Kein Augenarzt wollte einen Hausbesuch machen
(dwi) Bärbel Bernth ist auf Augenärzte in Duisburg derzeit gar nicht gut zu sprechen. Die 73-Jährige wohnt zwar in Eschweiler, besucht aber ihre Schwester (87) regelmäßig im Seniorenzentrum Altenbrucher Damm in Buchholz. Zuletzt machte der stark pflegebedürftigen 87-Jährigen eine Entzündung am Auge schwer zu schaffen. „Der Hausarzt hat erst Augentropfen verschrieben“, erzählt Bärbel Bernth. Als es dadurch nicht besser wurde, sollte ein Augenarzt hinzugezogen werden. Da ihre Schwester nicht mehr selbst eine Praxis aufsuchen könne, habe das Altenheim, so die Eschweilerin, vergeblich versucht, einen Hausbesuch zu organisieren. „Es wurden auch zwei Augenärzte ganz in der Nähe zum Heim angerufen. Doch es ist niemand gekommen“, so Bärbel Bernth.
Am Ende habe ihr Schwester nach ein paar schmerzhaften Wochen per Liegendtransport in die Augenklinik nach Fahrn gebracht werden müssen – und das mehrmals. Die 73-Jährige erklärt: „Das erste Mal zur Diagnose. Da war schnell klar, dass sie wegen eines eingerollten Lids operiert werden musste. Das zweite Mal zur Vorbereitung auf die Operation und das dritte Mal zur OP selber“, so Bernth. „Das ist doch unglaublich. Erst muss meine Schwester unnö- tig lange leiden, weil kein Augenarzt kommt und dann entstehen auch noch hohe Kosten durch die Fahrten. Die übernimmt zwar die Krankenkasse, aber das hätte doch nicht sein müssen.“
Frank Frischauf ist Leiter des Buchholzer Seniorenzentrums und kennt den Fall. Es wird schnell deutlich, dass er sich mit harter Kritik an den Augenärzten zurückhalten will. Er betont: „Es gibt bei uns eine gute hausärztliche Versorgung und grundsätzlich gute Kontakte zu den Fachärzten.“Allerdings: „Hier und da gestaltet es sich etwas schwierig.“Und: „Urologen oder Neurologen sind regelmäßig bei uns, aber ich würde mir wünschen, wenn es zum Beispiel im Gesundheitszentrum Süd noch mehr Fachärzte geben würde.“Es sei selten, dass ein Augenarzt ins Seniorenzentrum kommen muss, aber das sei bei immobilen Personen schon mal notwendig. „In dem aktuellen Fall ist es mir wichtig gewesen, dass am Ende trotz der Probleme eine Diagnostik laufen konnte.“
Ist es denn grundsätzlich schwierig, Fachärzte für Untersuchungen in Alten- und Pflegeheimen zu gewinnen? Helmut Gudat, Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, stellt klar: „Fachärz- te sind berechtigt und verpflichtet, im Rahmen ihres Fachgebiets Hausbesuche durchzuführen. Damit ist alles gesagt.“Wenn es im Einzelfall Probleme gebe, sei es möglich, sich schriftlich bei der KV zu beschweren. „Wir schauen dann genau, warum ein Facharzt keinen Hausbesuch gemacht hat. War er überlastet oder im Urlaub? War ein Hausbesuch medizinisch notwendig? Diese und andere Fragen müssen geklärt werden.“Wenn ein Facharzt seiner Pflicht unbegründet nicht nachkommt, gibt es laut Gudat abgestufte Sanktionen. „Die reichen von einer mündlichen Verwarnung bis zum Kassenentzug im Extremfall.“