13. November 1976
Mehr als elf Jahre durfte der Liedermacher Wolf Biermann in der DDR weder auftreten noch seine Songs und Texte publizieren. Seine Platten wurden nur im Westen veröffentlicht, die Fans im Osten konnten sie höchstens unter der Hand erwerben. 1974 bot die Führung der SED ihm an, das Land ohne Möglichkeit zur Wiederkehr zu verlassen. Biermann lehnte ab: Er wollte in der DDR leben, nannte seine Haltung „kritische Solidarität“. Doch 1976 schien Biermann Grund zur Freude zu haben. Die Einladung der IG Metall zu einer Konzertreise durch Westdeutschland durfte er offiziell annehmen. Am 13. November 1976, wenige Tage vor Biermanns 40. Geburtstag, gab er sein erstes großes Konzert vor fast 7000 Zuschauern in Köln. Der live im WDR Hörfunk übertragene Auftritt beinhaltete auch kritische Töne gegen die SED-Führung. Die reagierte schnell: Nur drei Tage nach dem Auftritt wurde die Ausbürgerung des Sängers bekannt gegeben, wegen angeblicher „grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten“. Künstler-Kollegen solidarisierten sich mit Biermann, forderten die Rücknahme der Ausbürgerung, vergeblich. Wer die Petition unterschrieb, wurde selbst unter Druck gesetzt. Manfred Krug, Nina Hagen und Armin Müller-Stahl sind nur einige der Künstler, die in den Jahren nach der Biermann-Ausbürgerung schließlich das Land verließen.