Schafherde zieht an die Ruhrwiese um
Peter Metten ist mit seinen etwa 400 Tieren von der Rhein- an die Ruhrwiese gezogen, da die Weide abgegrast ist.
(debe) Die Wolken hängen tief und bewegen sich schnell. An Rhein und Ruhr ist es an diesem Mittag ziemlich stürmisch. Im grauen Novemberlicht treffen sich Industrie und Natur: Schiffe schippern über die Ruhr, es qualmen Schlote. Und Schafe ziehen über die Wiesen. Mitten in dieser Ruhrpottromantik: Peter Metten. Hellwache Augen, verschmitztes Lächeln, Schäferstock und – trotz des eisigen Windes – einen offenen Parker am Leib. Der „Mann im guten Rentenalter“, wie er über sich sagt, zieht mit seiner aus 400 Tieren bestehenden Herde von den Rhein- zu den Ruhrwiesen.
Metten winkt ab und lacht. „Alles abgegrast“, sagt er und zeigt dann in Richtung Rheinwiesen. Doch die Schafe haben Hunger. „Deshalb darf ich jetzt an die Ruhr, dort ist noch genug Gras für meine Tiere“. In etwa zehn Tagen, schätzt er, haben die Schafe auch die Wiesen abgegrast. „Dann geht es weiter nach Rheinhausen und schließlich zum Jahresende bis an die niederländi- sche Grenze. Wie so oft, Schäferalltag eben. Auch der Umzug von der Rhein- an die Ruhrwiese, die Knappheit der saftigen Nahrung für seine Tiere – nichts Neues für Metten. „Das ist immer mal wieder vorge- kommen. Als Schäfer ist man eben unterwegs.“Bei Wind und Wetter.
Seit seiner Kindheit im Sauerland hütet er Schafe, schon sein Vater tat das. „Ich kenne nichts anderes und ich will nichts anderes“, sagt er. Die Erfahrung strahlt er aus. Das merken auch die Schafe. Praktisch ohne Kommandos führt er die Herde in aller Ruhe an neue Ufer. Bärbel Kluyken, eine langjährige Freundin, ist zur Sicherheit dabei, ebenso ihre Hündin. Und natürlich auch Mettens Schäferhündin, die fünfjährige Amanda. Sie alle beobachten die Herde, bekommen aber nicht all zu viel zu tun. Aber: „Wenn es mal ernst wird, die Schafe verschreckt werden, sorgt Amanda für Ordnung“, erklärt der Schäfer. Wenn es in ein paar Tagen nach Rheinhausen geht, wird sie wohl zum Einsatz kommen. „Wir müssen an einer Stelle die Straße überqueren, dabei zähle ich wieder fest auf Amandas Hilfe“, sagt er.
An diesem Tag reicht ihre bloße Anwesenheit. Metten lockt die Schafe an und sie folgen sofort, ganz ohne viel Stress marschiert die Herde seelenruhig am Wasser entlang. Der Wind wühlt durch ihr Fell, wie Metten nehmen sie das gleichmütig zur Kenntnis. Das stürmische Wetter, es kommt dem Schäfer sogar gelegen: Es ist weniger Betrieb am Wasser. „Im Sommer kommen Leute mit ihren Hunden den Herden oft zu nah, das sorgt für Unruhe“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass alle einen Sicherheitsabstand einhalten.“