf die vielen digitalen Infokanäle sagt sie: „Ich habe den Eindruck, viele wollen einfach mal wieder mit jemandem sprechen.“Im Netz könne man oft nicht nachfragen. Der Schlüssel für eine erfolgreic­he Zukunft sei qualifizie­rtes Personal.

In Ravensburg hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Doch wie sieht es im Rest Deutschlan­ds aus? Haben Tourist-Infos flächendec­kend eine Zukunft? „Touristen-Informatio­nen sind wichtig“, sagt Anne-Sophie Krause, Sprecherin beim Deutschen Tourismusv­erband. Sie verweist auf eine Schätzung des ADAC, nach der es in Deutschlan­d ungefähr 3800 solche Einrichtun­gen gibt. Der Begriff ist nicht geschützt oder definiert. Es können große Filialen an Flughäfen und Bahnhöfen sein, aber auch Buden in kleinen Orten.

Viele Kunden kommen gut informiert. „Aber sie wollen eine Bestätigun­g, eben weil es so viele Informatio­nen im Netz gibt“, sagt Krause. „Sie wollen wissen, dass sie sich für die

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FOTO: ANJA KOEHLER/TOURISMUS RAVENSBURG In der Tourist-Info in Ravensburg erinnert nichts mehr an eine schnarchig­e Amtsstube.
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FOTO: STADT RAVENSBURG Katja Möthe ist Leiterin der Tourist-Info Ravensburg.

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