ETuS-Schützen überschreiten Lärmwerte
6-Seen-Wedau: Die Schießhalle fehlt im Gutachten. Neue Anwohner könnten klagen.
WEDAU (moc) Beim ETuS Wedau dürften sie davon ausgegangen sein, dass sie endlich ihre Ruhe haben, nachdem der ursprünglich geplante Umzug in Folge des Bauprojekts 6-Seen-Wedau vom Tisch war. Jetzt kommt bei den Vereinsmitgliedern allerdings wieder Unruhe auf. Der Grund dafür ist das Lärmschutzgutachten – und zwar das, was nicht drin steht.
Es berücksichtigt zwar den Fußballplatz des Vereins und auch die Tennisplätze. Was im Gutachten aber fehlt ist die Schießanlage. Dass Schüsse aus Vorderlader und Gebrauchspistole nicht zu überhören sind, haben die Gesprächspartner von BEG und DB Immobilien an den eigenen Ohren erfahren: „Die saßen zu Gesprächen bei uns im Nebenraum und sind zusammengezuckt“, sagt Günter Koch, der mit Siegfried Daheim die Sache 6-Seen-Wedau in die Hand genommen hat. Nach derzeitigem Planungsstand dürften auch die künftigen Nachbarn der Anlage zusammenzucken – denn die Lärmschutzmauer endet nach aktuellen Planskizzen vor der Schießanlage. Und das bereitet dem Verein Sorgen.
Einen Meter hinter der Grundstücksgrenze des ETuS beginnt das Gelände des zukünftigen Neubaugebiets. Wie nah die Häuser an die Schießanlage heranrücken werden, weiß Koch nicht. Was er weiß: wie weit die Schüsse tragen. „Wenn es ruhig ist, hören Sie das 50, 60 Meter weit.“Beim ETuS haben sie von anderen Neubauprojekten ohne Lärmschutz gehört, bei denen die neuen Anwohner gegen die alt eingesessene Lärmquelle geklagt haben – und Recht bekommen haben. Die Verantwortlichen des Vereins haben die Stadt und Gutachter bereits vor Wochen auf die Lücke im Lärmschutz und im Gutachten hingewiesen. Vom Gutachter sei keine Reaktion gekommen, von der Stadt habe es lediglich geheißen, die An- gelegenheit werde „im Projekt besprochen“.
Mit dem ETuS wurde bislang nicht besprochen, wie es weitergeht. Das Ziel des Vereins steht fest: Die Schießanlage soll ins Lärmschutzgutachten aufgenommen werden, „damit wir wissen, was gemacht werden muss“. Und: Die Kosten für eine Nachrüstung der Anlage sollen aus dem Projekt 6-Seen-Wedau finanziert werden. Denn die Anlage so umzubauen, dass es weniger laut knallt, ist zwar möglich – aber teuer. „Wir müssten sämtliche Öffnungen neu isolieren“, erklärt Koch.
Den finanziellen Aufwand dafür beziffert er mit einem hohen fünfstelligen Betrag. Das könne der ETuS nicht stemmen. Zumal der Verein gerade erst 50.000 Euro wegen 6-Seen-Wedau zahlen musste: Der alte Stromanschluss habe im Zuge der Vorbereitungen des Bauprojekts gekappt werden müssen, also musste ein neuer her. Die Rechnung zahlte der Verein selber. „Deshalb mussten wir unsere Beiträge erhöhen.“
Einen weiteren teuren Umbau kann sich der Verein mit seinen knapp 900 Mitgliedern nicht leisten. Koch und Daheim hoffen deshalb auf den Plan der Erschließungskosten für 6-Seen-Wedau: Dort sind mit der Bezeichnung ETuS Wedau insgesamt gut 1,2 Millionen Euro eingepreist. Allerdings hat das Lärmschutzgutachten, in dem neben der Schießanlage des Vereins auch die Turnhalle fehlt, Skepsis bei den ETuS-Verantwortlichen verursacht.
Zwar hoffen sie, dass es sich nur um einen Fehler handelt. Sie stellen aber auch die Frage, ob womöglich Absicht dahintersteckt – und „man vermeiden will, dass potenzielle Käufer der umliegenden Häuser durch die zwangsläufigen Geräuschentwicklungen von Sportstätten vom Kauf abgehalten würden oder dieses bei der Preisfindung Berücksichtigung fände.“
„Wenn es ruhig ist, hören Sie die Schüsse
50, 60 Meter weit“
Günter Koch ETuS Wedau